Von: ao
Bozen – Studienort, exakte Höhenlage und detailliertes Profil der Studienteilnehmer: Das sind nur einige der insgesamt 42 Faktoren, die künftig in Studien, Projektbeschreibungen und Publikationen im Bereich Höhenmedizin enthalten sein sollen. Eine Expertengruppe mit Höhenmedizinern aus aller Welt hat Richtlinien ausgearbeitet, die für die Forschung zukunftsweisend sein werden. Ziel dieser Richtlinien ist es, die Datenerfassung in der Forschung zu vereinheitlichen und so die Qualität der klinischen Forschung zu gewährleisten und zu verbessern. Forscher von Eurac Research haben die Auswertung der Richtlinien geleitet und die Expertengruppe koordiniert.
„Bislang war es bei Studien häufig so, dass Daten nicht einheitlich gesammelt wurden bzw. in der Berichterstattung wesentliche Daten fehlten. Daher war es für Forscher schwierig, Studien zu replizieren oder miteinander zu vergleichen. Durch die neuen Richtlinien sollen Wissenschaftler eine Struktur für ihre Forschungsarbeit erhalten“, so Monika Brodmann Maeder, Höhenmedizinerin bei Eurac Research.
Die Elemente, die die Expertengruppe grundlegend für die wissenschaftliche Arbeit betrachten, reichen von Informationen zu den örtlichen Gegebenheiten bis hin zu den persönlichen Merkmalen der Studienteilnehmer. So sollen Forscher künftig Höhe des Ausgangspunktes, maximal erreichte Höhenlage und Schlafhöhe angeben: Mithilfe der gesammelten Daten können die Wissenschaftler Höhenprofile erstellen und unter anderem feststellen, weshalb Höhenerkrankungen bei einer Studie häufiger auftreten als bei anderen. Zudem soll neben Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer beispielsweise auch erfasst werden, ob diese im Hochgebirge geboren und aufgewachsen sind. Für unverzichtbar halten die Experten zudem die Krankheitsgeschichte der Studienteilnehmer zu Höhenhirnödem, Höhenlungenödem und akuter Bergkrankheit sowie deren medikamentöse Behandlung. Auch die Tatsache ob und in welchem Ausmaß den Studienteilnehmern zusätzlicher Sauerstoff zugeführt wurde, sollen die Forscher künftig festhalten. Die Richtlinien beinhalten außerdem eine Reihe von Definitionen, um sicherzustellen, dass die Forscher weltweit unter einem Begriff ein und dasselbe verstehen.
„Durch die Richtlinien soll die Datensammlung standardisiert und die Studienergebnisse auch für andere Forscher gut nutzbar und vergleichbar sein. Dadurch erwarten wir uns eine Stärkung der Forschung in der Höhenmedizin“, ergänzt die Forscherin.
Eine bedeutende Rolle für die Forschung werden die Richtlinien spielen, wenn im Herbst 2018 in Bozen der einzigartige Klimasimulator terraXcube eröffnet: Das Protokoll zur standardisierten Datenerfassung ermöglicht den Forschern nämlich, Daten aus Höhenfeldstudien mit Daten aus der Klimakammer zu vergleichen.
Die Richtlinien sind frei zugänglich unter: http://online.liebertpub.com/doi/pdfplus/10.1089/ham.2017.0160.