Der Technik auf der Spur

Ötzi und seine Tattoos: Forscher lassen Tätowierer stechen

Samstag, 16. März 2024 | 17:10 Uhr

Bozen – Tattoos, wie sie Ötzi auf dem Körper trägt, sind mit Kohle gezeichnet worden. Mittels eines spitzen Gegenstandes aus Knochen oder Kupfer wurde das Motiv dann unter die Haut gestochen. Die Technik, die offensichtlich uralt ist, wird auch heute noch angewandt, wie eine neue Studie zeigt. Heutzutage spricht man von sogenannten Hand Poked Tattoos. Um die Ähnlichkeit zwischen Jetzt- und Vorzeit zu untermauern, haben sich US-amerikanische Forscher mit zwei modernen Tätowierern zusammengetan.

Hand Poked Tattoos werden im Gegensatz zu herkömmlichen Tattoos ohne Tätowiermaschine gestochen. Stattdessen wird eine einzige Nadel verwendet, die an einem Griff befestigt ist, um das Motiv unter die Haut zu bringen. Das Bild auf der Haut entsteht also wirklich Punkt für Punkt. Das handgestochene Tattoo dauert um einiges länger als das klassische Tattoo, weil man oft mehrmals über die Linien gehen muss, um feine Lücken auszufüllen.

Gemeinsam mit den US-Forschern haben nun die Tätowierer die alte Technik wiederbelebt, wie sie vor 5.300 Jahren Zeiten angewandt worden war. Unter wissenschaftlicher Aufsicht stachen sie sich selbst jene Zeichen auf die Haut, die man auch auf Ötzis Körper entdeckt hatte. Die ungewöhnliche Studie wurde im European Journal of Archaeology veröffentlicht.

Insgesamt 61 Tattoos trägt der Mann aus dem Eis auf seinem Körper – unter anderem im Bereich der Lenden, auf dem Bauch, dem linken Unterarm und an den unteren Gliedmaßen. Zuerst war vermutet worden, die Zeichen seien in den Körper geritzt worden. Diese Theorie scheint nun endgültig widerlegt worden zu sein, denn offenbar handelt es sich um echte Tattoos.

Eurac Research

Das Team rund um den Archäologen Aaron Deter-Wolf aus Tennessee wandte sich an die beiden professionellen Tätowierer Danny Riday und Maya Sialuk Jacobsen. Die beiden Künstler haben einige der Zeichen am Bein von Riday reproduziert und experimentierten dabei mit acht unterschiedlichen Arten von Instrumenten. Die Palette des Materials, aus dem diese bestanden, reichte von Tierknochen über Obsidian und Kupfer bis hin zu Hauern von Wildschweinen und einer modernen Nadel aus Eisen.

Gleichzeitig wurden die Muster auf jeweils unterschiedliche Art gestochen. Die Wissenschaftler dokumentierten den Heilungsprozess und die einzelnen Ergebnisse. Jene Tattoos, die denen von Ötzi am ähnlichsten waren, sind mit der Technik des Handpokings entstanden, und zwar mit Instrumenten aus Kupfer und Tierknochen. Ähnliche Gegenstände, die aus Ötzis Zeiten stammen, sind im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen im Alpenraum bereits gefunden worden. Bislang hat man sie allerdings nie mit der Praxis des Tätowierens in Verbindung gebracht.

Von: mk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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1 Kommentar auf "Ötzi und seine Tattoos: Forscher lassen Tätowierer stechen"


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N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 21 Tage

Na ja, diese Art des Tattoo stechens wird in Japan immer noch traditionell ausgeübt. Dazu hätte es echt kein spezielles Team gebraucht.

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