Von: mk
Meran – In der Werkstatt von Handswork Meran roch es nach frischem Holz, Farbe und Arbeit. Menschen haben geschliffen, gemalen und graviert. Beim Tag der offenen Tür am Donnerstag hat der Verein HANDS Onlus in Meran gezeigt, was es bedeutet, aus einer Suchterkrankung heraus wieder Halt zu finden: durch regelmäßige Arbeit, im Austausch und im Vertrauen darauf, dass Veränderung möglich ist. Die Verantwortlichen vom Arbeitsrehabilitationsdienst Handswork Christiane Gamper und von Ambulatorium und Hands4You Giulia Zanvettor haben mit ihren Kollegen Nachbarn, Netzwerkpartnern, Angehörigen und Interessierten durch die Einrichtungen in der Alois-Kuperion-Straße 6/8 geführt, über die Tätigkeiten des Vereins, über Suchtproblematiken und Lösungsansätze informiert.
Die Holzwerkstatt Handswork Meran hat in den vergangenen Jahren vielen Menschen mit Suchtproblematiken eine zweite Chance gegeben. Sie haben gelernt, mit Maschinen umzugehen, Werkzeuge passend einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen. Aus alten Möbeln sind neue Stücke geworden, aus Bruchstellen Verbindungen. „Wir haben erlebt, wie Menschen, die sich verloren fühlten, durch die Arbeit Schritt für Schritt wieder Stabilität gefunden haben“, erklärte Christiane Gamper, Koordinatorin von Handswork. In der Holzwerkstatt werden Möbel restauriert und neue Werkstücke hergestellt, im Malbereich werden sie teilweise zusätzlich künstlerisch ergänzt. Im hauseigenen Shop und an anderen Verkaufsstellen können die handgemachten Produkte von Handswork erworben werden. Holz reagiere auf jede Bewegung, sagt Christiane Gamper. Es verzeihe nichts, aber es lehre Geduld. Geduld brauchen Menschen, die aus der Sucht kommen. Rund zwanzig Personen hat Handswork Meran im Lauf des vergangenen Jahres begleitet. Das sind Menschen, die nach einer Therapie wieder an ihrer Tagesstruktur, Ausdauer und Gemeinschaft gearbeitet haben. Einige haben den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt geschafft, andere haben gelernt, morgens wieder aufzustehen, pünktlich zu sein und stolz auf das zu blicken, was sie mit den eigenen Händen geschaffen haben.
Neben der Werkstätte hat das Ambulatorium von HANDS in Meran erneut gezeigt, wie wichtig niederschwellige Angebote sind. 46 Personen haben im vergangenen Jahr psychologische Beratung, Einzel- und Paargespräche oder Unterstützung in den Gruppen in Anspruch genommen. Dabei geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern um kontinuierliche Begleitung. Auch Angehörige haben in Beratungen Unterstützung erhalten.
Das Projekt PAIT (Individuelles territoriales Betreuungsprojekt), an dem eine Pädagogin und eine Sozialbetreuerin beteiligt sind, unterstützt Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten haben, ambulante Dienste in Anspruch zu nehmen. Ziel ist es, ihre Selbstständigkeit zu fördern und sie im Alltag mit großer Flexibilität zu begleiten. Die Treffen finden zu Hause, in einem Café oder während einer Arbeitspause statt und zielen darauf ab, den Zugang zu Gesundheits- und Sozialleistungen zu erleichtern, um so die Lebensqualität zu verbessern und sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken. Die Ziele werden gemeinsam mit dem überweisenden Dienst sowie mit den begleiteten Personen selbst entwickelt. Dabei werden ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt.
Einen wichtigen Übergang bietet auch die Übergangswohnung von HANDS: Sie wird von maximal zwei Personen bis zu 18 Monate bewohnt und von den Mitarbeitern des Projekts PAIT begleitet. Sie ist ein Ort des Aufbruchs und ein Zwischenschritt auf dem Weg hin zu einem selbstständigen Leben. Vier Menschen haben 2024 dort gewohnt und gelernt, ihren Alltag zu strukturieren, ihre Finanzen autonom zu regeln und Verantwortung zu übernehmen.
Hands4You (H4Y) ist ein Verein, der Freizeitgestaltung in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Im Jahr 2024 haben die Freiwilligen über 30 Menschen für Bewegungsangebote wie Yoga oder Bergwanderungen begeistert, kreative Aktivitäten wie Workshops zur anthroposophischen Malerei organisiert und zu geselligen Momenten wie gemeinsamen Mittag- und Abendessen eingeladen. Jedes Treffen öffnet eine Tür zum Gegenüber. „Freizeit ist der Schlüssel zur Stabilität“, betont Giulia Zanvettor, Koordinatorin der Aktivitäten von H4Y. „Neue Erfahrungen zu machen und die Freude am gemeinsamen Erleben wiederzuentdecken, ist ein entscheidender Schritt hin zu einem veränderten Lebensstil. Soziale Beziehungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil psychischen Wohlbefindens.“ Abseits therapeutischer Pläne und Diagnosen schafft Hands4You Wege, die Menschen wieder in die Gemeinschaft hineinführen und ihnen Teilhabe ermöglichen.
Insgesamt haben bei den Tätigkeiten von HANDS in Meran im vergangenen Jahr sieben hauptamtliche und zehn freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gearbeitet. Sie begleiten, motivieren und stärken Menschen mit Suchtproblemen. Angehörige, Nachbarn, Fachleute und Interessierte sind zum Tag der offenen Tür gekommen, haben die Werkstatt besucht, Gespräche geführt und zugehört. Die von HANDS begleiteten Menschen haben von ihren Arbeiten erzählt und sichtbar gemacht, was ihnen Halt gibt. HANDS Meran hat gezeigt, was es das ganze Jahr über lebt: dass Therapie und Rehabilitation nicht nur in Behandlungsräumen stattfindet, sondern mitten im Leben – ob das beim Schleifen eines Stuhls, beim gemeinsamen Kochen oder beim Gespräch über Rückschläge ist. Jede Geschichte kann weitergeschrieben werden, so schwer sie auch ist.




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