Von: mk
Bozen – Die Landesabteilung Soziales erarbeitet derzeit in einem partizipativen Prozess die Inhalte des neuen Landessozialplanes. Heute stand der fünfte und gleichzeitig letzte Workshop mit Interessensvertretungen und Mitarbeitern der öffentlichen und privaten Dienste zum Bereich Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen an. Die Workshops waren im Herbst in physischer Form gestartet, wurden dann pandemiebedingt in digitaler Form fortgeführt. Für Soziallandesrätin Waltraud Deeg ist es wichtig, die gemachten Erfahrungen in den neuen Sozialplan einfließen zu lassen: “Die Rahmenbedingungen waren schwierig. Dennoch haben wir gesehen, dass es das breit geknüpfte soziale Netz aus privaten und öffentlichen Trägerorganisationen geschafft hat, vieles am Laufen zu halten. Wir nehmen dieses Wissen mit in den Workshop, um über die künftige Ausrichtung zu diskutieren und weiter an der Vernetzung zu arbeiten.”
Entwicklungstrend: 25 Prozent mehr Menschen mit Behinderungen bis 2025
Welche Dienste und Leistungen für Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen es bereits gibt, führte Verena Moser, Direktorin des Landesamtes für Menschen mit Behinderungen aus. Fast 61 Millionen Euro sind im Jahr 2019 über den Sozialfonds den Menschen zugutegekommen: 51 Millionen Euro für Dienste im Bereich Behinderung, 7,4 Millionen Euro im Bereich Sozialpsychatrie und 2,1 Millionen für Abhängigkeitserkrankungen. Eurac-Forscher Peter Decarli ging auf die wissenschaftlichen Prognosen zur künftigen Entwicklung ein: Demnach wird international, aber auch in Südtirol der Anteil der Menschen mit Behinderungen in den nächsten Jahren laut Entwicklungstrends um 25 Prozent zunehmen. Dies sei vor allem mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft zu begründen. Im Hinblick auf psychische und Abhängigkeitserkrankungen sei festzuhalten, dass sich die Prävalenzen, also der Anteil der Bevölkerung mit einer entsprechenden Erkrankung, nur geringfügig ändern werden. Gleichzeitig nehme jedoch die Anzahl der Diagnosen zu, was einer höheren Sensibilität, einem offeneren Umgang und verbesserten Kenntnissen und Diagnostik zuzurechnen seien.
Die Erarbeitung des neuen Landessozialplanes wird wissenschaftlich von Eurac-Research begleitet. Eurac-Forscherin Ines Simbrig stellte eine vorab durchgeführte Umfrage unter den Workshopteilnehmern, aber auch unter Betroffenen und deren Angehörigen sowie in diesem Bereich tätigen Fachkräften vor. Daraus ging unter anderem hervor, dass sich eine Mehrheit der über 400 Umfrageteilnehmer eine größere Orientierung der Angebote am Bedarf der Personen wünscht. Ergänzungen seien beispielsweise bei individueller Begleitung und Leistungen in unterschiedlichen Bereichen gefragt.
Unterlagen in Kürze online verfügbar
Der Landessozialplan ist laut Landesgesetz 13/1991 (zur Neuordnung der Sozialdienste) eines der Hauptinstrumente zur Planung der Sozialpolitik in Südtirol, führte Abteilungsdirektorin Michela Trentini aus. “Moderne Sozialpolitik muss sich den Veränderungen der Gesellschaft anpassen und dabei auch den lokalen, nationalen und internationalen Kontext berücksichtigen. Das Südtiroler Sozialwesen hat sich darum in den vergangenen Jahrzehnten konsequent weiterentwickelt und behält dies bei”, sagte Trentini. Es gehe nun darum, auch innerhalb dieses Workshops Entwicklungspotentiale zu erkennen, Synergien auszumachen und gemeinsam an einer Weiterentwicklung des Sozialwesens zu arbeiten. Die rund 90 Teilnehmenden konnten sich in insgesamt vier Arbeitstischen aktiv einbringen.
Der Stream zum ersten Teil des Workshops ist online verfügbar, in den nächsten Tagen werden auf den Webseiten des Landes zum Thema Soziales auch die Tagungsunterlagen der Referentinnen und Referenten online zugänglich sein.