Von: APA/dpa/Reuters
Der Fußball-Weltverband hat einige Lehren aus den extremen Hitzespielen bei der am Sonntag mit dem Finalsieg von Chelsea zu Ende gegangenen Club-WM in den USA gezogen. Demnach denkt die FIFA über Anpassungen beim Spielplan für die WM-Endrunde der Nationalteams im kommenden Jahr nach. “Die Hitze ist ein Punkt”, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino nach den insgesamt 63 Partien. Als Folge könnten die frühen Matches vermehrt in Stadien, die überdacht sind, gespielt werden.
Beim Turnier mit erstmals 48 Nationalteams und insgesamt 104 Partien im kommenden Jahr gibt es gleich mehrere Stadien, die über ein ausfahrbares Dach verfügen. 2026 wird vom 11. Juni bis 19. Juli in Mexiko, Kanada und den USA gespielt. Fünf der 16 Arenen, jene in Atlanta, Dallas, Houston, Los Angeles und Vancouver, haben ein Dach. Andere Stadien bieten wenigstens durch überdachte Tribünen Zonen auf dem Rasen mit Schatten. Diese wolle man verstärkt nützen bei den frühen Matches, hieß es von der FIFA.
Zahlreiche Spieler und Trainer hatten während des Turniers über die extremen Bedingungen gerade bei den Anstoßzeiten um 12.00 Uhr oder 15.00 Uhr Ortszeit an gewissen Spielorten mit komplett offenen Stadien geklagt. Die Fußballer-Gewerkschaft FIFPRO erklärte, dass besonders die Hitze als “Weckruf” dienen sollte. “Es ist schon krass. Es kostet extreme Kräfte”, sagte Bayern-Profi Leon Goretzka. Im klimatisierten Mercedes Benz Stadium in Atlanta, wo die Bayern das Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain bestritten, seien die Bedingungen dagegen ideal gewesen. Chelseas Mittelfeldspieler Enzo Fernandez bezeichnete die Temperaturen als “sehr gefährlich”.
“Ganz wichtiger Punkt ist die Anstoßzeit”
“Ein ganz wichtiger Punkt ist die Anstoßzeit”, sagte Borussia Dortmunds Trainer Niko Kovac nach dem Aus im Viertelfinale gegen Real Madrid in East Rutherford. “Dass die Spieler der Mittagssonne ausgesetzt sind, wo es so heiß hergeht, dass ein Normalsterblicher nicht vor die Tür gehen soll und die Fußballer Höchstleistungen bringen sollen, das ist sehr grenzwertig”, kritisierte der BVB-Coach. “Ich würde mir wünschen, dass man etwas Rücksicht auf die Spieler nimmt.”
Infantino sagte, die FIFA sei grundsätzlich diskussionsbereit. “Jede Kritik, die wir erhalten, ist für uns eine Quelle, die wir studieren und analysieren müssen”, betonte der Schweizer. “Natürlich ist die Hitze ein Problem. Das ist überall auf der Welt ein Problem.” Die FIFA müsse sich überlegen, was man besser machen könne. “Wir haben Kühlpausen eingeführt. Es ist natürlich auch sehr wichtig, dass wir das Spielfeld bewässern”, erklärte Infantino.
Für die WM plant die FIFA dem Vernehmen nach an den Tagen mit Gruppenspielen vier Anstoßzeiten. Das ist auch dem enormen Ausmaß des Turniers mit statt 104 statt zuvor 64 Partien geschuldet. Dabei wird wohl durchrotiert werden, sodass ein Nationalteam seine Spiele zu unterschiedlichen Zeiten austrägt. Bei größeren europäischen Nationen mit einem erwartungsgemäß großen TV-Publikum werden die Sender allerdings darauf drängen, ihre Teams in der europäischen Primetime zeigen zu können und nicht mitten in der Nacht.
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