Von: APA/dpa
Mit dem Antikriegsdrama “Im Westen nichts Neues” und seinem Papstthriller “Konklave” holte er Oscars: Der österreichisch-schweizerische Regisseur Edward Berger gehört derzeit zu den Gefragtesten seiner Zunft in Hollywood. Jetzt wagt er sich mit seinem neuen Mysterythriller an einen beliebten Schauplatz vieler Blockbuster: das Casino. Bei der Literaturverfilmung “Ballad of a Small Player” wartet er dabei wieder mit Starbesetzung auf. Ab Mittwoch bei Netflix.
Der irische Schauspieler Colin Farrell (“The Banshees of Inisherin”) übernimmt in dem Film die Hauptrolle. Er verkörpert einen zwielichtigen Glücksspieler, der sich als Hochstapler enttarnt.
Film über einen der Spielsucht verfallenen Zocker
Schon vorneweg lässt sich sagen: Mit “Ballad of a Small Player” erreicht Berger nicht ganz die erzählerische Stärke seiner beiden Vorgängerfilme. In rund 100 Minuten folgt der Film mit einigen surrealen und spirituellen Momenten dem der Spielsucht verfallenen Zocker.
Farrell verkörpert einen Mann, der sich als Lord Doyle ausgibt und in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Macau seinen finanziellen Problemen entkommen will, aber von seiner Vergangenheit schnell eingeholt wird. Er probiert als Kartenspieler sein Glück und häuft Schulden an. Verzweifelt versucht der Hochstapler, eine hohe Hotelrechnung zu begleichen und gerät in eine wahnhafte Abwärtsspirale.
Literaturverfilmung mit weniger Tiefe als Bergers Vorgänger
Eine Geldverleiherin (Fala Chen) scheint zunächst zu helfen. Verschärft wird seine Situation jedoch durch die energische Privatdetektivin Cynthia Blithe (Tilda Swinton) aus Großbritannien, die ausstehende Geldbeträge von Doyle eintreiben soll.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Reisereporters und Schriftstellers Lawrence Osborne aus dem Jahr 2014. Doch anders als Bergers Romanadaptionen von “Im Westen nichts Neues” und “Konklave” entwickelt “Ballad of a Small Player” keinen richtigen Sog.
Zwar beeindruckt der Film visuell mit tollen Bildern der schillernden Casino-Metropole, satten Farben und erneut einem dröhnenden Soundtrack von Oscar-Preisträger Volker Bertelmann. Doch im Gegensatz zu den opulenten Szenenbildern bleibt der Blick in den psychischen Abgrund des “Lords” eher oberflächlich, denn es fehlen an mancher Stelle die Zwischentöne, die dem Porträt mehr Tiefe verliehen hätten.
Schauspieler Farrell überzeugt als abgehalfterter Hochstapler
So fällt es schwer, mit der Hauptfigur mitzufühlen. Regisseur Berger sagte in Interviews, er habe mit “Ballad of a Small Player” ein “explosives Feuerwerk” bieten wollen. “Zum einen, weil Macau so aussieht. Zum anderen spiegelt es die Gefühlslage der Figur von Colin Farrell wider, die gleichzeitig zart und zerbrechlich ist”.
Schauspieler Farrell gelingt es, diese Zerrissenheit auf die Leinwand zu bringen. Er zeigt seine Figur als zunächst eleganten, im Verlauf der Handlung zunehmend abgehalfterten Hochstapler, der sein Glück beim Kartenspiel Baccara immer wieder aufs Neue herausfordert.
Mit seinen senffarbenen Glücksbringer-Handschuhen und seinem schmal gestutzten Oberlippenbart schafft es der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler, die innere Leere seiner Figur ebenso wie ihren Drang nach schnellen Erfolgserlebnissen eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen. So geht Farrell – um in der Sprache des Films zu bleiben – als Gewinner hervor.
Film mit Brad Pitt geplant
Nun steht für Berger bereits das nächste Projekt an. Mit Hollywoodstar Brad Pitt will der Filmemacher das Drama “The Riders” auf die Leinwand bringen, ebenfalls eine Literaturverfilmung, die auf dem gleichnamigen Buch des australischen Autors Tim Winton (1996) basiert.
(S E R V I C E – www.netflix.com/at/title/81692347)




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