Von: bba
Bozen – Die Covid-Pandemie löscht unaufhaltsam Leben aus, als effizientes Gegenmittel hat sich bisher nur der Lockdown bewährt. Das Impfen schreitet holpernd voran. Dennoch gibt es Stimmen, die die Not der Jugend thematisieren möchten. Die offene Jugendarbeit “netz” bezieht Stellung zur Situation der Jugendlichen in Pandemiezeiten und findet “Jugend braucht Räume!”.
“netz” gibt in einem Positionspapier zu bedenken:
“Unsere Erfahrungen und Ergebnisse vieler Fachpersonen und internationaler Studien zeigen, dass Jugendliche und junge Erwachsene besonders unter dem andauernden Notzustand leiden: Einsamkeit, Perspektivlosigkeit, fehlende Strukturen, große Unsicherheiten in Bezug auf ihre Zukunft, Ängste, Stress, um hier nur einige Aspekte zu nennen. Junge Menschen brauchen für Ihre Entwicklung essenziell den Kontakt zu gleichaltrigen Menschen (Peer to Peer Education). Durch Fernunterricht, Ausgangssperren und die lange andauernde Schließung der Schulen und Jugendzentren, Freizeit- & Sportangebote wurden Jugendlichen praktisch alle Peer-Orte genommen. Was bleibt ist der digitale Raum und das eigene Zuhause. Eine wichtige Entwicklungsaufgabe, die Ablösung vom Elternhaus, ist dadurch erheblich beeinträchtigt, da die dafür wichtigen Kontakte zu Gleichaltrigen und anderen Erwachsenen als wichtige Schlüsselpersonen verhindert werden. Offene Jugendarbeit bietet geschützte und sichere Rahmen (Räume) für Austausch und Sozialisierung. Jugendliche benötigen auch Corona-freie Räume und Orte, wo sie ausspannen, chillen und zur Ruhe kommen können. Wo sie für einen Moment „nur Jugendliche“ sein dürfen und nichts müssen. Diesen kreativen Erholungsraum finden Jugendliche in den Räumen der OJA. Jugendarbeiterinnen gestalten diese Lernfelder unter besonderen Rahmenbedingungen: In der Abgrenzung zur schulischen oder beruflichen Bildung ist das Beziehungsverhältnis der Erwachsenen und jungen Menschen in der Jugendarbeit vom Prinzip der Freiwilligkeit gekennzeichnet und bewirkt viel im informellen Lernsetting junger Menschen. Attraktive Formen der Kontaktaufnahme und Beziehungspflege sind bereits im Normalbetrieb ein wichtiger Baustein in der Jugendarbeit, während der pandemiebedingten Schließung von Schulen, Sport-, Freizeit- und Jugendeinrichtungen (Jugendzentren, Jugendtreffs, Jugendkulturzentren) eine echte Herausforderung. Professionelle Fachkräfte und Freiwillige der Offenen Jugendarbeit haben sehr schnell und flexibel Alternativen gesucht und in erster Linie digitale Formen der Kommunikation, Interaktion, Beratung und Unterstützung ausgebaut (Chaträume, Beratung, Spiel, #virtOJAl). Die generelle Erfahrung ist, dass bereits vor der Krise bestehende gute Kontakte durch die Beziehungsarbeit zu den Jugendlichen aufrechterhalten werden konnten. Losere Kontakte hingegen sind vielfach abgebrochen oder konnten nicht lange gehalten werden. Wo sind diese Jugendlichen heute?”