Von: apa
Snow Patrol, auf ewig mit “Chasing Cars” und “Run” assoziiert, bringen am Freitag (13.9.) ihr neues Album “The Forest Is The Path” heraus. Im Playlist-Zeitalter denken die Nordiren immer noch im Format Longplayer. “Ich mag kein Dinosaurier werden, sondern mich weiterbewegen, Neues annehmen. Aber man muss deswegen nicht die Vergangenheit verwerfen. Ein Album ist eine wunderschöne Kunstform, die man schätzen und feiern sollte”, sagte Sänger Gary Lightbody im APA-Interview.
“Ich navigiere durch Musik immer noch anhand von Alben. Ich bin 48 und ich bin mit Alben groß geworden”, so der Musiker. “Ich möchte hören, wie eine Band eine Geschichte anhand eines Albums erzählt. Das bedeutet mir immer noch sehr viel.” So ist auch “The Forest Is The Path” trotz bisher drei ausgekoppelter Singles, die sehr gut für sich allein “funktionieren”, als durchgehende Reise zu verstehen. “Aber ich würde dieses Konzept niemandem aufzwingen – wie sollte ich auch und wie könnte ich das?”, so Lightbody. “Wenn Menschen mit uns über eine Single oder eine Playlist interagieren oder nur zwei gleiche Songs von uns hören, dann ist das auch großartig.”
Mit den “zwei gleichen Songs” meint der charismatische Musiker wohl die zwei großen Hits. Die Angst, sich zu wiederholen, hat man mittlerweile abgelegt: “Auf gewisse Weise sind wir über weite Strecken unserer kreativen Karriere vor ‘Chasing Cars’ und ‘Run’ davongelaufen”, schmunzelte Lightbody über den “unbeabsichtigten Wortwitz”. “Ich wollte alles, nur kein zweites ‘Chasing Cars’ oder ‘Run’ schreiben. Dabei weiß ich nicht, warum ich diese Songs überhaupt geschrieben habe. Es gibt keine Formel. Mit dem neuen Album haben wir damit unseren Frieden geschlossen: Was immer passiert, es ist ok!”
Die neuen Songs haben massive Refrains – “und wir schämen uns nicht dafür”, betonte Lightbody. “Ich weiß nicht, ob ich mich damit bei früheren Alben wohl gefühlt hätte. Aber jede Musik, die aus dem Herzen kommt, ist ein Gewinn. Was immer du tust, beschneide dich nicht selbst. Diese Einstellung war jetzt befreiend.”
Sechs Jahre sind seit dem letzten Studiowerk vergangen. Lightbody begründete diese Zeitspanne mit Covid, dem Ausstieg von zwei Mitgliedern und dem zweimaligen Aufnehmen des gesamten neuen Albums: “Das erste Mal hat es sich nicht richtig angefühlt, wir waren nicht ganz dort, wo wir hin wollten. Also mussten wir alles überdenken. Manchmal passiert so was, es läuft nicht immer wie geschmiert.” Als man mit dem an Bord geholten Produzenten Fraser T. Smith alles erneut einspielte, “dauerte das nur fünf Wochen”.
Mit Jonny Quinn (Drums) und Paul Wilson (Bass) haben zwei langjährige Mitstreiter Snow Patrol verlassen. Die Trennung sei “herzzerreißend” gewesen, schilderte Lightbody. “Jonny war 27 Jahre in der Band, Paul ungefähr 20. Das ist nicht etwas, das wir leicht nehmen, das wir schnell überwinden. Wir wollten auch nicht respektlos sein und haben uns nach ihrem Ausstieg bewusst Zeit gelassen, um zu überdenken, wie es bei uns weitergehen sollte. Wir wussten nur, dass wir weitermachen wollen. Wir haben auch voll verstanden, dass die beiden etwas Neues probieren möchten.”
Das Cover für “The Forest Is The Path” – Zeit ist zentrales Thema des Albums, wie Lightbody erklärte – hat der Frontman selbst gemalt: “Es ist wie Meditieren. Ich stehe vor der Leinwand, es vergehen zwei Stunden, in denen ich an nichts anderes denke – ungewöhnlich in diesen Zeiten, wenn man nicht ständig mit irgendetwas bombardiert wird”, betonte Lightbody. Für Malen, Musikhören oder ähnliche Beschäftigungen müsse man sich Raum schaffen: “Je mehr ich Dinge loslasse und mir Zeit für mich selbst gebe, desto mehr merke ich, wie wichtig das ist. Das ist nicht egoistisch, denn es hilft auch allen anderen um dich herum, wenn du dich geerdeter und präsenter fühlst. Ich möchte mental gesund bleiben, um meine Community und die Musikszene in Nordirland zu unterstützen.”
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E – https://snowpatrol.com)