Von: luk
Bozen – Bei der fünften Etappe des 44. Giro delle Dolomiti sind am Freitagvormittag die Würfel im Kampf um den Gesamtsieg gefallen. Thomas Gschnitzer aus Sterzing und die Allgäuerin Julia Jedelhauser gewannen nicht nur das Zeitfahren von St. Zyprian/Tiers hinauf auf den Nigerpass bis nach Carezza, sondern holten sich auch überlegen die Gesamtwertung der einwöchigen Rundfahrt. Das traditionsreiche Radsportevent wird am Samstag mit dem Mannschaftszeitfahren im Unterland abgeschlossen, das keinen Einfluss mehr auf die Einzelwertung nimmt. Allerdings müssen die Teilnehmer an den Start gehen, damit sie im Gesamtklassement gewertet werden.
Thomas Gschnitzer war beim 13,2 Kilometer langen Bergzeitfahren mit 625 Höhenmetern das Maß aller Dinge. Der 37-jährige Sterzinger fuhr von Beginn an sein Tempo, baute den Vorsprung sukzessive aus und triumphierte am Ende mit einer Zeit von 28.12 Minuten und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 28,08 Kilometern pro Stunde. Etwas mehr als einen km/h langsamer waren der Spanier Iraitz Goñi Diaz (+1.07 Minuten), der Bozner Christian Dallago (+1.10), der Niederländer Abel van der Windt (+1.12) und der Sarner Eduard Rizzi (+1.16).
Gschnitzer lag in der Gesamtwertung bereits vor dem letzten Bergzeitfahren in Front und baute seinen Vorsprung durch den überlegenen Tagessieg auf den zweitplatzierten Dallago auf 2.20 Minuten aus. „Die Etappen gestern (am Donnerstag, Anm. d. Red.) sind mir nicht so entgegengekommen, weil es doch einige flachere Passagen gegeben hat. Heute habe ich mir schon etwas ausgerechnet und noch einmal alles gegeben. Eine Attacke habe ich nicht gesetzt, sondern ich bin eigentlich von Anfang an mein Rennen gefahren. Natürlich bin ich überglücklich, dass ich den Giro delle Dolomiti jetzt auch einmal gewonnen habe. Am meisten freut es mich aber, dass wir eine so tolle Woche unter Gleichgesinnten verbringen durften. Nun gilt mein Fokus dem Ötztaler, der hoffentlich auch durchgeführt wird“, sagte Gschnitzer.
Jedelhauser kann es nicht nur auf dem Mountainbike oder beim Berglauf
Die Gesamtsiegerin des 44. Giro delle Dolomiti heißt hingegen Julia Jedelhauser. Auch die 33-Jährige aus Marktoberdorf, die eigentlich Mountainbike-Rennen und Bergläufe bestreitet, konnte das letzte Bergzeitfahren gewinnen. Mit einer Zeit von 35.41 Minuten war die Allgäuerin sechs Sekunden schneller als Francesca Sassani aus Bozen. Der dritte Rang ging hingegen an Titelverteidigerin Monika Dietl, die 1.28 Minuten auf die Siegerin einbüßte.
Jedelhauser – Sassani – Dietl: So lautet auch die Reihenfolge in der Gesamtwertung des Giro delle Dolomiti 2021. Julia Jedelhauser kürte sich in 2:02.33 Stunden und mit 49 Sekunden Vorsprung auf Sassani zur Giro-Siegerin 2021. Dietl verlor in den insgesamt fünf Zeitfahren 3.50 Minuten auf ihre Landsfrau aus Deutschland. „Ich bin immer noch überrascht, dass es bei meiner Rennrad-Premiere auf Anhieb so gut geklappt hat. Eigentlich war der Giro delle Dolomiti als Trainingswoche für meine Grundlagenausdauer gedacht. Heute habe ich noch einmal alles aus mir rausgeholt. Es war wirklich eine phantastische Zeit mit tollen Menschen“, gab Jedelhauser zu Protokoll. Bei Francesca Sassani, die als beste Fahrerin aus der Dolomitenregion ausgezeichnet wurde, überwiegte die Freude über den zweiten Platz. „Dass es hier so gut läuft, hätte ich mir ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich werde den Giro delle Dolomiti sicherlich wieder bestreiten, weil er einfach ein wunderbares Rennen ist. Ein großes Kompliment an den Veranstalter“, lobte die 37-jährige Boznerin.
Van der Windt und Jedelhauser mit Bestzeit beim Giro Sprint
Die fünfte Giro-Etappe am Freitag war insgesamt 89,6 Kilometer lang mit 2173 Höhenmetern. Sie führte von der Messe Bozen und Blumau über Tiers und Carezza hinab nach Birchabruck, von dort wieder hinauf nach Gummer und über Karneid zurück zum Ausgangspunkt. Nach dem Bergzeitfahren wurde auch ein 2 km langer Giro Sprint ausgetragen, der jedoch nicht in die Gesamtwertung einfloss. Hier erzielten Abel van der Windt (6.19 Minuten) und Julia Jedelhauser (8.27) die schnellsten Einzelzeiten.
Neuerlich mischte sich am Freitag Prominenz unter das fast 300-köpfige Teilnehmerfeld aus 25 verschiedenen Nationen. Mit Edita Pucinskaite war die Straßenrennen-Weltmeisterin von 1999 in Verona am Start, die in ihrer Laufbahn außerdem auch den Giro d’Italia und die Tour de France der Frauen gewinnen konnte. Die 45-jährige Litauerin ist die einzige Radsportlerin weltweit, die die beiden großen Rundfahrten und den WM-Titel im Straßenrennen gewann. Bei ihrem Tour-Sieg 1998 trug Pucinskaite das Gelbe Trikot von der ersten bis zur letzten Etappe. Auch das hat vor und nach ihr keine andere Radsportlerin je geschafft. Unter die Radlerinnen und Radler mischte sich zudem Emiliano Borgna, Präsident der Radsportler in der ACSI (Associazione di Cultura Sport e Tempo Libero).
Der Giro delle Dolomiti 2021 wird am Samstag mit dem Mannschaftszeitfahren im Unterland abgeschlossen. Die gesamte Etappe ist 86,5 km lang mit 402 Höhenmetern, das Team-Zeitfahren rund um Kurtinig 15,7 Kilometer mit 22 Höhenmetern. Von Frangart hinauf nach Girlan gibt es zudem einen weiteren Giro Sprint.
Ergebnisse Giro delle Dolomiti 2021
Bergzeitfahren St. Zyprian – Carezza (13,2 km/625 hm)
Männer
1. Thomas Gschnitzer ITA/Polisportiva A.V.I. Bike 28.12 Minuten
2. Iraitz Goñi Diaz ESP 29.19
3. Christian Dallago ITA/Carina – Brao Caffè 29.22
4. Abel Van der Windt NED/CS030 29.24
5. Eduard Rizzi ITA/ASD Sportler Team 29.28
Frauen
1. Julia Jedelhauser GER/St. Vinzenz Klinik Pfronten 35.41
2. Francesca Sassani ITA/ASD Bike Sport Neri 35.47
3. Monika Dietl GER/VfB Hallbergmoos-Goldach e.V. 37.09
4. Daniela Kratzer GER/forice89 e.V. 37.52
5. Susanne Lummer GER/Team Alè Deutschland 39.13
Gesamtwertung
Männer
1. Gschnitzer 1:39.12
2. Dallago 1:41.32
3. Goñi Diaz 1:41.44
4. Rizzi 1:42.26
5. Van der Windt 1:44.08
Frauen
1. Jedelhauser 2:02.33
2. Sassani 2:03.22
3. Dietl 2:06.23
4. Kratzer 2:10.12
5. Ursula Armbruster GER 2:14.13
Giro Sprint
Männer
1. Van der Windt 6.19
2. Goñi Diaz 6.23
3. Gschnitzer 6.28
Frauen
1. Jedelhauser 8.27
2. Lummer 9.03
3. Kratzer 9.16