Podiumsdiskussion in der Cusanus-Akademie Brixen

Chancen-Gerechtigkeit für Frauen in Kirche und Gesellschaft

Donnerstag, 15. Mai 2025 | 13:53 Uhr

Von: luk

Brixen – Im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung 2025 diskutierten Anfang Mai in der Cusanus-Akademie Brixen vier Frauen mit Führungserfahrung über Chancengleichheit in Kirche, Politik, Gesellschaft und im globalen Kontext. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem ZONTA Club Brixen, Teil der internationalen Organisation zur Stärkung von Frauenrechten, statt. Der Abend, der von Prof. Dr. Susanne Elsen, Professorin für Sozialwissenschaften an der Freien Universität Bozen, moderiert wurde, stand unter dem Titel: „Chancen.Gerechtigkeit für Frauen in Kirche und Gesellschaft“.

Nach der Begrüßung durch die Cusanus-Direktorin Claudia Santer und einer Vorstellung der Gäste durch Benedetta Michelini eröffneten die Podiumsteilnehmerinnen ein vielschichtiges Gespräch über strukturelle Ungleichheiten, persönliche Erfahrungen und notwendige Veränderungen.

Maria-Anna Gasser Fink, ehemalige Bürgermeisterin von Klausen und Präsidentin des ZONTA Clubs Brixen, betonte, dass Ungleichheiten auf lokaler Ebene besonders deutlich zutage treten – und gleichzeitig schwer zu verändern seien, weil Strukturen oft festgefahren bleiben. Besonders bewegt hätten sie damals nach ihrer Wahl die vielen positiven Rückmeldungen von Frauen: Die Identifikation habe sie gestärkt. Ihr konsequentes Engagement etwa für Maßnahmen gegen die Lärmbelästigung oder für die Kinder sei auf Widerstand gestoßen, doch sie habe „die Chancen ergriffen“. Wichtig sei ihr stets Frauensolidarität gewesen – auch als Rückhalt in einem männlich dominierten politischen Umfeld.

Irene Vieider, ehemalige Landesmusikschuldirektorin und Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, hob hervor, wie viel sich im Bildungsbereich verändert habe. Sie erinnerte an ihre eigene Kindheit und sprach über ihren beruflichen Weg, der sie bis auf die schulische Direktionsebene führte. Bildung sei ein Schlüssel, doch strukturelle Hürden bestünden weiterhin. Auf die Frage nach Gleichberechtigung in der Kirche sagte sie mit Blick auf das Buch der Benediktinerin Sr. Philippa Rath: „Ich bin mir nicht so sicher wie Sr. Philippa, dass wir das noch erleben. Wir sind beide 70.“

Anna Maria Fiung, Delegierte der Diözese beim Synodalen Weg und langjährig in der Missionsarbeit in Afrika tätig, berichtete von eindrucksvollen Erfahrungen im globalen Süden. Sie schilderte, wie sehr sie der Alltag dort geprägt habe – besonders die Stärke der Frauen in prekären Lebensverhältnissen. Der Begriff „Armut“ habe sich für sie relativiert. Ihre Botschaft: lernen, sich unvoreingenommen zu begegnen – auf Augenhöhe. Auch im eigenen Umfeld gelte es, offen zu sein: „Warum können in leerstehenden Widumen keine Ausländer wohnen?“

Beatrix Mairhofer, Direktorin der Caritas der Diözese Bozen-Brixen, benannte die Schere zwischen Arm und Reich als „gesellschaftlichen Sprengstoff“. Wohnraum sei unleistbar geworden – für Einheimische wie für Migrant:innen. Sie kritisierte verfehlte politische Maßnahmen, eine ausufernde Bürokratie, die steigenden Mietpreise und unzureichende Löhne. Ihre Forderung: Umverteilung und ein Umdenken auch in der Integrationspolitik. „Das Soziale ist eine Investition – keine finanzielle Belastung.“ Und: „Südtirol braucht Zuwanderung – nicht nur als Arbeitskräfte, sondern als Mitbürger:innen.“

Der Abend zeugte von einer großen inhaltlichen Dichte und einem bemerkenswerten Engagement der Beteiligten. In einer offenen Gesprächsrunde mit dem Publikum wurde deutlich: Der Wille zur Veränderung ist da – doch braucht es politische, gesellschaftliche und kirchliche Strukturen, die ihn ermöglichen. Am Ende zeigte sich eindrucksvoll: Chancengleichheit bleibt eine Herausforderung. Aber sie ist erreichbar – wenn Frauen gehört, gestärkt und beteiligt werden.

Bezirk: Eisacktal

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