Von: luk
St. Martin in Thurn – In St. Martin in Thurn wurde ein Ablassbrief von 1500 entdeckt, der sich auf die Antoniuskapelle in Untermoi bezieht. Er gewährt 100 Tage Ablass für Gläubige, die an bestimmten Feiertagen die Kapelle besuchen oder spenden. Im Museum Ladin wurde das Dokument wissenschaftlich aufgearbeitet.
Im Pfarrarchiv von St. Martin in Thurn im Gadertal wurde ein bislang unbeachteter Ablassbrief aus dem Jahr 1500 entdeckt. Er bezieht sich auf die Kapelle des hl. Antonius Abt in Untermoi – eine damals bedeutende Filialkirche. Der Brief gewährt 100 Tage Ablass für Gläubige, die an bestimmten Feiertagen die Kapelle besuchen, beichten oder eine Spende entrichten. Ziel war es, die Kapelle als geistliches Zentrum zu stärken und ihre finanzielle Grundlage zu sichern.
Zwei Kardinäle hatten den Ablassbrief ausgestellt, verfasst wurde er vom päpstlichen Notar Hieronymus Salvius in lateinischer kurialer Minuskel mit zahlreichen Abkürzungen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat Sprachwissenschaftler Giovanni Mischí, verantwortlich für die ethnologische und kulturwissenschaftliche Forschung am Museum Ladin Ciastel de Tor in Sankt Martin in Thurn, den Brief erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet, sprich transkribiert, übersetzt und analysiert.
Dabei dokumentierte er auch dessen schlichte äußere Gestaltung, den Erhaltungszustand sowie die Reste der Siegel. „Die Wiederentdeckung des Ablassbriefes von 1500 ist für das Gadertal von großer Bedeutung, da sie nicht nur neue Einblicke in die religiöse Praxis und das geistliche Leben der Region im Spätmittelalter eröffnet, sondern auch das kulturelle Erbe rund um die Antoniuskapelle in Untermoi dokumentiert und bewahrt,“ freut sich Mischí.
Ablassbriefe galten im Spätmittelalter als Möglichkeit, zeitliche Sündenstrafen (solche, die im Fegefeuer oder auf Erden abgebüßt werden konnten) zu mildern – eine Praxis, die später im Zuge der Reformation in die Kritik geriet. In veränderter, nicht-kommerzieller Form bestehen Ablässe bis heute weiter.
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