Von: APA/AFP
Ein Picasso für 120 Millionen Dollar (111,8 Millionen Euro), ein Monet für 40 Millionen Dollar und ein Ferrari für 60 Millionen Dollar: Das Angebot der großen New Yorker Auktionshäuser bei den Versteigerungen in diesem Herbst zeigt, dass der Markt für Kunst und Luxusgüter trotz weltpolitischer Krisen wie dem Ukraine- und dem Nahost-Krieg boomt. Die Branchenriesen Sotheby’s und Christie’s rechnen erneut mit Milliardenumsätzen.
Vor dem Hintergrund der Kriege sowie der weltweiten Inflation wird es für die beiden großen Auktionshäuser jedoch schwierig werden, ihr Geschäftsergebnis von 2022 zu erreichen, als ihre Auktionen und Privatverkäufe eine Rekordsumme von mehr als 16 Milliarden Dollar einbrachten.
Den Löwenanteil der Umsätze bei den diesjährigen Herbstauktionen, die seit Montag bis Mittwoch kommender Woche in New York stattfinden, könnte Sotheby’s erzielen. Das Auktionshaus, das dem französisch-marokkanisch-israelischen Milliardär Patrick Drahi gehört, hat einige wertvolle Stücke im Angebot. Doch auch der Sotheby’s-Rivale Christie’s, der der Artémis-Holding des französischen Milliardärs François Pinault gehört, rechnet mit hohen Umsätzen binnen weniger Tage – zwischen gut 720 Millionen und einer Milliarde Dollar.
Bei Sotheby’s könnte allein Pablo Picassos Werk “Femme a la montre” (“Frau mit Uhr”) aus dem Jahr 1932 mehr als 120 Millionen Dollar einbringen. Die Darstellung der Picasso-Muse und französischen Malerin Marie-Thérèse Walter gehörte der wohlhabenden New Yorkerin Emily Fisher Landau, die dieses Jahr im Alter von 102 Jahren starb.
Ihre Sammlung mit Werken großer Künstler wie Jasper Johns, Willem de Kooning und Andy Warhol wird am Mittwoch bei einer Sonderveranstaltung in Manhattan angeboten. Die Landau-Sammlung dürfte laut Sotheby’s-Prognose insgesamt rund 400 Millionen Dollar einbringen.
Christie’s bietet mit “Untitled (Yellow, Orange, Yellow, Light Orange)” ein Gemälde des 1970 verstorbenen US-Malers Mark Rothko an. Das Werk aus dem Jahr 1955 wird auf “rund 45 Millionen Dollar” geschätzt, wie Emily Kaplan, die Christie’s-Chefin für Auktionen von Werken aus dem 20. Jahrhundert, erklärte.
In zwei Etappen kommen sechs Schiele-Aquarelle aus der ehemaligen Sammlung Grünbaum zur Auktion, die zwischen 150.000 und 2,5 Mio. Dollar geschätzt werden. Die Werke wurden jüngst von prominenten Institutionen wie dem Museum of Modern Art in New York oder der Morgan Library an die Erben nach Fritz Grünbaum, einem Kabarettisten und Kunstsammler, der 1941 im Konzentrationslager Dachau starb, zurückgegeben. In Österreich waren entsprechende Rückgabeforderungen zurückgewiesen worden. An den Kriterien des Kunstrückgabegesetzes orientiert, fand die Kommission für Provenienzforschung keine Belege für eine Beschlagnahme durch die NS-Behörden oder für nichtige Rechtsgeschäfte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Ein weiteres Aquarell, “Drei Mädchen”, stammt aus der ehemaligen Sammlung Heinrich Rieger und wird auf 1,5 bis 2,5 Mio. Dollar geschätzt. Das Werk kommt aufgrund eines Vergleichs zwischen dem derzeitigen Eigentümer und den Rieger-Erben zum Verkauf.
Auch Werke von Impressionisten wie Claude Monets Meisterwerk “Seerosenteich” (1917-1919) kommen bei Christie’s unter den Hammer. Ein Schätzpreis wurde nicht angegeben. Konkurrent Sotheby’s versteigert am Montag Monets Bild “Peupliers au bord de l’Epte, temps couvert” aus dem Jahr 1891 und rechnet mit einem Kaufpreis zwischen 30 und 40 Millionen Dollar.
Bei einem anderen Highlight der Herbstauktionen handelt es sich weder um ein Gemälde noch um eine Skulptur. Vielmehr versteigert die Sotheby’s-Tochter für Luxusautos am Montag einen Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962 und rechnet mit “mehr als 60 Millionen Dollar”, wie Michael Caimano, einer der Geschäftsführer, der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Der Wagen aus dem Besitz eines US-Sammlers dürfte damit der teuerste Ferrari 250 GTO werden, der je verkauft wurde. 2018 war ein Auto desselben Typs bei Sotheby’s für 48 Millionen Dollar versteigert worden.
Außerdem könnte der nun angebotene Ferrari das zweitteuerste Auto der Welt werden – hinter einem der beiden einzigen Exemplare des Mercedes Coupé 300 SLR Uhlenhaut von 1955, das 2022 von Sotheby’s und Mercedes-Benz bei einer vertraulichen Auktion im Museum des deutschen Autobauers in Stuttgart für 135 Millionen Euro verkauft wurde.
Die Erwartungen an die Herbstauktionen zeigen, dass auf dem Kunst- und Luxusmarkt keine Krisenstimmung herrscht. Der Markt werde weiter von China angetrieben und zeige “keine Anzeichen” für eine Verlangsamung, sagt Kelsey Reed Leonard, die bei Sotheby’s für den Verkauf zeitgenössischer Kunst zuständig ist.
Davon profitieren auch kleinere Wettbewerber. So bietet das Auktionshaus Phillips am Dienstag kommender Woche das Gemälde “Le 14 juillet” des kubistischen Malers Fernand Léger für 15 bis 20 Millionen Dollar an.