Von: mk
Bozen – Heute Abend wurde im Ehrensaal des Merkantilgebäudes die neue Sonderausstellung „Die Kaufleute, der Kaiser und die Künstler. Eine Bozner Geschichte aus dem späten 18. Jahrhundert“ eröffnet. Dem Publikum wurde auch das zur Ausstellung gehörende Heft Nr. 8 des Museums vorgestellt. Dort wird ein geschichtliches Ereignis vertieft, das wichtige Auswirkungen auf die wirtschaftliche, soziale und künstlerische Entwicklung der Stadt Bozen haben sollte.
Das 18. Jahrhundert prägte ganz Europa: Die Verbreitung der Ideen der Aufklärung führte zu neuen Gleichgewichten innerhalb der Staaten. Auch die Habsburger Monarchie unter Maria Theresia und später unter Joseph II. setzte verschiedene Reformen um und versuchte, die neue Auffassung eines starken, zentral regierten Staates durchzusetzen. Eine der dringendsten Maßnahmen betraf die Zollpolitik.
Der Wohlstand der Stadt Bozen basierte auf den vier Jahrmärkten. Deshalb befürchteten die Bozner Kaufleute, als 1780 die neue Zollordnung eingeführt wurde, dass die vorgesehene Verschärfung der Zollabgaben die aus fernen Ländern kommenden Händler dazu verleiten könnte, die traditionellen Verbindungswege durch Tirol aufzugeben und nicht mehr an den Bozner Märkten teilzunehmen. Der Merkantilmagistrat fungierte als Sprachrohr für das Unbehagen der Kaufleute und setzte sich intensiv dafür ein, den Kaiser zur Rücknahme der Maßnahme zu überreden. Es waren zahlreiche Sitzungen und Berichte notwendig, bis sich Joseph II. von den Einwänden der Kaufleute überzeugen ließ und 1783 die Zollordnung abschaffte. Das war ein wichtiges politisches Ergebnis für die Stadt Bozen und den Merkantilmagistrat, der verschiedene Kunstwerke anfertigen ließ, um dem Kaiser und den Politikern, die sich der Sache angenommen hatten, seinen Dank auszusprechen.
In der Ausstellung des Merkantilmuseums sind Originaldokumente, Schabkunstblätter und Porträts zu sehen, die von diesem Ereignis berichten. Den Höhepunkt bilden drei Allegorien von 1780 – 1783, angefertigt von Carl Henrici, einem beim Bozner Bürgertum sehr beliebten Maler, der die Bozner Geschichte auf originelle, aber sehr genaue Weise künstlerisch festhielt und dabei die Auswirkungen der neuen Zollordnung auf die Kunst und die Künstler deutlich machte.
Ausgestellt sind weiters eine kostbare Zielscheibe und, neben den Werken aus dem 18. Jahrhundert, auch einige Gemälde von Albert Stolz. Er würdigte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen Genrebildern die glorreiche Vergangenheit des Merkantilmagistrats und die goldene Epoche der Bozner Jahrmärkte.
„Ich möchte Leo Andergassen für seinen Beitrag zum Heft danken und allen öffentlichen Einrichtungen und privaten Sammlerinnen und Sammlern, die uns ihre kostbaren Gemälde und Originaldokumente zur Verfügung gestellt haben, sowie den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirates Andrea Bonoldi und Hanns-Paul Ties. Ein weiterer Dank gilt zudem Elisabetta Carnielli, Referentin des Merkantilmuseums und Betreuerin der Ausstellung und des Katalogs“, erklärt der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner.
Die Ausstellung kann ab Freitag, 17. November 2017 bis Ende Oktober 2018 im Merkantilmuseum, Lauben 39 in Bozen, von Montag bis Samstag von 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr besichtigt werden. Das Museum ist zudem an allen Adventwochenenden und am 8. Dezember durchgehend von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet.