Von: mk
Welschnofen – 139 Männer und 28 Frauen haben in diesem Jahr ihre Jägerprüfung bestanden; dies wurde gestern Abend in der Forstschule Latemar gefeiert.
Von den 474 Kandidaten und Kandidatinnen (Schießen oder Theorie oder beide Teile) sind heuer im Mai und im Oktober 274 zur Theorieprüfung angetreten, das Quiz haben 212 (77 Prozent) bestanden. Das mündliche Examen positiv abgelegt haben 177 Kandidaten (83 Prozent), davon hatten bereits 18 die Schießprüfung in einem der Vorjahre absolviert. Insgesamt haben 65 Prozent den theoretischen Teil der Prüfung bestanden. Davon sind zehn zur (nur mündlichen) Zusatzprüfung angetreten, neun davon erfolgreich. Zur Schießprüfung angetreten sind 200 Kandidaten und Kandidatinnen, bestanden haben sie 155 (77,5 Prozent). 75 Prüfungsabsolventen haben den Jungjäger-Praxiskurs absolviert, 92 das Revierpraktikum.
Kultur und Werte
Die Jagd, betonte Landesforstdirektor Mario Broll bei der gestrigen Feier in der Forstschule Latemar, sei eine landeskulturelle Verpflichtung. In der Ausübung der Jagd müssten Werte zum Tragen kommen, legte er den 60 neuen Jägerinnen und Jägern ans Herz, die aus allen Landesteilen gekommen waren. Dabei mahnte er besonders die Fairness an, den Lebensräumen und dem Wild gegenüber. Wichtig sei auch die Einhaltung der Abschusspläne, damit die Stimmigkeit der Lebensräume gewährleistet ist.
Eine Bilanz der vergangenen fünf Jahre zog der Präsident der Prüfungskommission und stellvertretende Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei Andreas Agreiter: In dieser Zeit sind 1145 Kandidaten und Kandidatinnen zur Theorieprüfung angetreten, 69 Prozent haben sie bestanden. Die Schießprüfung hingegen haben drei Viertel (75 Prozent) der Angetretenen bestanden. Vor vier Jahren wurde die Prüfung reformiert, erklärt Agreiter, mit dem Ziel, die Wissensabfrage noch fairer zu gestalten: “Unser Anliegen ist eine korrekte Prüfung auf Augenhöhe mit den Kandidaten und Kandidatinnen, die sich allerdings die Befähigung verdienen müssen.”
In den vergangenen fünf Jahren, resümierte der Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei Luigi Spagnolli, haben 759 Personen den Befähigungsnachweis erworben, der Anteil der Frauen liegt bei 15 Prozent. Die Jagd ist im ländlichen Raum verwurzelt, im städtischen Bereich geht das Interesse an der Jagd verloren. Landesjägermeister Berthold Marx rief die neuen Jäger und Jägerinnen zum Maßhalten auf.
Fledermäuse stehen unter Schutz, erläuterte die Biologin Eva Ladurner in ihrem Vortrag, gehören auch zum Wild und sind auch Jäger, in Südtirol sind 25 Arten bekannt. Die Wacholderdrossel, referierte der Vogelkundler Oskar Niederfriniger, hat vor 50 Jahren zum ersten Mal in Südtirol gebrütet; und: seit Kurzem haben sich Mittelmeermöwen im Raum Bozen und Meran angesiedelt. Die Jagd, unterstrich der pensionierte Jagdaufseher Gottfried Mair, der wunderbare Naturfotografien im Jahreslauf zeigte, sei viel mehr als das Erlegen von Wild, Jäger müssten auch an lebendem Wild und an nicht jagdbaren Tieren Freude haben.
Mitglieder der Prüfungskommission sind derzeit neben Andreas Agreiter auch Eduard Ellecosta, Wilhelm Franzelin, Heinrich Aukenthaler (Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes), Renato Sascor vom Amt für Naturparke und Ulrike Raffl vom Jagdverband.
6011 Jäger in Südtirol, davon 339 Frauen
Derzeit beläuft sich die Zahl der Jäger und Jägerinnen in Südtirol auf 6011; 2017 waren es noch 6024 (Quelle: Südtiroler Jagdverband). Stark vervielfacht hat sich im gleichen Zeitraum die Anzahl der Jägerinnen in Südtirol: Waren es im Jahr 1990 noch 55 Jägerinnen, sind es im laufenden Jahr bereits 339 Frauen, im Vorjahr waren es 330; 2013 stieg die Anzahl der Jägerinnen erstmals über 300.
Allgemeines zur Jagd in Südtirol
Wer in Südtirol die Jagd ausüben möchte, muss zuerst den Jagdbefähigungsnachweis erbringen. Dieser wird nach positiver Absolvierung der Jägerprüfung ausgestellt, die neben einer schriftlichen und mündlichen Theorieprüfung über Wildkunde und Ökologie, Jagdrecht, Waffenkunde sowie Naturschutz und Jagdkunde aus einer praktischen Schießprüfung (Kugelschießen und Schrotschießen) besteht. Zudem ist der Nachweis eines Revierpraktikums oder eines dreitägigen Jungjäger-Praxiskurses in einer zertifizierten Bildungseinrichtung zu erbringen sowie der Nachweis über einen mindestens vierstündigen Erste-Hilfe-Kurs.
In Südtirol ist das Recht zur Jagdausübung an die Dauer der Ansässigkeit im jeweiligen Revier gebunden und nicht an den Besitz von Grund und Boden; damit wird jedem Provinzansässigen der Zugang zur Jagd ermöglicht. Die Jagd ausüben darf, wer einen Jagdbefähigungsnachweis erbringt und gültige Jagddokumente vorweisen kann: dies sind ein Jagdgewehrschein, eine Jagdhaftpflichtversicherung und ein Jagderlaubnisschein.
Von den rund 7400 Quadratkilometern Landesfläche in Südtirol sind fast 6100 Quadratkilometer bejagbar. Der Großteil der bejagbaren Fläche verteilt sich auf 145 Jagdreviere, die sich auf acht Jagdbezirke verteilen. Die 51 Eigenjagden nehmen etwa 100 Quadratkilometer und somit weniger als zwei Prozent der Jagdfläche ein. Im Nationalpark Stilfser Joch darf die Jagd nicht ausgeübt werden, dasselbe gilt für einige als geschützte Biotope ausgewiesene Flächen geringeren Ausmaßes.