Marko Arnautovic auf seiner Ehrenrunde

“Ein großer Moment” – Arnautovic will nach Torrekord zur WM

Freitag, 10. Oktober 2025 | 05:03 Uhr

Von: apa

Marko Arnautovic war hochemotional, wie man ihn in diesen Momenten kennt. Als neuer ÖFB-Rekordtorschütze ging es nach dem 10:0 am Donnerstag in Wien gegen San Marino zuerst einmal auf die Tribüne, um seinen Vater zu herzen. Die Jagd nach dem Torrekord von Toni Polster hatte ein Ende. “Das ist für mich ein sehr, sehr schöner, ein großer Moment”, erklärte Arnautovic. Der 36-Jährige hat aber noch ein wichtigeres Ziel: Er will 2026 mit dem ÖFB-Team zu seiner ersten WM reisen.

Das Turnier nächsten Sommer in Nordamerika könnte der Schlusspunkt einer schillernden Karriere in der ÖFB-Auswahl sein. “Ich will einfach nur zur WM, die WM spielen, euch allen die Hand geben und das war’s”, sagte Arnautovic nach seinem Viererpack vor Journalisten. Rekordnationalspieler ist der Wiener seit September 2022. In mittlerweile 128 Länderspielen hat er nun 45 Tore erzielt – eines mehr als Polster.

“Es war eine Ehre, mit ihm da oben um den Rekord zu kämpfen”, betonte Arnautovic. “Ich weiß, dass Toni Polster eine sehr, sehr große Legende hier ist im österreichischen Fußball. Riesengroßes Kompliment und Lob an ihn, dass er so lange da oben war – alleine.” Viele Stürmer hätten es versucht, niemand habe Polsters Marke, die dieser in 95 Spielen von 1982 bis 2000 gesetzt hatte, erreicht. Von seinem früheren Teamkollegen Marc Janko hätte er geglaubt, dass er es schaffen würde, sagte Arnautovic. “Jetzt habe eben ich das gemacht.”

Emotionaler Ausnahmezustand

Von Arnautovic fiel einigermaßen Druck ab. Seine Teamkollegen hätten ihn in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder wegen der Bestmarke angestachelt. Das Thema war in den vergangenen Tagen auch medial sehr präsent. “Jetzt reden wir nicht mehr über den Rekord”, meinte dessen neuer Inhaber. Als er die Bestmarke nach einem Pass von Nikolaus Wurmbrand gebrochen hatte, habe er erst nicht gewusst, ob er lachen, weinen oder schreien sollte. “Es war ein bisschen zu viel, muss ich ehrlich sagen, ich habe keine Luft gekriegt. Ich war emotional.”

Seine Mannschaftskollegen stürmten von der Ersatzbank auf ihn zu – für Arnautovic ein Zeichen des besonderen Zusammenhaltes. “Wenn wir keine Familie wären, dann wäre es nicht so passiert.” David Alaba erhielt für den Jubellauf sogar die Gelbe Karte. Der als Erster losgestürmte Michael Gregoritsch war “sehr, sehr erleichtert”, dass nicht er sie kassiert hatte, wäre er damit doch im nächsten WM-Quali-Spiel am Sonntag in Rumänien gesperrt gewesen. “Das hätte ich mir nicht verziehen.”

Der Treffer hielt auch einer Überprüfung durch den VAR stand. Arnautovic ist damit erst der vierte Österreicher nach dem Zweiten Weltkrieg, dem mehr als drei Tore in einem Länderspiel gelungen sind. Zuvor hatten das nur Hans Krankl (6 beim 9:0 gegen Malta 1977), Erich Probst (5 beim 9:1 gegen Portugal 1953) und Erich Hof (5 beim 7:1 gegen Zypern 1968) geschafft.

Nur San Marinos Torhüter traurig

“Ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist. Alles war perfekt”, rang Arnautovic nach der Gala im Wiener Prater nach Worten. “Wir haben zweistellig gewonnen, ich habe den Torrekord gebrochen.” Dazu hätte auch noch WM-Rivale Bosnien auf Zypern nur 2:2 gespielt. Nur Edoardo Colombo musste Arnautovic enttäuschen. Die Dress, die er in der Halbzeit eigentlich San Marinos Torhüter versprochen hatte, musste er nach dem Rekordspiel dann doch behalten. “Es kommt in meine Kollektion, es hat eine sehr große Bedeutung für mich.”

Dabei war der Rekord für ihn zuvor eigentlich kein Thema gewesen. “Mein einziges Ziel war, zur Weltmeisterschaft zu kommen.” Um das Torverhältnis auf dem Weg dorthin aufzupolieren, hatte man sich das Ziel gesetzt, gegen San Marino zweistellig zu gewinnen, verriet Arnautovic – was mit dem höchsten Länderspielsieg der ÖFB-Geschichte auch gelang.

In dieser hat Arnautovic längst einen besonderen Platz. “Marko ist ein außergewöhnlicher Spieler in der österreichischen Geschichte”, meinte Sturmkollege Gregoritsch. Ein Ranking wollte er sich aber nicht anmaßen. “Ich glaube, das wäre unfair.” In Zeiten von Herbert Prohaska oder Krankl habe er noch nicht gelebt, bei Polster und Andreas Herzog sei er zu jung gewesen. “Jetzt gibt es Alaba, Arnautovic und die Generation, die jetzt einen sehr schönen Moment miterlebt hat. Für unsere Generation ist er (Arnautovic) jetzt einmal sehr, sehr weit vorne.”

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