Thomas Dausgaard und das Haydn Orchester erinnern an Antonio Pedrotti

Der Sound des Nordens

Freitag, 09. Mai 2025 | 11:11 Uhr

Von: mk

Bozen – Mit einem nordischen Repertoire erinnern Thomas Dausgaard und das Haydn Orchester an den ersten Chefdirigenten des regionalen Klangkörpers Antonio Pedrotti – und spielen in einer italienischen Erstaufführung die erste Fassung der 5. Sinfonie von Jean Sibelius.

Am 13. Mai um 20.00 Uhr erkundet das von seinem Ersten Gastdirigenten Thomas Dausgaard geleiterte Haydn Orchester im Konzerthaus in Bozen nordeuropäische Klangwelten. Auf dem Programm stehen „Silouans Song” für Streichorchester von Arvo Pärt, eine von Thomas Dausgaard bearbeitete Suite mit Stücken aus der berühmten Schauspielmusik zu „Peer Gynt” von Edvard Grieg und – als italienische Erstaufführung – die 5. Sinfonie von Jean Sibelius in der selten gespielten ersten Fassung aus dem Jahr 1915. Das Konzert wird am 14. Mai in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) und am 15. Mai um 20 Uhr im Kursaal in Meran wiederholt.

Das Konzert ist dem Andenken an Antonio Pedrotti gewidmet. Der vor fünfzig Jahren verstorbene Komponist und Dirigent aus dem Trentino war ab 1960 der erste Chefdirigent des Haydn Orchesters. Als Lieblingsschüler von Ottorino Respighi wurde er der Stellvertreter von Bernardino Molinari beim Orchestra dell’Accademia di S. Cecilia in Rom. Pedrotti dirigierte außerdem das Orchester des Teatro alla Scala und das Orchestra dell’Angelicum in Mailand, die Tschechische Philharmonie, das Prager Symphonieorchester und zahlreiche andere bedeutende internationale Klangkörper. Als Komponist widmete sich Antonio Pedrotti vor allem der Vokalmusik und dabei in erster Linie der Harmonisierung von Volksliedern aus seiner Heimatregion. In diesem Zusammenhang nimmt seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Chor der Società degli alpinisti tridentini (SAT), mit dem er 47 Lieder harmonisierte wie etwa die „Hymne an das Trentino“ (l’Inno al Trentino), eine historisch bedeutende Position ein.

„Meine Seele sehnt sich nach dem Herrn und unter Tränen suche ich Ihn. Wie kann ich dich nicht suchen?” Arvo Pärt, der seine Musik „behutsam aus Stille und Leere hervorzieht” komponiert sein Werk „Silouans Song” für Streichorchester 1991 zu einem kurzen Gebetstext des russisch-orthodoxen Mystikers Silouan (1866–1938) aus der Mönchsrepublik Athos in Griechenland. Zwischen die vertonten Textzeilen schiebt er „leere” Takte der Stille und verbindet damit harmonische und melodische Transparenz mit spiritueller Kontemplation.

Auf Ischia und in Sorrent schreibt Henrik Ibsen 1867 sein dramatisches Gedicht „Peer Gynt“ über einen Prahlhans und Herumtreiber, dem Phantasie alles, Wirklichkeit nichts ist. Edvard Griegs Schauspielmusik für das „unmusikalischste aller nur denkbaren Sujets“ trägt dazu bei, dass aus dem sperrigen Stoff ein Volksstück und ein Kassenschlager werden. 1888 und 1891 extrahiert er aus den 26 Nummern zwei Orchestersuiten, die schnell zu Welterfolgen werden.

Komponieren als Puzzlespiel: „Die Disposition der Themen, diese wichtige, geheimnisvolle Beschäftigung. Als ob Gott der Vater Mosaikstücke aus dem Boden des Himmels hergeworfen und mich gebeten hätte, herauszufinden wie es gewesen sei”, konstatiert Jean Sibelius, dessen fünfte Sinfonie eine endlose Baustelle ist. Das Zusammenfügen der Mosaiksteinchen ist mitten im Ersten Weltkrieg offenbar schwierig: 1915 schreibt er eine erste Fassung, 1916 ein zweite, die er nicht einmal veröffentlicht und erst 1919 entsteht die letzte Version der – von vier auf drei Sätze reduzierten – Sinfonie, die im Finale mit sechs klanglichen Eruptionen endet. Am 22. April 1919 notiert der Komponist zufrieden: „Symphonie Nr. 5– mirabile, oder soll ich sagen horrible dictu. Fertig, in ihrer endgültigen Fassung. Ich habe mit Gott gerungen.“

Der Erste Gastdirigent des Haydn Orchesters Thomas Dausgaard ist auch Chefdirigent des BBC Scottish Symphony Orchestra und Ehrendirigent des Swedish Chamber Orchestra, dessen Chefdirigent er von 1997 bis 2019 war, Ehrendirigent des Danish National Symphony Orchestra, das er von 2004 bis 2011 leitete und Ehrendirigent des Orchestra Regionale Toscana. Er war Erster Gastdirigent (2014-2019) und Musikdirektor (2019-2022) des Seattle Symphony Orchestra. Mit dem Swedish Chamber Orchestra hat Thomas Dausgaard, der die wichtigsten Orchester der Welt geleitet hat, in zweiundzwanzig Jahren – mit den kompletten Sinfoniezyklen von Schubert, Schumann und Brahms oder einem „Brandenburg-Projekt“, bei dem Bachs Brandenburgische Konzerte von speziell in Auftrag gegebenen zeitgenössischen Stücken flankiert wurden – einen eigenen dynamischen Klang entwickelt, der wesentlich dazu beigetragen hat, den Klangkörper auf der internationalen Bühne erfolgreich zu positionieren.

Karten und Informationen
www.haydn.it

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen