Von: luk
Bozen – Am Nachmittag des heutigen Allerheiligentages hat Bischof Ivo Muser am Friedhof von Bozen/Oberau die Gräber gesegnet. Dabei hat der Diözesanbischof die Coronakrise zum Thema gemacht und diese mit einem Schlüsselbegriff des christlichen Glaubens, der Hoffnung, verbunden: „Die Hoffnung, die sogar stärker ist als der Tod, hilft uns, dass auch die Coronapandemie zur aufrüttelnden Chance werden kann. Das setzt voraus, dass wir nicht einfach zur Normalität vor der Krise zurückkehren wollen, sondern dass wir gemeinsam an einer in der Krise verwandelten und gereinigten Normalität unseres Zusammenlebens arbeiten.“
Die Feste Allerheiligen und Allerseelen sind besondere Gelegenheiten, um an die Verstorbenen zu denken und für sie zu beten. Das persönliche und gemeinsame Gebet hilft, im Glauben an die Auferstehung Trost und Halt zu finden.
Vor einem Jahr, zu Allerheiligen 2020, konnten die Feier und das Gedenken in Bozen aufgrund des Corona-Lockdowns nicht am Friedhof, sondern mussten im Bozner Dom abgehalten werden. In diesem Jahr können die Feiern wieder in gewohnter Weise stattfinden. Gottesdienste und Friedhofsbesuche finden unter Einhaltung der geltenden Regeln statt: Mund- und Nasenschutz, Abstand, Hygiene der Hände sowie Einhaltung der Obergrenze von Personen, die den Raum betreten dürfen. Bischof Ivo Muser ist am Nachmittag des heutigen Allerheiligentages am Friedhof von Bozen/Oberau zunächst einer Wort-Gottes-Feier vorgestanden und hat dann die Gräber gesegnet.
Bei der Wort-Gottes-Feier hat der Bischof das Allerheiligenfest mit der aktuellen Gesundheitskrise in Verbindung gebracht: „Ansteckung ist eines der häufigsten Worte, die in den vergangenen eineinhalb Jahren die öffentlichen und persönlichen Gespräche beherrscht haben. Allerheiligen und Allerseelen machen uns vom christlichen Osterglauben her Mut zu einer anderen Art der Ansteckung, die durch die Hoffnung übertragen wird und die von Herz zu Herz geht. Diese Hoffnung, die sogar stärker ist als der Tod, hilft uns, dass auch die Coronapandemie zur aufrüttelnden Chance werden kann, zum Anlass für ein bewusstes Innehalten, für eine Kehrtwende, für ein Nein zu einem oberflächlichen ‚Nur weiter so‘. Das setzt voraus, dass wir nicht einfach zur Normalität vor der Krise zurückkehren wollen, sondern dass wir gemeinsam an einer in der Krise verwandelten und gereinigten Normalität unseres Lebens und unseres Zusammenlebens arbeiten. Es geht nicht nur um persönliche Freiheit, sondern um eine Freiheit, die sich zeigt in der Verantwortung für einander und für die Schöpfung, die uns anvertraut ist!“
Der Bischof bezog in seiner Predigt auch zu bestimmten Meinungsbekundungen bei den Demonstrationen gegen die Coronabestimmungen klar und eindeutig Stellung: „Mich hat es sehr erschreckt, dass Spruchbänder zu sehen waren, die einen Zusammenhang herstellten zu den grausamen und Menschen vernichtenden Parolen und Taten des Nationalsozialismus. So etwas ist ein Hohn und eine unerträgliche Beleidigung für Millionen von Menschen, denen durch totalitäre Systeme unfassbares Leid zugefügt wurde. Solche Aktionen treten auch die Hoffnung und die Verantwortung mit Füßen, die wir brauchen und die wir einander schulden.“
Abschließend unterstrich Bischof Muser noch einmal, dass der Mensch die Hoffnung braucht: „Allerheiligen und Allerseelen konfrontieren uns mit den existentiellen Fragen unseres Lebens: Was zählt? Was bleibt? Wie gestalte ich mein Leben? Was wäre, wenn ich heute sterben würde? Was ist nach dem Tod? Gibt es ein Wiedersehen jenseits der Grenze des Todes? Im Suchen nach den Antworten auf diese Fragen brauchen viel mehr als nur das Vordergründige, das Nützliche, das Funktionale, das Materielle. Wir brauchen Hoffnung. Wir brauchen Gott und die Hoffnung, die nur er schenken kann!“