Von: mk
Bozen – Auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Bozen, Dr. Renzo Caramaschi, des Stadtrates für Wirtschaft und Konzessionen, Tourismus und Stadtmarketing, Dr. Stephan Konder und des Präsidenten der Stiftung Bozner Schlösser, Univ.-H. Prof. Doz. DDr. Helmut Rizzolli, wurde heute Vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz die Ausstellung und der dazugehörige Begleitband „Mensch und Jagd in Alttirol“ vorgestellt.
Die Ausstellung und die Publikation greifen nicht nur Themen der Jagdgeschichte auf, sondern auch moderne Aspekte der Jagd.
Schloss Runkelstein und die Jagd – Weidwerk, Minne und Liebe
Die Fresken von Schloss Runkelstein mit der Jagd auf Hirsch, Keiler, Bär, Steinbock und Gämsen aber auch die malerische Ausstattung anderer Burgen, Ansitze und historischer Höfe im Alttiroler Raum bieten einen wichtigen Einblick in die Geschichte der Jagd. Für die Kenntnis der damaligen Jagdformen und -techniken sind diese Darstellungen von höchster Bedeutung, sie zeigen aber auch eine symbolische Form der Jagd. Dabei handelt es sich um die ganz typischen Freuden der ritterlichhöfisch gesinnten Gesellschaft. Solche Anspielungen waren in der damaligen Literatur gängig und gehörten zum Allgemeingut. So z.B. im um 1350 von Hadamar von Laber verfassten Gedicht „Minnejagd“, bei der das männliche Ich als Jäger einen edlen Hirsch verfolgt, der allegorisch die Frau darstellt. Die Jagdaktion erfolgt mit Hilfe einer Hundemeute. Der Leithund steht für das Herz des männlichen Jägers. Die übrigen Hunde stellen allegorisch die weiteren Eigenschaften des Jägers dar, z.B. Treue, Mut und Willenskraft.
Jagd im Alttiroler Raum
Alles herrenlose Gelände war zunächst Königsland. Aus der Grundherrschaft entstanden die Regalien, Jagd-, Fischerei- und Mühlenrecht. Obwohl der Geistlichkeit die Jagdausübung grundsätzlich verboten war, verlieh 1027 Kaiser Konrad II. der Brixner Kirche am 7. Juni das Jagdrecht. Mit Regalien im weiteren Sinn wurden neben geistlichen und weltlichen Fürsten auch Städte betraut. Die Jagdverleihung von 1414 unter Herzog Friedrich IV. ist das älteste bisher bekannte Jagdmandat in Tirol. Daraus ist zu entnehmen, dass der Regent für das gesamte Land das Jagdregal in Anspruch nahm und die Jagdausübung mit Ausnahme von alten Jagdrechten der Ritterschaft usw. ihm persönlich vorbehalten war. Dieser Vorbehalt betraf Hirsch, Reh, Gams und graue Hasen. Fasan und Rebhuhn sind der Beizjagd vorbehalten. Bär, Luchs und Wölfe gehören zu den Raubtieren, die von jedem bejagt werden konnten. Besonders interessant ist die Bestellung von Jagdorganen, sowie der Schutz der Wälder. Unter Sigmund dem Münzreichen aber besonders unter Kaiser Maximilian wurde eine Neuorganisation des Forst- und Jagdwesens vorgenommen, wobei die Landbevölkerung der Meinung war, dass nach jedem Regentenwechsel absolute Jagdfreiheit für sie bestand. Der Bauernaufstand bewirkte Lockerungen der Bestimmungen, die Landesordnung von 1526 zitierte das allgemeine Jagdverbot auf Rot- und Schwarzwild, den Fasan und das Federspiel, wie Falke und Habicht. Außer auf diese Tiere war die Jagd allen besteuerbaren Untertanen und den Bergwerksleuten gestattet.
Das Jagd-Grün
„[…] zum Theile grau, zum Theile grün. Zu Hirschen und Gamsen ist es die beste Farbe“, empfahl Maximilian I. in seinem um 1502 niedergeschriebenen „Geheimen Jagdbuch“. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hingegen folgt die Kleidung der adeligen Jäger der höfischen und bürgerlichen Mode. Als Folge der französischen Revolution nahm die Pracht der von der französischen Mode beeinflussten herrschaftlichen Jagdkleidung ab und führte zu einer verbürgerlichten Jagdkleidung. In der Biedermeierzeit (1814–1848), der Zeit des bürgerlichen Aufbegehrens, gab es eine besondere Vorliebe für das gesunde Landleben und die bäuerliche Lebensart, sowie für die auf alten Traditionen beruhende Volkstracht. Es kam zu einer Wechselbeziehung zwischen einfacher Landestracht und Uniformierung der Jägertruppen, gegen den verpönten „Stadtfrack“. Nach dem Revolutionsjahr von 1848 war es zur „Bauernbefreiung“ gekommen und das aristokratische Jagdprivileg war abgeschafft worden.
Der Tiroler Jagd-Mythos
Die Einstellung zum „edeln Waidmannswerk“ und zur Figur des Jägers in der Tiroler Sagenwelt ist ein durchwegs ambivalentes. Vor allem der Wildschütz wird zum bewunderten Heros so mancher Erzählung und des Jägers Schneid und Unabhängigkeit sind ein beliebtes Thema im Volkslied. Und dennoch: in der Mehrzahl der von den Altvätern der Tiroler Erzählforschung und einigen anderen aufgezeichneten Sagen ist der Nachklang einer Jahrhunderte langen Diabolisierung der Jagd und des Jägers deutlich erkennbar. Kirchenväter wie Hieronymus (um 350-420) und Augustinus (354-430) äußerten große Vorbehalte gegen die Jagd und waren damit wohl richtungsweisend für die spätere, in unseren Sagen so beliebte Erscheinung des Teufels als Jäger.
Die Aktualität der Jagd – Was ist richtig?
Völlige Freiheit des Wildes, Hegen und Pflegen? Der Mensch ist einerseits die Größte Gefahr für freilebende Tiere, braucht sie aber andererseits, weil sie erst die Naturlandschaft abrunden, bzw. ihre Ergänzung sind. Der Flug eines majestätischen Adlers, eines Bartgeiers im hochalpinen Terrain, wo sich die Gämsen tummeln, das Röhren des Hirsches gehören zu unseren Reichtümern. Gejagt wurde immer, die Existenz von Bären und Wölfen in unseren Tourismusregionen und bewirtschafteten Almen sind zu einem Reizthema geworden.
Die Ausstellung auf Runkelstein und ihre Highlights – Was wird gezeigt?
Die Ausstellung „Mensch und Jagd“ behandelt eine Thematik, die nicht nur einen umfangreichen Platz in der Geschichte einnimmt, sondern vermehrt das Interesse weckt und an Aktualität ungebrochen ist. Die Jagdkultur, das Wissen um Wild- und Weidwerk, die Kleidung und die Musik erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Umso wichtiger ist es, sich diesem breitgefächerten Thema anzunähern und den Versuch zu starten, nicht allein einen Überblick zu schaffen, sondern besondere Sachverhalte beispielhaft hervorzuheben. Zudem bietet Schloss Runkelstein dazu einen idealen Einstieg, denn die mittelalterlichen Jagddarstellungen im Turniersaal der Burg gehören zu den herausragendsten Bildern dieser Zeit. Die Jagd war in Runkelstein immer präsent, sei es im Bild, als auch in reeller Form. Dies bezeugen Fundstücke wie Bolzen oder im Inventar aufgelistete Jagdwaffen wie beispielsweise Saufedern, oder die Tatsache, dass sich Kaiser Maximilian das Fischrecht in der Talfer bei Runkelstein vorbehielt, auch wenn er die Burg an seine Vertrauten übergab. Es ist also naheliegend, sich mit diesem in Runkelstein so präsenten Thema näher zu befassen. Dabei ist es nicht einfach, einen Weg zu finden zwischen anschaulicher Präsentation, subjektiver Behandlung des Themas, wissenschaftlicher Auseinandersetzung und angenehmer, verständlicher Lesbarkeit. Gezeigt werden dabei Stücke unterschiedlicher Epochen, wie Jagdmesser und Saufedern, Musikinstrumente, unter anderem ein Jagdhorn aus Elfenbein aus dem 18. Jh., Schriftstücke, Trophäen, Schießscheiben und Genrebilder.
Das Buch zur Ausstellung
Band 15 der Runkelsteiner Schriften zur Kulturgeschichte behandelt die Geschichte der Jagd von der Frühgeschichte, hinauf in das Mittelalter und die Neuzeit, beschäftigt sich mit verschiedenen Jagdformen vom Fischfang über die Hirschjagd und die dabei verwendeten Waffen, wie Pfeil und Bogen oder Armbrust, die Entwicklung der Jagdgesetzgebung und nicht zuletzt geht es auch um den aktuellen Blickwinkel. Erschienen bei Athesia.