Kalabresen steigen nach 2:0 gegen die Weiß-Roten auf

FCS-Serie B-Traum platzt in Cosenza

Sonntag, 10. Juni 2018 | 23:17 Uhr

 

Cosenza – Der beeindruckende Lauf des FC Südtirol in dieser Saison und den Play-Offs der Serie C endet vor 20.000 heimischen Fans im San-Vito-Gigi-Marulla-Stadion von Cosenza. Ins Finale von Pescara ziehen also die “Lupi” aus Kalabrien ein, die das 1:0 der Weiß-Roten aus dem Hinspiel dank eines 2:0-Sieges drehen konnten. Der zweite Treffer fiel in der vierten und letzten Minute der Nachspielzeit, als alle bereits mit einer Verlängerung rechneten. Der Traum von der Serie B platzt für den FCS also in Kalabrien, trotzdem haben die Weiß-Roten eine herausragende Saison hinter sich: Vor allem bleibt der Vize-Meistertitel in Kreis B in Erinnerung (das beste Ergebnis aller Zeiten, seit die Südtiroler in der Serie C1 sind).

MATCH PREVIEW

Nur vier Tage nach dem Hinspiel, das am Mittwochabend im Drususstadion stattgefunden hat, wo die Weiß-Roten in extremis einen sehr schönen und immens wichtigen Sieg feiern konnten – traf Michael Cia doch in der 91. Minute zum finalen 1:0 – kehrt der FC Südtirol auf den Rasen zurück: Im San-Vito – Gigi-Marulla-Stadion gastiert man zum Halbfinal-Rückspiel der Play-Offs der Serie C in Cosenza. Es geht – natürlich – um den Einzug in das Finalspiel um den Aufstieg in die Serie B, das am kommenden Samstag, den 16. Juni, in Pescara stattfinden wird. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel geht der FCS gestärkt in diese Partie, genügt doch bereits ein Unentschieden zum Einzug ins Endspiel.
Kapitän Fink und Co. sind seit sieben Spielen ungeschlagen, in denen man ganze sechs Mal gewinnen konnte: Die ersten vier Erfolge gab es – am Stück – in den letzten vier Meisterschaftsspielen der Regular Season. Das einzige Unentschieden kam im Viertelfinal-Hinspiel der Play-Offs auswärts gegen Viterbese (2:2). Zuhause ist Cosenza seit fünf Spielen ungeschlagen – man holte in diesen letzten fünf Heimspielen vier Siege (drei in den Play-Offs) und ein Unentschieden.

Im Halbfinal-Rückspiel muss Mister Zanetti auf den gesperrten Sgarbi verzichten, an seiner Stelle wird – im Zentrum der Verteidigung – Frascatore spielen. Zanchi rückt deshalb auf der linken Außenbahn in die Startelf. Im Mittelfeld kehrt Berardocco auf die Spielmacher-Position zurück, während Gyasi im Sturm wieder an der Seite von Costantino spielen wird. Der FCS hat sechs vorgewarnte Spieler in seinen Reihen, die bei einer erneuten gelben Karte in einem möglichen Finale fehlen würden: Vinetot, Berardocco, Smith, Candellone, Costantino und Gyasi. Cosenza hingegen hat ganze zehn gelb-vorbelastete Spieler vorzuweisen: Die beiden Torhüter Saracco und Zommers, die Innenverteidiger Pascali und Idda, der linke Außenverteidiger D’Orazio, die Mittelfeldspieler Bruccini, Mungo und Pamiero sowie die Stürmer Okereke und Tutino.

FotoSport Bordoni

LIVE MATCH

Die Hausherren begannen das Late-Night-Match in einem restlos ausverkauften San-Vito-Gigi-Marulla-Stadion von Cosenza (fast 20.000 Zuschauer) – in einem sportlichen Rahmen – furios und aggressiv, sie versuchten, sofort druckvoll nach vorne zu spielen. Die Jungs von Zanetti jedoch entlasteten sich mit einigen geschickten Einwurfaktionen gut.

Ähnlich wie im Hinspiel taten sich die beiden Teams schwer, in der Vorwärtsbewegung Lücken zu finden, da sie in dieser Anfangsphase beide kompakt und solide auftraten. Dies wirkte sich natürlich auf den Spielfluss aus, bis zur 28. Minute passierte deshalb praktisch gar nichts. Dann gab es nämlich die erste nennenswerte Möglichkeit für die Hausherren: Corsi brachte eine Flanke von rechts in die Mitte, wo Okereke zum Kopfball kam, das Spielgerät jedoch nicht richtig traf. Der Ball ging somit deutlich rechts vorbei.
Der FCS zeigte in dieser ersten Halbzeit eine taktisch einwandfreie Partie: Die Mannen von Zanetti stellten geschickt die Räume zu und erlaubten Cosenza somit nicht, in die Tiefe zu kommen. Eine Minute vor der Halbzeitpause dann die erste gute Torchance für den FCS: Erlic eroberte den Ball, Gyasi gewann im Anschluss den Zweikampf gegen Idda. Der Stürmer der Weiß-Roten zog dann von halblinks in die Mitte und bediente Fink mustergültig 20 Meter vor dem Kasten von Saracco. Der Kapitän der Weiß-Roten legte seinen Abschluss aber überhastet weit drüber. Eine recht ereignisarme erste Hälfte ging dann wenige Momente später zu Ende. Der FCS hatte sicherlich nichts gegen den bisherigen Spielverlauf und zeigte aus taktischer Sichtweise eine bärenstarke erste Hälfte.

Beide Teams gingen zunächst unverändert in diese zweiten 45 Minuten – ebenso unverändert blieb in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff der Spielverlauf: Cosenza zwar mit mehr Ballbesitz, der FCS stand aber kompakt auf dem Feld und stellte geschickt die Räume zu. Der Trainerfuchs von Cosenza, Piero Braglia, stellte in der 57. Minute um und brachte in Baclet einen dritten Stürmer für einen Verteidiger (Pasqualoni): Die Gastgeber traten nun im 4-3-1-2 auf. In der 59. Minute holte sich der frisch eingewechselte Candellone eine gelbe Karte ab – in einem möglichen Finale würde er damit fehlen.

FotoSport Bordoni

Cosenza erhöhte die Schlagzahl und kam in der 61. Minute zur Riesenchance auf den Führungstreffer: Mungo brachte von rechts eine Flanke in die Mitte, wo Tutino zwei Schritte vor dem Kasten von Offredi den Ball nicht über die Linie drücken konnte. Cosenza rannte nun mächtig an: In der 64. Minute brachte der frisch eingewechselte Loviso einen Eckball in die Mitte, Bruccino fälschte das Leder Richtung ersten Pfosten ab. Den bewachte jedoch Berardocco, der auf der Linie klären konnte. Nur 30 Sekunden später zog Tutino aus 20 Metern ab, Offredi klärte herausragend zur Seite.

In der 68. Minute eine der sich nun häufenden Ecke von Cosenza, Erlic und Pascali gingen im Strafraum beide zu Boden. Der Ball kam jedoch zu Tutino, dessen direkter Rechtsschuss drüber ging.
Nach zehn Minuten aggressivsten Anlaufens kamen die Hausherren nur eine Minute später zum Führungstreffer: Loviso brachte einen Freistoß als Flanke in die Mitte, Baclet kam im Fünfer per Flugkopfball an das Spielgerät und netzte zum 1:0 ein. Die Weiß-Roten wirkten nun angeknockt: In der 74. Minute brachte D’Orazio von links eine gefährliche Flanke in die Mitte, wo Zanchi am zweiten Pfosten den Ball entscheidend mit dem Kopf nach außen lenkte, sodass Bruccini aus unmittelbarer Distanz nicht zum Abschluss kam. Die Jungs von Zanetti befanden sich in großen Schwierigkeiten und schafften es nicht, Konter zu starten. Das Gigi-Marulla-Stadion mutierte immer mehr zu einem Hexenkessel.

FotoSport Bordoni

In der 89. Minute hielt Offredi die Seinen im Spiel: D’Orazio erneut mit dem gefährlichen Ball an den Fünfmeterraum, wo Baclet am höchsten stieg und auf den Kasten von Offredi köpfte. Der Schlussmann der Weiß-Roten reagierte jedoch glänzend und kratzte den Ball aus dem linken unteren Toreck.
Die Weiß-Roten bissen in der Nachspielzeit auf die Zähne und hauten jeden Ball raus, der ihnen zwischen die Füße kam. Als sich alle bereits auf eine Verlängerung eingestellt hatten, gab es in der 94. Minute noch einen letzten Eckstoß – den mittlerweile zehnten (!) in diesen zweiten 45 Minuten – für Cosenza, den Loviso in die Mitte brachte. Frascatore, entscheidend von Baclet bedrängt, köpfte das Leder unglücklich an Offredi vorbei zum 0:2 in die eigenen Maschen, das das Weiterkommen von Cosenza besiegelte. Die Mannschaft von Braglia zieht also – nach dieser sehr starken zweiten Hälfte durchaus verdient – ins Finale ein, doch dieser FC Südtirol hat sich nicht anderes als Applaus und Bewunderung für eine wirklich herausragende, begeisternde und erinnerungswürdige Saison verdient.

FotoSport Bordoni

COSENZA – FC SÜDTIROL 2:0 (0:0)
COSENZA (3-5-2): Saracco; Idda, Pascali, Pasqualoni (57. Baclet); Corsi, Bruccini, Palmiero (62. Loviso), Mungo, D’Orazio; Okereke, Tutino
Auf der Ersatzbank: Zommers, Ramos, Perez, Boniotti, Trovato, Calamai, T. Braglia
Trainer: Piero Braglia
FC SÜDTIROL (3-5-2): Offredi; Erlic, Frascatore, Vinetot; Tait, Broh, Berardocco, Fink (67. Smith), Zanchi; Costantino (54. Candellone), Gyasi
Auf der Ersatzbank: D’Egidio, Bertoni, Cia, Baldan, Boccalari, Oneto, Gatto, Heatley Flores, Berardi, Roma
Trainer: Paolo Zanetti
SCHIEDSRICHTER: Manuel Volpi aus Arezzo (Die Assistenten: Bercigli und Li Volsi. Vierter Offizieller: Camplone)
TORE: 1:0 Baclet (69.), 2:0 Eigentor Frascatore (90. + 4)
ANMERKUNGEN: sommerlicher Abend, 17.461 zahlende Zuschauer (179.200 Euro an Einnahmen).
Gelbe Karten: Pascali (40., COS), Candellone (59., FCS), Vinetot (90. + 3, FCS)

Von: ka

Bezirk: Bozen