Von: bba
Bozen – Christian Niccoli ist international bekannt für seine Kunstfilme und Videoarbeiten. Jüngst wurde seine Videoinstallation “Zwei” bei Italian Council ausgezeichnet. In der Galerie Prisma des Südtiroler Künstlerbundes zeigt sich der Bozner Künstler, der seit vielen Jahren in Berlin lebt, von einer völlig anderen und für den Rezipienten neuen Seite. In der Ausstellung, in der Weggensteinstraße in Bozen, werden erstmalig ausschließlich Werke, die auf Papier entstanden sind, zu sehen sein.
Niccoli zeichnet seit er denken kann, doch noch nie hat er seine Werke auf Papier für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Zeichnung ist für ihn ein intimes Medium, mit dem er seine Gedanken und Befindlichkeiten zum Ausdruck bringt. Während seine Filmproduktionen bis ins letzte Detail geplante Handlungen sind, zeichnet er sich auf Papier, jeder Erzählung entbunden, ohne ein Davor und ein Danach, frei.
Sein zeichnerisches Oeuvre lässt sich in vier inhaltliche Kategorien unterteilen, die er als Work in Progress formal in der immer gleichen Art, Bleistift und/oder Buntstifte auf Papier im Format 40 x 30 cm, zum Ausdruck bringt. In hemmungsloser Ehrlichkeit und mit selbstkritischem Amüsement schmeißt Niccoli jegliche Konventionen und Stereotypen über Bord. Sein bevorzugtes Thema ist die Selbstdarstellung, ähnlich wie in einem Kostümverleih schlüpft er hierfür in unterschiedliche Rollen. In humorvoller und hintersinniger Art und Weise nimmt er nicht nur sich als Künstler nicht ganz so ernst sondern stellt sämtliche gesellschaftliche Konventionen in Frage. Das Spiel mit der Sichtweisenverschiebung, mit dem Aufbrechen von festgefahrenen Denkmustern zieht sich durch all seine Werke. So ist es beispielsweise in den „Paarbildern“ nicht mehr der Künstler selbst, der in die Rollen schlüpft, sondern Dinge unterschiedlicher Funktion werden nur aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes miteinander in Verbindung gebracht und lösen absurde Assoziationen aus. Ein weiteres Spielfeld, auf das sich Niccoli begibt, ist das De- und Rekonstruieren von Körperteilen und das Zusammensetzen menschlicher Prototypen. Neben
den Papierarbeiten zählen auch animierte Zeichnungen zu seinem Werkband. Im Stop-Motion Verfahren geraten Bilder in Bewegung und veranschaulichen in einer Dauerschleife Transformationsprozesse. So verwandelt sich zum Beispiel in nur sechs Akten ein Gesäß in einen Schmetterling.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der anlässlich der Eröffnung, am 1. Oktober, um 19.00 Uhr in der Galerie Prisma vorgestellt wird.
Im Anschluss an die Eröffnung präsentiert Simon Steinhauser, ebenfalls im Sitz des Südtiroler Künstlerbundes, im Frei.Raum, um 21.00 Uhr seine Performance „Ein Buch zum Schutz des Nichtwissens.“
Die Ausstellung findet im Rahmen der Bolzano Art Week statt.