Von: mk
Bozen – Die Schatzkammer am Bozner Dom feiert ihren zehnten Geburtstag. Die Bürger der florierenden Handelsstadt – Kaufleute, Bankiers und der lokale Adel – statteten ihre Pfarrkirche reichlich mit kostbaren liturgischen Geräten, mit Paramenten und Gemälden aus: alles zur größeren Ehre Gottes, zum eigenen Seelenheil und natürlich auch ein bisschen, um den Wohlstand herzuzeigen.
Auch sonst war die Stadt reichlich mit Kirchen und Kapellen ausgestattet, dies auch ein Zeichen des Wohlstandes. Und all diese sakralen Orte wurden mit Altären, Heiligenbildern oder Skulpturen, mit Fahnen, prunkvollen Kelchen und silbernen Kerzenleuchtern geschmückt. Insgesamt gab es einmal 78 Kirchen, die zur Stadtpfarrkirche dazugehörten.
Dem Altdekan Johannes Noisternigg ist es zu verdanken, dass all diese wertvollen Zeugen der Stadtgeschichte, des Kunstverstandes und der Frömmigkeit aus den vergangenen Jahrhunderten gesammelt wurden und schließlich ausgestellt werden. Die spektakulärsten Stücke der Sammlung sind sicher die Werke der Silber- und Goldschmiedekunst: eine große Anzahl von Kelchen, einige feinst ziseliert mit kleinen Emaileinlagen, die biblische Szenen zeigen, reich geschmückte Messkännchen, Reliquienmonstranzen und das wohl wertvollste Exponat, die spätgotische „Turmmonstranz“, ganz einen gotischen Turm darstellend mit Statuetten, Türmchen, Fialen und Kreuzblumen und – wohl einzigartig – auf der Vorderseite ein Pelikannest mit den drei Jungen, die einer spätantiken Legende nach durch das Blut ihrer Mutter wieder zum Leben erweckt wurden. Diese Monstranz ist so groß und schwer, dass sie wohl kaum bei Prozessionen verwendet werden konnte.
Die hochbarocke prächtige „Sonnenmonstranz“ hingegen wird auch heute noch zu Fronleichnam und zum Herz-Jesu – Fest aus der Schatzkammer herausgeholt und vom Stadtdekan in feierlicher Prozession durch die Stadt getragen. Auch andere wertvolle und seltene liturgische Geräte verlassen immer wieder ihren Platz in der Schatzkammer, um ihre ursprüngliche Funktion bei der Gestaltung der Gottesdienste einzunehmen. Eine in unserem Raum eher seltene barocke „Fastenkrippe“ mit sehr individuellen und aussagestarken Gesichtern wird in der Fastenzeit in der Kirche von Kampenn ausgestellt. Es ist also keineswegs so, dass diese Schätze hier still dahindämmern und museal verstauben.
Bozen ist erst seit unseren Tagen Bischofssitz, vorher waren die kirchlichen Zentren die Bischofshöfe in Brixen und Trient. Dem rührigen Bozner Stadtrat gelang es mit Einverständnis des Kaisers endlich 1716 ein „Kollegiatskapitel“ zu gründen: das waren sechs Geistliche, die Kanoniker, denen der Stadtpfarrer als Propst vorstand. Dieser Propst bekam dann die Erlaubnis wie ein Bischof aufzutreten und Stab und Mitra zu tragen; es sind sogar passende Prunkschuhe und Handschuhe erhalten. Jetzt konnten endlich Gottesdienste mit Chorgesang und Musik besonders feierlich gestaltet werden und die Stiftungsfreudigkeit der Bozner Bürger erreichte eine neue Blüte. In der Barockzeit war auch die Verehrung von Reliquien von großer Bedeutung, so bilden kostbare Schreine und Behältnisse, in denen Reliquien sichtbar gemacht und zur Verehrung ausgestellt wurden, einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung. Das Interesse an den kirchlichen Kunstgegenständen und Erinnerungsstücken ist rege; das zeigen auch die vielen Besuchergruppen