Ausstellung

Frauengestalten im Amtsgebäude der Region

Mittwoch, 15. März 2023 | 18:10 Uhr

Trient – Die Ausstellung „Semplicemente Donne“ im Amtsgebäude der Region in Trient wurde auf Vorschlag der Regionalassessorin für Vermögen Waltraud Deeg konzipiert und läuft noch bis 29. März. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit der Frauengestalt am Beispiel von 39 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Trentino, Südtirol und dem ladinischen Raum, die die Frau in den verschiedenen künstlerischen Richtungen und kulturellen Strömungen des 20. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart thematisiert haben.

Gezeigt werden an die 70 Kunstwerke (Gemälde und Skulpturen) aus der Kunstsammlung der Region, aus denen hervorgeht, dass das weibliche Universum stets ein beliebtes Objekt der künstlerischen Wahrnehmung war, von einem Objekt der Bewunderung in Gestalt eines Engels oder einer Verführerin über ein mysteriöses Subjekt, das seine eigene Identität in Frage stellt, bis hin zum neuen Bild, das aus der Protestbewegung der 1960-er Jahre entstanden ist.

Unter den ausgestellten Portraits heben sich insbesondere die von Rita Vivori in verschiedenen Lebenssituationen dargestellten Frauen ab. Der Symbolwert des Bildes liegt in dem Blick, durch den das Erstaunen zu Verführung und Neugier und das Porträt der jungen Frau von einem zu bewundernden Objekt in ein geheimnisvolles Subjekt verwandelt wird. Rita Vivori hat während ihrer gesamten künstlerischen Schaffenszeit viel Wert auf die Bedeutung und die zentrale Rolle der Frau gelegt, auf die Stellung der Frau und ganz allgemein auf das „Weibliche“, das als Repräsentation und Selbstrepräsentation einer Identität verstanden wird, die sich im Italien jener Zeit inmitten der schwesterlichen Solidarität, der Rollenkonflikte und der Behauptung einer Andersartigkeit gegenüber der männlichen Welt in einem starken Wandel befand.

Bei den Portraits von Conrad Bergman besticht die Schlichtheit der Frauen mit ihrem abwesenden Blick bis hin zum Ausdruck eines tiefen und abgründigen Leids. Was will hingegen Guido Polo in seinen Gemälden thematisieren? Möglicherweise das geduldige Warten. Häuser, Ansitze und Fenster stehen im Hintergrund einer Gestalt, einer eigenartigen Figur, die jeder von uns in den posierten Fotos unserer Vorfahren wiedererkennt. Angst, Gewalt, Stillstand, das sind die Gefühle, die die seltsamen Frauengestalten in Guido Polos Werken verkörpern und verewigen. Diese Werke sollen uns ein Denkanstoß sein. Die von Paolo Dalponte, Michelangelo Pergehm Gelmi und Ilaria Montixi portraitierten gesichtslosen Frauen erinnern ihrerseits, wie viele Frauen für den Betrachter unsichtbar sind und wie viele Frauen in der Welt in die Rolle des lebenden Phantoms eingeschlossen sind. Bei Bepi Debiasi wird die Frau als Verführerin vom Engel vertrieben, während diese bei Franco Murer in den Garten der Götter platziert wird. Carlo Belli widmet den Mythen des Mittelmeers, unter anderem auch der schönen Helena, Phädra und Hippolytos, einen Zyklus mit zehn Werken.

„Im Jahr 2023 leben wir immer noch in patriarchalischen Verhältnissen, Frauen tragen die Hauptlast der unbezahlten Betreuungsarbeit und werden auch in der Lohnarbeit schlechter bezahlt“, erklärte Deeg. „Alte Klischees, die durch neue Kommunikationsstrategien verschleiert aufgegriffen werden, schleichen sich wieder in die täglichen Muster unseres Arbeits- und Familienlebens ein. Um zur Überwindung von Stereotypen beizutragen, muss man in der Familie und in der Schule mit einer offenen Sensibilisierung für die Geschlechterfrage beginnen. Verschiedene und unterschiedliche Strategien können eingesetzt werden, um ein heikles gesellschaftliches Thema zu vermitteln, das seit jeher alle öffentlichen und privaten Beziehungen durchdringt, wie etwa die Politik mit und für Frauen. Kunst vermag über emotionale Kanäle zu kommunizieren, die über den Wert des Werks hinausgehen“, sagte Deeg abschließend. „Sie berührt Bereiche des Geschmacks und der Anerkennung, die auf unterschiedliche Weise erfreuen, beeindrucken oder verblüffen und jeden dazu bringen, die Botschaft auf seine Weise zu interpretieren. Die Kunst ist die erste wirklich demokratische Kommunikationsstrategie, und noch nie war sie so nötig wie heute.“

Von: mk

Bezirk: Bozen