Denkmalpflegebericht 2012/13 präsentiert 

Kulturgüter sichtbar gemacht

Montag, 26. September 2016 | 16:33 Uhr

Bozen – Eine kulturelle Bestandsaufnahme sei der Denkmalpflegebericht 2012/13, so LR Florian Mussner bei der Präsentation des nun erschienenen Berichts am 26. September

Einen umfassenden Überblick über die Tätigkeit der Ämter für Bau- und Kunstdenkmäler sowie Bodendenkmäler und des Landesarchivs in den Jahren 2012 und 2013 gibt der neu herausgegebene Bericht der Landesabteilung Denkmalpflege. „Der reich bebilderte Bericht versteht sich als Lesebuch zur Denkmallandschaft in Südtirol“, unterstrich die geschäftsführende Abteilungsdirektorin Christine Roilo bei der Vorstellung am 26. September in Bozen.

„Der Denkmalpflegebericht ist viel mehr als eine Sammlung von Daten und Zahlen, sondern eine kulturelle Bestandaufnahme für Südtirol, die auch Einblick in die Wissenschaft und Forschung im Kulturbereich liefert“, betonte Denkmalpflege-Landesrat Mussner, der sich bei allen Mitarbeitern der Landesabteilung Denkmalpflege für ihre „exzellente Arbeit“  zum Erhalten, Dokumentieren und Sichtbarmachen des Südtiroler Kulturerbes bedankte. „Es gilt, einen Ausgleich zu suchen, wenn öffentliches und privates, kulturelles und wirtschaftliches Interesse aufeinandertreffen und mit Bedacht zu wählen, was erhalten und geschützt gehört und dann die entsprechenden Unterstützungen zu bieten“, sagte Mussner. Wer in der Denkmalpflege arbeite, müsse auch Mediator und Vermittler sein, wenn es darum gehe, im Sinne des „Schützen und Nützen“ einen Kompromiss zu finden, so der Landesrat. Über den Nachtragshaushalt habe die Landesregierung heuer weitere fünf Millionen Euro für die Denkmalpflege bereit gestellt, damit das Kulturerbe Südtirols, das nicht nur für die Identität der Südtiroler, sondern auch für die Entwicklungen der Zukunft wichtig sei, geschützt und möglichst vielen zugänglich gemacht werde, sagte Mussner.

Der Erhalt des Kulturerbes sie eine gemeinsame Aufgabe, die zunehmend auch über die Grenzen hinweg wahrgenommen werden sollte, sagte die Direktorin des Landesamts für Bau- und Kunstdenkmäler. Derzeit gebe es eine positive Bilanz, so Engl. Sie verwies auf die 26 Unterschutzstellungen im Bereich der Bau- und Kunstdenkmäler 2012 und 2013, darunter die Pfarrkirche St. Josef in Bozen, das Montiggler Seeschlössl in Eppan, den Marenklhof in Taisten und die Zwergschule in Langenbach in Gais. Insgesamt hat es im Bereich auch 410 Restaurierungen, davon von 181 Sakralbauten und 229 profanen Denkmälern. Darunter fallen beispielsweise die Restaurierung des Glockenturms der Pfarrkirche Sterzing, der Kirche St. Joachim und Anna in Kapenn am Kolerer Berg, des Schreiberhofs in Jenesien, des Hofes Lacurt in St. Martin in Thurn, das Gasthofs Goldener Löwe in Burgeis, des Ansitzes Weihrauch-Di Pauli in Kaltern, der Festung Mitterberg in Sexten und des Thalhofers in Untereben in Brixen.

Einblick in das vielfältige und sich wandelnde Kultgeschehen der Vorfahren geben laut Catrin Marzoli, Direktorin des Landesamts für Bodendenkmäler, die 2012 und 2013 in Südtirol freigelegten Kultplätze, und zwar vom Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit. „Hinter dem vielfältigen Kultgeschehen mit Brandopfern steckt wohl folgende Vorstellung: Das Feuer reinigt das Opfer, verwandelt es in Rauch und verbindet so die irdische mit der himmlischen Welt“, erklärte Marzoli in Bezug auf die ausgegrabenen Kultstätten, an denen es Brandopfer gab, wie  am Kulturplatz Vahrn (4. Jahrtausend vor Chr.), am Pigloner Kopf (3. Jahrtausend vor Chr.) oder an der Schöllberg-Göge in Weißenbach (9.-6. Jahrhundert vor Chr.). Marzoli verwies auch auf die Kultstätte in Terlan/Siebeneich, wo es nicht mehr Blutopfer gab, sondern wo Keramik und andere Gegenstände deponiert wurden. Von dieser Fundstätte stammt auch das der Attische Kylix (4. Jahrhundert vor. Chr.), ein flaches griechisches Trinkgefäß mit dem Bild eines geflügelten Eroten, das auch auf dem Cover des Denkmalpflegeberichts 2012 und 2013 abgebildet ist.

Roilo beschrieb die Kernaufgaben des Landesarchivs, wozu das Übernehmen, Ordnen und Verzeichnen von Archivgut gehört, wobei den Fotos und Filmen immer mehr Bedeutung zukommt. Wichtige Übernahmen 20122013 waren laut Roilo jene des Archivs Welsberg-Spaur mit mehreren 1000 Urkunden, des Nachlasses von Gustav Untersulzner, der Archive von Vereinen, aber auch der politischen Archive wie etwa der Partei „Grüne-Verdi-verc“ und des Nachlasses von Remo Feretti. Ein wichtiges Forschungsprojekt sei jenes zur Psychiatrischen Anstalt in Hall gewesen, so Roilo. Außerdem blicke das Landesarchiv auf zahlreiche Veröffentlichungen wie etwa zu den Themen „Die Marketenderin“, „Ansitz-Freihaus“ oder Publikationen in der Reihe Geschichte und Region zurück, sagte die Abteilungsdirektorin. Organisiert hat das Landesarchiv 2012/2013 auch zahlreiche Ausstellungen und Tagungen wie etwa „Almen unter Strom“, „An den Grenzen Italiens“ oder „72.92.12“ zur Autonomie.

Der Bericht der Landesabteilung Denkmalpflege 2012/2013 liegt nun gedruckt vor und kann im Buchhandel erworben werden.

Von: luk

Bezirk: Bozen