Von: luk
Bozen – Die Arbeitsgruppe “Sprachen verbinden” des diözesanen Seelsorgeamtes hat heute Mittwoch, den 30. Oktober, in Bozen die Ergebnisse der Umfrage über das Miteinander der Sprachgruppen in den Pfarreien Südtirols vorgestellt. Ziel der Befragung war es, Beispiele gelungener Kommunikation in den Pfarreien Südtirols zu sammeln.
Die Arbeitsgruppe “Sprachen verbinden” will Hilfestellung bieten, um die Zusammenarbeit unter den Sprachgruppen in der Diözese zu fördern. Sie setzt sich aus elf Mitgliedern zusammen: Laien und Priestern aus Pfarreien der Diözese (Laura Paloschi, Brigitte Hofmann, Paola Cecarini, Josef Simonini, Fabio Righetti, Walter Visintainer), zwei Mitarbeitern der Eurac (Verena Platzgummer und Günther Rautz), dem diözesanen Referenten für Pfarrgemeindeberatung Ricardo Brands da Silva, dem diözesanen Referenten für Pfarreien und Gemeinschaften Giuseppe Ganarini sowie dem Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz.
Vademecum mit Handlungsempfehlungen
Als ersten Schritt hatte die Arbeitsgruppe eine Umfrage in zehn repräsentativen Pfarreien der Diözese durchgeführt. In jeder Pfarrei wurden der Pfarrer sowie zwei weitere leitende Personen aus unterschiedlichen Sprachgruppen befragt. Gemäß dem Auftrag der Arbeitsgruppe, Hilfestellungen für das Miteinander der Sprachgruppen zu bieten, wurden offene Fragen gestellt und die gemachten Beobachtungen in Handlungsempfehlungen umgewandelt. Aus den Ergebnissen der Umfrage wurde somit ein “Vademecum”, d.h. ein Leitfaden für jene, die sich in ihren Pfarreien, aber auch in der Gesellschaft für ein besseres Miteinander der Sprachgruppen einsetzen möchten. „Es ist ein Vademecum für Mutige: das Miteinander ist nicht immer der leichtere Weg. Das Evangelium aber macht uns Mut, den Einsatz und die Mühe für ein gutes Miteinander zu wagen“, unterstrich Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz. Was z.B. die Zusammenarbeit betrifft, zeigt die Umfrage, dass sie eine Bereicherung sein kann. Sie kostet aber auch Mühe und macht oft Angst. Den Pfarreien wird empfohlen, die Zusammenarbeit in kleinen, machbaren Schritten anzugehen, mehr auf die konkreten Personen und weniger auf Stereotype zu schauen und das Potential von einfühlsamen und sensiblen Personen zu nutzen.
Überzeugtere Politik des Miteinanders notwendig
Über die Sprachkompetenz hinaus ist das Verständnis der Kultur zentral. Hier können gemischtsprachige Familien wichtige Brücken bauen. Die Zusammenführung der Pfarrgemeinderäte hilft, die Realität von zweisprachigen Familien anzuerkennen. „Eine überzeugtere Politik des Miteinanders der Sprachgruppen in Schule und Kultur wäre auch für das Miteinander in den Pfarreien sehr hilfreich“, betonte Demetz. Den Pfarreien wird empfohlen, dass jeder in der Sprache sprechen kann, in der er möchte, daraus aber keine Ideologie zu machen. Weiters wird empfohlen, Hilfe beim Erlernen der Sprache anzubieten. Es sollen Situationen geschaffen werden, die den gemischtsprachigen Familien entgegenkommen.
Umgang mit Tradition und Innovation
Eine Mehrheit der Befragten ist sich bewusst, dass Traditionen wichtig sind und versucht, vorsichtig mit Veränderungen umzugehen. Den Pfarreien wird empfohlen, die Zusammenarbeit mit neuen Projekten zu beginnen, am besten im karitativen, praktischen Bereich. Ein klarer Fokus auf die christliche Botschaft kann helfen, dass Tradition sich im positiven Sinn wandelt, ohne dass dies als Verlust erlebt wird.
Menschen mit Migrationshintergrund
Die Pfarrgemeinden sind überzeugt vom Mehrwert und der Bereicherung, die andere Sprachen und Kulturen bringen können. Es gibt Berührungsängste, die aber von den konkreten Erfahrungen kaum bestätigt werden. Die Integration von Migranten ist ein zum Teil mühsamer Prozess, aber am Ende steht eine bereichernde Vielfalt. Den Pfarreien wird empfohlen, Möglichkeiten zum persönlichen Kennenlernen zu schaffen, Menschen mit Migrationshintergrund aktiv ins Pfarrleben einzuladen und positive Erfahrungen weiterzuerzählen.
Weitere Bereiche der Umfrage betreffen das Miteinander im Pfarrgemeinderat und in der Liturgie sowie eine Organisationskultur: Den Pfarreien wird empfohlen, gemeinsame Aktionen von Anfang an gemeinsam zu planen und als gleichberechtigte Partner zu agieren. Fazit vom Seelsorgeamtsleiter: „Das Miteinander ist mühsamer als das Nebeneinander, aber es lohnt sich.“
Zusammenarbeit mit Diözese Klagenfurt
Mit dem Thema des Miteinanders der Sprachgruppen verbunden ist ein dreitägiger Besuch einer Delegation aus Kärnten, der die Beziehung zwischen der Diözese Bozen-Brixen und der Diözese Gurk-Klagenfurt stärken und eine Chance bieten soll, gemeinsame Anliegen im Bereich Zwei- und Mehrsprachigkeit anzugehen. Organisiert wurde der Besuch vom Seelsorgeamt der Diözese Bozen-Brixen in Zusammenarbeit mit dem Friedenszentrum der Gemeinde Bozen. “Wir hatten viele Kontakte und sind sehr bereichert. Es gibt eine große Vitalität in Südtirol und dieser Austausch ist für uns Inspiration und Ermunterung“, sagte Tonč Rosenzopf-Jank, Leiter der Slowenischen Abteilung des Bischöflichen Seelsorgeamtes. Kärnten sei stark von der Geschichte geprägt, „aber der Austausch tut gut. Es braucht das Eintauchen in der jeweils anderen Kultur, weil Verbindungen und Kooperationen das Frieden stärken“, so der Gast aus Österreich. 2020 wird eine Delegation der Diözese Bozen-Brixen ebenfalls die Diözese Gurk-Klagenfurt besuchen.