Von: mk
Bozen – Die Stadtgemeinde Bozen hat ein historisches Foto aus dem frühen 20. Jahrhundert zum Exponat des Monats Oktober 2025 gewählt, auf dem eine Gruppe von Schülerinnen der Höheren Töchterschule zu sehen ist. Das Foto entführt den Betrachter in eine vergangene Zeit hin voller Kameradschaftlichkeit unter Mädchen und Frauen sowie zu den ersten Spuren weiblicher Emanzipation in Südtirol.
Das Exponat des Monats Oktober stammt aus den Beständen des Bozner Schulmuseums. Es handelt sich um ein Foto aus dem frühen 20. Jahrhundert, das ursprünglich aus dem Archiv von Kloster Marienberg in Burgeis stammt und auf dem Schülerinnen von Bozens Höherer Töchterschule zu sehen sind.
Die Töchterschule wurde im Jahr 1892 gegründet und stellte eine wichtige Etappe in der Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung dar. In der privaten Schule für Töchter des wohlhabenderen Bürgertums erhielten junge Frauen eine umfassende Ausbildung, nicht nur in den hauswirtschaftlichen Fächern. Auch eine humanistische und berufsvorbereitende Bildung war vorgesehen.
In diesem Sinne hatte die Schule auch einen ersten emanzipatorischen Anspruch. Auf dem Lehrplan standen Religion, Fremdsprachen, Literatur, Naturwissenschaften, Mathematik, Pädagogik, Zeichnen und so genannte „weibliche Handarbeiten“. Dazu konnten Stenographie-, Turn- und Gesangsstunden belegt werden. Neben dem regulären Unterricht gab es aber auch eine Sonntagsschule für berufstätige Frauen. Schülerinnen aus weniger wohlhabenden Familien waren von der Zahlung des Schulgeldes befreit.
Mit der offiziellen Anerkennung der Mädchenlyzeen auf dem Gebiet der Habsburger Monarchie im Jahr 1900 wurde der Lehrplan der Töchterschule erweitert. Ab 1908 wurde auch eine Vorbereitung auf die so genannte „Maturitätsprüfung“ angeboten. Damit war ein weiterer Schritt hin zu einem möglichen Universitätsstudium oder einem Handels-, Apotheken- oder Lehrberuf getan.
Auf dem Foto ist am Rande neben den Schülerinnen Emanuel Zaruba zu sehen, der von 1899 bis 1922 Direktor der Töchterschule war. Die Aufnahme ist Zeugnis einer kulturell bedeutenden Zeit für Bozen und markiert den Beginn der Frauenbildung in unserem Land.
Bereits seit 2012 stellen das Bozner Stadtmuseum und Stadtarchiv abwechselnd unbekannte Schätze aus den eigenen Sammlungs- bzw. Archivbeständen vor. Das “Exponat des Monats” ist meist ein bisher nicht ausgestelltes, wenig bekanntes oder kurioses Objekt, das jeweils einen Monat lang im Foyer des Stadtmuseums oder am Infopoint des Stadtarchivs ausgestellt wird. Ein Begleitblatt, das vor Ort zur freien Entnahme aufliegt, informiert in Wort und Bild über das jeweilige Objekt.
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