Von: mk
Sterzing – Die Sonderausstellung „Den Aufstand proben“ bildet einen künstlerischen Höhepunkt im Gaismair-Jubiläumsjahr „Mitmischen! Ma come?“ und lädt innerhalb der geschichtsträchtigen Mauern des Deutschhauses in Sterzing zur kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte, Macht, Gerechtigkeit und der Frage, wie kollektive Zukunft möglich wird. Am 25. Juli wird die Ausstellung eröffnet.
Sterzing erinnert 2025 an den Tiroler Bauernkrieg und das Wirken Michael Gaismairs und setzt dabei bewusst auf zeitgenössische Perspektiven. Die Ausstellung „Den Aufstand proben“ versammelt Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus Südtirol, Italien, Österreich und darüber hinaus. Sie treten in Dialog mit den historischen Räumen des Museums und reflektieren gesellschaftliche Fragen von damals im Licht der Gegenwart.
Im Zentrum: der Wunsch nach Veränderung – damals wie heute
Künstlerische Arbeiten aus den 1970er Jahren – entstanden u.a. im Umfeld des Südtiroler Kulturzentrums – bilden den Prolog der Ausstellung. Sie zeigen, wie Gaismairs radikale Ideen damals wiederentdeckt wurden, um im konservativen Nachkriegs-Südtirol ein „anderes Tirol“ zu denken und zu leben. Diesen Impuls greift die Ausstellung auf und übersetzt ihn in gegenwärtige Kontexte.
Die Ausstellung gliedert sich in drei thematische Räume: „Leerstellen“ fragt nach blinden Flecken in der Geschichtsschreibung und zeigt auf, wie Geschichte gemacht wird – oder auch nicht. „Obsessionen“ widmet sich dem Verhältnis von Wirtschaft, Ressourcen und Macht: Ausgehend von der Geschichte des Bergbaus und des sozialen Umbruchs im 16. Jahrhundert greifen die Werke Fragen von Akkumulation, Ausbeutung und Abhängigkeit auf. Im dritten Teil, „Spielräume“, geht es um Fragen der Teilhabe und die Möglichkeit, Zukunft gemeinsam zu gestalten. Kunst wird hier zum Ort von Widerspruch und Verbundenheit.
„‘Den Aufstand proben‘ stellt keine historischen Szenen nach, sondern lädt dazu ein, Gaismairs Vision mit heutigen Fragen zu verknüpfen“, sagt Kuratorin Michaela Stolte, „Wie können wir gemeinsam handeln, wo gibt es heute Räume für Widerspruch, für Fürsorge, für ein anderes Miteinander? Diese Fragen sind hochaktuell und die Kunst eröffnet neue Antworten.“
Zu sehen sein werden Werke von Berty Skuber, Chiara Fumai, Christian Falsnaes, Fluoro Fleece Kunstkollektiv, Franz Pichler, Ingrid Hora, Jakob De Chirico, Jasmine Deporta, Karl Plattner, Leander Schwazer, Maria C. Hilber, Othmar Winkler, Peter Kaser, Peter Lorenz, Yaron Guerrero Santos.
Eröffnungstag mit Performance, Protest und Perspektivenwechsel
Bereits am Nachmittag lädt eine partizipative Performance von Peter Lorenz unter dem Titel „Beschwerungen“ zum Mitmischen ein: Von 15 bis 17.30 Uhr schreibt der Künstler gemeinsam mit Passant*innen vor dem Sterzinger Rathaus einen Beschwerdebrief der Sterzinger*innen aus dem Jahr 1525 um: eine poetisch-politische Umdeutung historischer Wut. Den Abschluss bildet ein gemeinsamer Protestmarsch mit Glockengeläut zur Ausstellungseröffnung.
Um 17.30 Uhr beginnt die offizielle Eröffnung im Stadt- und Multschermuseum. Nach Grußworten von Bürgermeister Peter Volgger stellt Karin Hochrainer das Jubiläumsprojekt „Mitmischen! Ma come?“ vor. Im Anschluss führt Kuratorin Michaela Stolte in die Ausstellung ein. Abschließend laden Musik und eine kleine Stärkung zum persönlichen Austausch ein.
„Den Aufstand proben“ kann vom 26. Juli bis zum 31. Oktober im Stadt- und Multschermuseum Sterzing, Deutschhausstraße 11, jeweils dienstags bis samstags zwischen 10.00 und 17.00 Uhr besichtigt werden. In den Monaten September und Oktober kann die Ausstellung von Donnerstag bis Samstag besichtigt werden. Weitere Informationen unter www.mitmischen-macome.com oder per Mail an museum@sterzing.eu
Ein Jahr im Zeichen des Aufstands
Das Gaismair-Jubiläumsjahr in Sterzing wird vom Stadt- und Multschermuseum gemeinsam mit zahlreichen Partnern organisiert. Unter dem Titel „Mitmischen! Ma come?“ spannt das Programm einen Bogen von der Zeit der Bauernkriege bis in die Gegenwart. Ziel ist es, Protest und Partizipation nicht nur historisch zu beleuchten, sondern auch aktuelle Formen demokratischer Mitgestaltung sichtbar und erlebbar zu machen. Das Jahresprogramm umfasst Theaterproduktionen, Stadtlabore, Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops, einen Songcontest und Konzerte – getragen von der Idee, dass Veränderung nur gemeinsam möglich ist.
Das Projekt „Mitmischen! Ma come?” ist Teil des Euregio-Museumsjahres 2025 und wird finanziert durch die Autonome Provinz Bozen – Südtirol, die Gemeinde Sterzing und private Sponsoren.
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