Von: bba
Bozen/Innsbruck – Für seine Forschung zu komplexen Quantensystemen und ihrem Einsatz in der Informationsverarbeitung erhält der Experimentalphysiker Philipp Schindler von der Universität Innsbruck einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Die Förderung ist mit rund 1,5 Millionen Euro dotiert.
Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt Pionierforschung von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Mit den ERC Starting Grants werden erfolgreiche junge Forscherinnen und Forscher mit hoch dotierten Projektbudgets ausgestattet. Nun wurden die dieses Jahr geförderten Forscherinnen und Forscher bekannt gegeben. Die Förderung für Dr. Philipp Schindler vom Institut für Experimentalphysik ist der insgesamt zehnte ERC Starting Grant, der an die Universität Innsbruck geht.
Quantentechnologien mit Atomen und Molekülen
Die Quantencomputer-Forschung hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Systeme mit gefangenen Ionen haben sich dabei als eine der vielversprechendsten Architekturen für den Bau von größeren Quantencomputern erwiesen. Philipp Schindler versucht nun, diese Technologie auf eine neue Stufe zu heben, indem er neben Ionen auch mehratomige Moleküle einsetzt. Während einzelne Ionen heute im Labor mit hoher Präzision manipuliert werden können, ist es derzeit noch eine große Herausforderung, Quanteneffekte in komplexeren Teilchen wie Molekülen zu kontrollieren und zu beschreiben. Schindler möchte nun Methoden und Techniken entwickeln, mit denen mehratomige Moleküle in Ionenfallen kontrolliert werden können.
Diese Forschung wird einen neuen Blick auf ultraschnelle intramolekulare Prozesse und Quanteneffekte erlauben, die in der Quantenchemie und der Biologie von Interesse sind. Darüber hinaus will der Experimentalphysiker die Moleküle an bestehende atomare Quanteninformationsprozessoren koppeln und daraus einen Quantencomputer bauen. „Ein Ziel ist es, die Bausteine für einen hybriden Atom-Molekül- Quanteninformationsprozessor mit ultraschnellen Gatter-Operationen zu entwickeln“, so Schindler. „Die entwickelten Technologien könnten die Grundlage für neue Quantenchemie, die hochpräzise Messung von Naturkonstanten oder neue ultraschnelle Quantencomputer legen.“
Zur Person
Philipp Schindler (*1981) hat Physik an der Universität Innsbruck studiert und hier in der Arbeitsgruppe von Rainer Blatt promoviert. Von 2013 bis 2015 war er als Postdoktorand an der University of Berkeley in den USA tätig. Seither forscht er am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck im Bereich Quanteninformationsverarbeitung. Schindler wurde für seine Leistungen schon mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er den Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck und den Dissertationspreis des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI).