Von: atav
Der unscheinbare Blickfang mit Geschichte
Wer kennt ihn nicht: den rot-weiß-blauen Pfosten, der sich unaufhörlich dreht und vor vielen Friseursalons steht. Doch was heute wie ein nostalgisches Deko-Element wirkt, war einst ein wichtiges Zeichen für medizinische Hilfeleistungen. Der sogenannte Barber Pole ist mehr als nur Tradition, er ist ein historisches Symbol, das eine faszinierende Geschichte erzählt.
Wenn Barbiere Chirurgen waren
In der Zeit des Mittelalters beschränkte sich der Beruf des Barbiers nicht nur auf Rasur und Haarschnitt. Barbiere übernahmen medizinische Aufgaben: Sie zogen Zähne, führten kleine Operationen durch und verabreichten die berüchtigten “Aderlässe”. Da es damals kaum ausgebildete Ärzte gab, galten Barbiere oft als einzige Hoffnung für schnelle Behandlungen.
Die Bedeutung der Farben
Die Farbkombination am Barber Pole kommt nicht von ungefähr:
Rot steht für das Blut, das bei den Eingriffen floss
Weiß symbolisiert die Bandagen und Verbände.
Blau, vor allem in den USA verbreitet, steht für die Venen oder sollte amerikanische Barbershops von den europäischen unterscheiden.
Die spiralförmige Darstellung geht zurück auf blutbefleckte Tücher, die nach den Eingriffen ausgewrungen und zur Schau gehängt wurden. Mit der Zeit entwickelte sich daraus der ikonische Pfosten mit den gedrehten Farben.
Warum sich der Pfosten dreht
Der rotierende Effekt des Barber Pole ist eine spätere Ergänzung. Er soll Aufmerksamkeit erregen – und das gelingt ihm bis heute. Der visuelle Trick der drehenden Spirale zieht Blicke auf sich und wirkt beinahe hypnotisch. Besonders in belebten Straßen wirkt der drehende Pfosten wie ein Leuchtturm für jene, die einen Haarschnitt oder eine Rasur suchen.
Vom blutigen Handwerk zur urbanen Ikone
Mit der Entwicklung der modernen Medizin verschwanden die medizinischen Aufgaben aus dem Barbierberuf. Geblieben ist jedoch der Pfosten als Symbol für Vertrauen, Handwerkskunst und Tradition. Heute findet man ihn in Metropolen wie New York, São Paulo oder London, wo er zum festen Bestandteil des Stadtbilds gehört.
In vielen Städten gibt es sogar Paraden und Veranstaltungen, bei denen historische Barbierkunst zelebriert wird, mit dem Barber Pole als Ehrenzeichen.
Ein Symbol mit bleibender Wirkung
Auch wenn heute niemand mehr wegen einer Zahn-OP in den Friseursalon geht, ist der Barber Pole ein lebendiges Stück Geschichte. Wer das nächste Mal an einem drehenden Pfosten vorbeigeht, weiß: Dahinter steckt viel mehr als nur ein guter Haarschnitt.
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