Von: mk
Karneid – Tamara Lunger, eine der bekanntesten Alpinistinnen Südtirols, hat sich auf ein Abenteuer eingelassen, das nichts mit dem Erklimmen neuer Gipfel zu tun hat. Wie berichtet, hat sie sich entschlossen, sich auf eine 3.000 Kilometer lange Wanderung durch die Mongolei zu begeben – in Begleitung eines Kamels namens Tùje.
Ihre Reise begann Ende Juli 2025 am Tavan Bogd, einem imposanten Bergmassiv. Von dort aus wird sie durch Wüsten, über Seen, durch Täler und vorbei an heiligen Stätten bis nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, wandern. Ihr Weg ist nicht auf einer detaillierten Karte festgehalten, sondern nur in groben Umrissen. Das wahre Ziel ist es, jeden Augenblick voll auszukosten. Die Alpinistin aus Karneid sieht das Abenteuer weniger als physischen Kraftakt, sondern vielmehr als “Rebellion gegen die Geschwindigkeit”. Es geht um eine Expedition nach innen.
In den vergangenen Tagen hat sie Yaruu im Westen der Mongelei erreicht, 900 Kilomter ihrer Reise hat sie bereits zurückgelegt. „Von einem Tag auf den anderen ist es plötzlich Winter hier“, berichtet Tamara Lunger. „Minustemperaturen, Schnee und ein eisiger Wind!“
Diese Wetterbedingungen stimmen sie nachdenklich, denn in den nächsten zwei Wochen stehen Anstiege auf über 2.500 Meter Höhe an. „Durch das langsame Tempo meines Kamels werde ich beim Gehen kaum warm“, erklärt sie auf Facebook.
Trotz der zunehmenden Kälte geht es ihr offenbar gut. Der frühe Einbruch der Dunkelheit gegen 20.00 Uhr biete ihr reichlich Zeit zur Erholung. „Ich verbringe rund elf Stunden in meinem Schlafsack und lausche dem Wind“, erzählt sie. Im Rhythmus der Natur zu leben und sich nur am Tageslicht zu orientieren – das weckt in ihr eine besondere Verbundenheit mit ihrer Umgebung.
Inmitten der weiten, leeren Landschaft wird die Stille immer präsenter. „Abgesehen vom Wind gibt es fast keine Geräusche mehr – auch keine Tiere“, so Tamara. „Die Natur bereitet sich langsam, ganz langsam auf die härtere Jahreszeit vor, und es wird immer leerer und friedlicher.“
Knapp eine Woche zuvor befand sich Lunger noch ganz woanders. Am vergangenen Freitag hat sie nach 652 Kilometern die Grenze zur Zavkhan-Region erreicht. Damit hat sie bereits zwei Regionen durchquert und erreichte offiziell die Zeitzone von Ulaanbaatar, der Hauptstadt und Primatstadt der Mongolei.
„Verrückt, wenn man darüber nachdenkt!“, schreibt Lunger auf Facebook. Die letzten Tage ihrer Reise waren von einer schier endlosen Weite geprägt. „Es war flach und unendlich – die Art von Weite, die einen fast verschluckt“, beschreibt sie die Landschaft. Besonders herausfordernd seien die Momente gewesen, in denen Fata Morganas auftauchten: „Wenn die Luftspiegelung einem einen Streich spielt, ist das Gefühl, verloren zu sein, überwältigend… eine grausame Täuschung!“
Doch dann, auf den letzten fünf Kilometern in der Region Khovd, erlebte sie eine atemberaubende Überraschung: „Ein Canyon mit sattem Grün mitten in einer Wüstenlandschaft. Absolut spektakulär und bislang mein Lieblingsort auf der gesamten Reise.“
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