Von: apa
Der bedeutende Wiener Galerist und Kunsthändler Ernst Hilger ist tot. Er verstarb Montagabend im Alter von 75 Jahren, wie der “Kurier” berichtete und seitens seiner Galerie auch gegenüber der APA bestätigt wurde. Seine erste Galerie hat Hilger vor über 50 Jahren gegründet, wobei er ursprünglich eigentlich Sänger oder Dichter werden wollte. Neben Galerien in Salzburg und Wien hatte er zwischenzeitlich auch Dependancen in Frankfurt oder Paris.
Ernst Hilger wurde am 28. Februar 1950 in Wien geboren und studierte ab 1968 Betriebswirtschaftslehre. Zunächst galt seine Leidenschaft der Musik, gründete er doch das Folk-Lokal Atlantis, wo zahlreiche Austro-Popper ihre ersten Auftritte feierten, und gemeinsam mit dem Sammler Peter Infeld eine Studentenedition, bei der man Grafiken für umgerechnet heute rund 25 Euro kaufen konnte. “Mein ganzes Leben ist ein glücklicher Zufall, der sich nur mit der Leidenschaft gut kombiniert hat”, resümierte Hilger einmal.
Erste Galerie-Gründung vor über 50 Jahren
1971 folgte schließlich endgültig der Übergang in die Kunstszene: Hilger gründete in Salzburg die Galerie Academia, ein Jahr später kam die Galerie Spectrum in Wien hinzu. In seiner eigenen, 1976 aus der Taufe gehobenen Galerie haben seit damals mehr als 500 Ausstellungen stattgefunden. Neben seinen Standorten im Ausland gab es ab 2003 das hilger contemporary, seit 2009 die HilgerBROTKunsthalle, die 2013 um HilgerNEXT erweitert wurde. Messeteilnahmen auf der ganzen Welt waren selbstverständlich, Entdeckungen in Asien und im Iran ein Teil des Galeriealltags. “Ich habe 50 ganz sensationelle Jahre gehabt. Ich war 30 Jahre lang der Platzhirsch. Aber ich habe keine Lust mehr herumzurasen”, sagte Hilger erst vor wenigen Wochen im APA-Gespräch anlässlich seines 75. Geburtstags.
Ernst Hilger war lange Präsident der Vereinigung der österreichischen Galerien, Beiratsmitglied der Art Basel und von 2002 bis 2007 Präsident des europäischen Galeristenverbandes. Zuletzt übte er aber ganz bewusst keine Funktion mehr aus und zeigte sich sehr froh darüber. Aus dem Plan, seine vielseitigen Erfahrungen am Kunstmarkt in ein Buch zu fassen, wurde nun allerdings nichts. Die Lage am Markt selbst hatte Hilger zuletzt als schwierig beurteilt: “Alle Galerien raufen!” Das habe auch mit der politischen Weltlage zu tun, denn die Leute an der Macht hätten “mit Kunst gar nichts am Hut”. Dabei sei es so wichtig, die Szene zu unterstützen. “Kultur ist eine Pflanze, die Wasser braucht. Gibt man ihr Wasser, entwickelt sie sich von selber. Kultur ist wie ein Unkraut”, konstatierte er.
Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt
Seit 2000 trug Hilger den Professorentitel, 2008 folgte die Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien. Dieser ist er auch insofern verbunden, als er rund 500 Arbeiten aus seiner eigenen Kunstsammlung dem MUSA geschenkt hat. 2018 war eine Auswahl aus der Hilger Collection, in der sich auch zeitgenössische iranische und indonesische Malerei, kongolesische Fotografie oder südafrikanische Skulpturen befinden, im Museum Angerlehner in Oberösterreich zu sehen.
Mit “großer Bestürzung” hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf die Nachricht von Hilgers Ableben reagiert. Dieser war “ein Leuchtturm in der Wiener Kunstszene”, so das Stadtoberhaupt. “Er hat junge Künstlerinnen und Künstler gefördert, er hat bewährten Malerinnen und Malern ein Forum geboten. Er war innovativ, hatte stets neue, gute Ideen, hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht.” Die “Kunsthauptstadt Wien” werde Hilger nicht vergessen.
Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) betonte, dass Enthusiasmus und Neugier Hilger seit jeher ausgezeichnet hätten: “Elitär durfte Kunst für ihn nicht sein, sondern sollte möglichst allen verständlich sein.” Sein Engagement für Kunst und Künstlerinnen und Künstler sowie für die Notwendigkeiten der Galerien und des Kunstmarkts habe keine Pause gekannt.
(S E R V I C E – www.hilger.at)
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