Einer der engsten Mitarbeiter von SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky

Ex-Außenminister Jankowitsch feiert seinen 90. Geburtstag

Mittwoch, 05. Juli 2023 | 08:05 Uhr

Der ehemalige Außenminister Peter Jankowitsch, einer der engsten Mitarbeiter von Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ/1970-83) und profiliertesten Diplomaten der Zweiten Republik, feiert am 10. Juli einen runden Geburtstag. Obwohl er nur kurze Zeit Regierungsmitglied war, hatte der sozialdemokratische Politiker und Spitzendiplomat in zahlreichen Funktionen einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung der österreichischen Außenpolitik. Er wird nun 90 Jahre alt.

Trotz seines hohen Alters trat Jankowitsch in den vergangenen Jahren immer wieder in der Öffentlichkeit auf. Im Juni 2022 hielt er bei der Verleihung des Menschenrechtspreises der Bruno Kreisky Stiftung die Laudatio für die belarussische Oppositionspolitikerin und Aktivistin Maria Kalesnikawa, die für ihren Einsatz für die Demokratie in ihrem Land ausgezeichnet worden war.

Vier Jahrzehnte lang war Jankowitsch im Dienste Österreichs im Ausland. Er nahm wichtige Aufgaben in den Vereinten Nationen wahr – als Chefdelegierter (1972-78), zeitweiliger Sicherheitsrats-Vorsitzender, Vizepräsident der Vollversammlung und langjähriger Präsident des UNO-Weltraumkomitees, ebenso in der Sozialistischen Internationale (SI), deren Menschenrechtsausschuss und Afrika-Komitee er vorstand. Als Ständiger Vertreter Österreichs bei der OECD (1978-83 und 1993-98) setzte er sich für deren Öffnung gegenüber den neuen Demokratien Ost- und Mitteleuropas nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ein.

1933 in Wien geboren, war der promovierte Jurist und akademisch geprüfte Übersetzer an der Universität Obmann des Verbands Sozialistischer Studenten (VSStÖ). Seit 1957 im diplomatischen Dienst, wurde er 1959 Sekretär des damaligen Außenministers Kreisky. 1964 eröffnete er als Geschäftsträger in Dakar (Senegal) Österreichs erste Botschaft im frankophonen Afrika. 1967 sah sich Jankowitsch mit der Leitung des Büros des SPÖ-Vorsitzenden und Oppositionsführers Kreisky betraut. Durch den Wahlsieg seiner Partei im März 1970 wurde er Kabinettschef des Bundeskanzlers. Als UNO-Botschafter war Jankowitsch der erste Österreicher, dem der Vorsitz im Weltsicherheitsrat zufiel. 1983 wurde er erstmals in den Nationalrat gewählt. Er fungierte auch als Internationaler Sekretär und außenpolitischer Sprecher der SPÖ.

Im Juni 1986 übernahm Jankowitsch von Leopold Gratz das Außenministerium in der SPÖ-FPÖ-Regierung. Doch schon nach einem halben Jahr musste er das Ressort wegen des Koalitionswechsels an ÖVP-Chef Alois Mock abtreten. 1990 wurde Jankowitsch Europa-Staatssekretär und trug zum Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten des EU-Beitritts bei. In der in seinen Kompetenzbereich fallenden Entwicklungszusammenarbeit erreichte er eine Steigerung der österreichischen Leistungen, die 1991 über dem OECD-Durchschnitt lagen. 1992 konnte er im Nationalrat an der Spitze des Südtirol-Unterausschusses die Weichen für die Streitbeendigungserklärung Österreichs gegenüber Italien stellen.

Als in seinem langen politischen Leben besonders faszinierend und eindrucksvoll hob der Spitzendiplomat bei einem Gespräch mit der APA im Jahr 2003 Begegnungen mit indischen Politikern, speziell mit der ehemaligen Premierministerin Indira Gandhi, hervor, aber auch mit Europäern wie dem deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und dem früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors. Politisch besonders prägend sei jedoch ein Österreicher gewesen: “Mein politisches Vorbild war und bleibt Bruno Kreisky”, sagte Jankowitsch, der als enger Mitarbeiter Kreiskys 1970 auch dessen erster Kabinettschef im Bundeskanzleramt war.

Jankowitsch war auch nach seiner Politikerkarriere Ehrenpräsident der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, Präsident der Gesellschaft Österreich-Vietnam, der Jerusalem Foundation Österreich und der Austrian Space Agency, sowie Generalsekretär des Österreichisch-Französischen Zentrums für Annäherung in Europa. Auch war er Mitglied des “Aspen Institute” und der Bilderberg-Gruppe.

Von: apa