Auszeichnung

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Ukraine-Unterstützer Karl Schlögel

Dienstag, 29. Juli 2025 | 13:33 Uhr

Von: APA/dpa

Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel (77) erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als einer der Ersten habe der Osteuropa-Kenner vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt, so die Jury: “Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.” Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.

Verleihung im Oktober

Sie wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Die feierliche Übergabe findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche statt – in diesem Jahr am 19. Oktober.

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur rief Schlögel den Westen zur weiteren Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg auf. Es gebe den Spruch: “Wenn du den Frieden willst, stelle dich ein auf den Krieg”, sagte er. Die Verteidigung sei das beste Mittel, sich gegen die Aggression und Ausweitung eines Krieges zur Wehr zu setzen. “Deswegen ist die Unterstützung der Ukraine auch der beste Weg, um den Frieden in Europa zu sichern.”

Schlögel: “Überraschende und große Ehrung”

Zur Auszeichnung hielt er fest: “Das ist eine überraschende und große Ehrung.” Er sei sehr dankbar und sehe darin auch eine Würdigung seiner Arbeit zu den Beziehungen und der Analyse des östlichen Europas. Schlögel fasste seine jahrzehntelange Arbeit über Osteuropa mit dem Titel eines seiner frühen Bücher zusammen: “Die Mitte liegt ostwärts.”

Karl Schlögel wurde 1948 in Hawangen im Allgäu geboren. Er studierte in Berlin osteuropäische Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. 1966 reiste er erstmals in die Sowjetunion, 1968 erlebte er den Prager Frühling persönlich, Aufenthalte in Moskau und Leningrad in den 1980er-Jahren prägten seine Forschung. 2014 reiste er nach der Besetzung der Krim in die Ukraine.

“Anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung”

Mit Werken wie “Terror und Traum” (2008) oder “Das sowjetische Jahrhundert” (2017) habe er “Maßstäbe für eine anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung gesetzt”, so Börsenvereins-Vorsteherin und Stiftungsratvorsitzende Karin Schmidt-Friderichs. In seinem Werk verbinde Schlögel empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen. “Mit seiner Erzählweise, die Beobachten, Empfinden und Verstehen verbindet, korrigiert er Vorurteile und weckt Neugier”, so Schmidt-Friderichs.

Im vergangenen Jahr war die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum geehrt worden, die in ihrer Dankesrede ebenfalls eindringlich davor warnte, die Unterstützung für die Ukraine einzuschränken. Im Jahr davor hatte der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis erhalten. Gegen ihn hatten Islamisten eine Fatwa ausgerufen, 2022 hatte er einen Anschlag nur knapp überlebt und dabei ein Auge verloren.

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