Von: APA/sda/dpa/Reuters
Nach den Engländerinnen sind auch die Spanierinnen auf dem Weg ins EM-Finale gewankt, aber nicht gefallen. Ein Geniestreich von Weltfußballerin Aitana Bonmati zum 1:0 nach Verlängerung gegen Deutschland in Zürich machte am Mittwoch das Traumfinale perfekt. “Darüber könnte ich ein Buch schreiben”, sagte die 27-Jährige auf die Frage, wie es sich anfühle, das Turnier wegen einer Hirnhautentzündung fast verpasst zu haben und dann im Halbfinale das entscheidende Tor zu erzielen.
Die Barcelona-Stammkraft überlistete Ann-Katrin Berger aus spitzem Winkel mit einem flachen Schuss ins kurze Eck. Die DFB-Torfrau hatte sich bis dorthin 112 Minuten keinen Fehler geleistet. “Unsere Analysten haben gesehen, dass sie bei solchen Aktionen die kurze Ecke manchmal frei lässt. Das haben wir ausgenutzt”, erläuterte Bonmati. Sie habe nicht zweimal vor dem Schuss nachgedacht. “Ich habe alles versucht, weil ich keine Elfmeter schießen wollte. Der Treffer in so einem Spiel ist etwas ganz Besonderes.” Beim 2:0 im Viertelfinale gegen die Schweiz hatten die Spanierinnen zwei Strafstöße vergeben.
Zweifach historischer Sieg
Der Sieg wird auf spanischer Seite lange in Erinnerung bleiben, war es doch der erste im neunten Duell mit dem Rekordeuropameister, für den es zudem den erstmaligen EM-Finaleinzug gab. “Heute war der Tag, Geschichte zu schreiben. Für genau solche Momente arbeiten wir jeden Tag. Wir sind sehr stolz, dass wir zu dieser Generation gehören, die so viel erreicht”, betonte Bonmati nach Spaniens Länderspielsieg Nummer zehn in Folge.
Am Sonntag (18.00 Uhr/live ORF1) in Basel soll mit dem Premieren-EM-Titel in einer Neuauflage des von Spanien mit 1:0 gewonnenen WM-Finales 2023 gegen England die Krönung folgen. Man wolle der Erfolgsgeschichte “am Sonntag ein weiteres Kapitel hinzufügen”, unterstrich die Matchwinnerin. Sie heimste am Mittwoch die ganzen Lorbeeren ein. Auch Deutschlands Teamchef Christian Wück sprach von einem “Geniestreich” der Edeltechnikerin.
Solche Formulierungen dominierten auch in den Medien. “Aitana schreibt Geschichte”, schrieb die spanische “Marca”. Laut dem Portal “The Athletic” habe Bonmati gezeigt, “warum sie Weltklasse ist”. Und die Luzerner Zeitung stellte fest: “Die Genialität der Weltfußballerin macht den Unterschied.”
Bonmati “glaubt nicht an Schicksal”
Zum zweiten Mal in Folge wurde sie von der UEFA als Spielerin des Spiels ausgezeichnet, nachdem sie zuvor gegen die Schweiz einen sehenswerten Assist mit der Ferse zum 1:0 gegeben hatte. “Ich glaube nicht an Schicksal”, sagte Bonmatí, “ich glaube an meine Arbeit, an meine Mentalität. Ich habe hier und zu Hause sehr breite Unterstützung erfahren. Dafür bin ich immer dankbar.” Ende Juni war sie drei Tage in Madrid im Krankenhaus, ihre EM-Teilnahme sehr fraglich. Über Joker-Einsätze in den ersten beiden Gruppenspielen kämpfte sie sich in die Startelf zurück.
“Das war nicht einfach für sie am Anfang des Turniers”, berichtete Trainerin Montserrat Tomé. Bonmatí sei aber “eine sehr spezielle Persönlichkeit, sie will ganz weit oben sein. Sie hat es geschafft, ihre Gesundheitsprobleme zu überwinden.” Ihr Team habe gegen Deutschland “viel leiden” müssen, was auf dem höchsten Level nicht ungewöhnlich sei. “Sie hatten nicht viel Ballbesitz (Anm.: 40 Prozent), haben uns aber physisch dominiert”, brachte es eine “super glückliche” Tome auf den Punkt.
Coll rettete Spanien vor Aus
Da das starke DFB-Umschaltspiel nicht immer unterbunden werden konnte, wurde es einige Male brenzlig. Darunter in der vierten Minute der Nachspielzeit der regulären Spielzeit, wo Torfrau Cata Coll zuerst einen abgefälschten Schuss von Klara Bühl und danach auch den Nachschuss von Carlotta Wamser glänzend parierte und ihr Team vor dem Out bewahrte. “Kurze Ecke hoch und lange Ecke flach: Wenn sie sich an den Stürmergrundsatz gehalten hätte, wäre der Ball vielleicht reingegangen”, meinte Wück.
Er kann trotzdem stolz auf das Turnier sein, hatte sein personell gebeuteltes Team doch schon im Viertelfinale gegen Frankreich eine Unterzahl über fast die gesamte Partie überstanden und nun auch Spanien an den Rand einer Niederlage getrieben. “Es war wieder ein Rückschlag, aber ich bin überzeugt, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln. Wir stehen zu 100 Prozent dahinter, werden so weitermachen”, betonte der 52-Jährige. Auch Mittelfeldspielerin Sara Däbritz sah eine “sehr vielversprechende Zukunft” für das DFB-Team. “Wir werden noch stärker zurückkommen”, versprach die 30-Jährige.
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