Von: ka
Bozen/Meran – Die Bürgermeisterstichwahlen in den beiden größten Städten des Landes, in der Landeshauptstadt Bozen und der Kurstadt Meran, sind entschieden. Wie erwartet haben die beiden Kandidaten, die bereits vor zwei Wochen vorne lagen, das Rennen für sich entschieden.
Während die starke SVP-Kandidatin Katharina Zeller in Meran den amtierenden Bürgermeister mit 57,4 Prozent klar schlagen konnte, musste Claudio Corrarati in Bozen trotz seines deutlichen Vorsprungs fast bis zuletzt um seinen sicher geglaubten Bürgermeistersessel zittern.
Das lag vor allem an der niedrigen Wahlbeteiligung und den „deutschen Boaznern”, die die von der Sammelpartei angekündigte „Blockfreiheit” dazu nutzten, dem neuen Bürgermeister einen Schuss vor den Bug zu setzen. Das bedeutet nicht, dass sie seine Eignung für das Bürgermeisteramt anzweifeln, aber sehr wohl, dass ihnen ein Teil seiner Unterstützer von ganz rechter italienischer Seite nicht gefällt.
Nach der müden letzten Amtszeit von Renzo Caramaschi wünschen sich die Bozner jeglicher Zunge und politischer Couleur aber nichts sehnlicher als einen Neuanfang. Das Vertrauen der „deutschen Boazner” muss sich Claudio Corrarati jedoch erst noch erarbeiten.
Überhaupt ist die SVP tonangebend: In Meran konnte sie mit Katharina Zeller das Amt der ersten Bürgerin der Stadt zurückerobern und ist in Bozen als stärkste Partei „Königsmacherin”.
Schade nur, dass die Amtsübergabe in Meran von ethnischen Polemiken überschattet wurde. Als der scheidende Bürgermeister Dario Dal Medico der neuen Bürgermeisterin die Trikolore um die Schulter legte, zögerte sie kurz. Anschließend legte sie die Schleife wieder ab und hielt stattdessen den Schlüssel der Stadt Meran in die Höhe. Formalrechtlich kann man Katharina Zeller zwar nichts vorwerfen, ob ihr Handeln angesichts der Wirkmächtigkeit der Bilder jedoch klug war, steht auf einem anderen Blatt. Wie Claudio Corrarati in Bozen wird auch sie daran gemessen werden, ob sie die Bürgermeisterin aller Meraner ist.
Das Letzte, was die Bürger aber nun gebrauchen können, sind ethnische Polemiken. Es gilt, die Wahlversprechen umzusetzen und die vielfältigen Probleme der beiden größten Städte des Landes – allen voran die Leistbarkeit des Wohnens – anzugehen. Grabenkämpfe vergiften nämlich nur das politische Klima und lenken von den echten Sorgen der Meraner und Bozner ab.
Um ein weiteres Absinken der Wahlbeteiligung zum Schaden der Demokratie zu verhindern, müssen die Stadtväter und -mütter in fünf Jahren greifbare Ergebnisse vorweisen können. Werden die beiden Neuen das Vertrauen der Meraner und Bozner in die Stadtpolitik zurückgewinnen können?
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