König und erster Verfolger tauschen die Plätze – ein Kommentar

Erleichternder Rollentausch

Donnerstag, 11. September 2025 | 01:43 Uhr

Von: ka

New York/Sexten – Jannik Sinner und Carlos Alcaraz standen sich dieses Jahr schon mehrmals in den Finalspielen großer Tennisturniere gegenüber. Die meisten davon konnte der Spanier für sich entscheiden, doch den Pokal des klassischsten und prestigeträchtigsten von allen, Wimbledon, konnte der Südtiroler zu sich nach Hause holen.

Lässt man das krankheitsbedingt kurze Finale in Cincinnati einmal außer Acht, so hatten die Finals in Rom, Paris und London gemeinsam, dass sie alle auf Messers Schneide standen.

Instagram/Jannik Sinner

Beim Männerfinale der US Open hingegen gab es von Anfang an kaum Zweifel, wer als Sieger vom Platz gehen würde. Jannik Sinners gewohnt starkes Spiel von der Grundlinie vermochte der Spanier gekonnt zu kontern, während der Sextner der ideenreichen Finesse des Iberers wenig entgegensetzen konnte.

„Ich bin zu berechenbar. Außerdem war ich im Finale unvorbereitet. Ich muss meine Komfortzone verlassen. Dann werde ich mich stärker fühlen, wenn ich dorthin zurückkehre“, analysierte Jannik seine eigene Leistung nach dem verlorenen Match. Seine Entscheidung, sein Spiel fortan variabler zu gestalten, um zukünftigen Gegnern besser begegnen zu können – vielleicht kürzere Bälle zu wählen und öfter ans Netz zu gehen –, ist einleuchtend.

Das verlorene US-Open-Finale und vor allem die Abgabe der Nummer-eins-Position wiegen schwer. Aber auch wenn er es niemals zugeben würde, scheint Jannik Sinner fast erleichtert zu sein, nicht mehr mit all seinen Kräften den Tennisthron verteidigen zu müssen. Die Punktejagd wird weitergehen, aber wie er selbst sagt, wird er sich in den nächsten Monaten auf die Verbesserung seines Spiels konzentrieren.

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Mehr als ein Jahr lang war er die unangefochtene Nummer eins der Tenniswelt und brachte seine Gegner zur Verzweiflung. Während er die anderen auf Distanz halten konnte, schaffte es Carlos Alcaraz, ihn zu entthronen und den obersten Platz an der Sonne zurückzuerobern.

Instagram/Jannik Sinner

Nach dem Rollentausch geht das epische Duell in die nächste Runde. Der Druck, den Thron als neue Nummer eins verteidigen zu müssen, lastet nun auf dem Spanier, während der Südtiroler fortan freier aufspielen kann. Sowohl Carlos Alcaraz als auch Jannik Sinner wissen, dass ihre Duelle die kommenden Tennisjahre prägen werden und dass sie und der Tennissport enorm von dieser Rivalität profitieren werden, die beide zu mentalen und physischen Höchstleistungen antreibt. Denn von nichts lebt ein Sport mehr als von epischen Duellen.

Bezirk: Bozen

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