„Das ist kein Reisen, das ist Gewalt“

Autotourismus: Dolomitenpässe mutieren zur Rennstrecken

Donnerstag, 06. November 2025 | 09:54 Uhr

Von: idr

Sellajoch – Die Umweltinitiative Transdolomites will gegen Auto- und Motorradtreffen auf den Dolomitenpässen vorgehen – besonders rund um das Sellajoch. Präsident Massimo Girardi hat in der vergangenen Sommersaison 38 Veranstaltungen gezählt. „Das ist ein Rekord“, erklärt er. Der Verein bereitet eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Trient vor. Girardi wird deutlich: „Das ist kein Reisen, das ist Gewalt im Straßenverkehr.“

Er beschreibt riskante Szenen: „Wenn ich sehe, dass andere abrupt bremsen müssen, weil Sportwagenfahrer die Straße für sich beanspruchen und die Regeln missachten, oder wenn ich Fast-Frontalkollisionen beobachte, weil in unübersichtlichen Kurven überholt wird, dann muss man die Stimme erheben – bevor es zu tödlichen Unfällen kommt.“

Nach Darstellung von Transdolomites wollen die Täler rund um das Sellamassiv – Gröden, Fassatal, Gadertal und Buchenstein – künftig keine Veranstaltungen mehr unterstützen, bei denen Motorräder oder Autos im Mittelpunkt stehen. Ausnahmen sollen nur für Fahrzeuge mit elektrischem, Wasserstoff- oder Hybridantrieb gelten. Girardi verweist auf das Unesco-Welterbe Dolomiten und auf den Passo di Carezza als stark belasteten Abschnitt. Der dichte Verkehr sei für Anwohner eine Belastung und schade dem Tourismus, von Spätfrühling bis Herbst.

Ausweichstrecke Südtirol

Rückendeckung bekommt die Initiative vom Präsidenten des Club Alpino Italiano in Südtirol, Carlo Zanella. „In der Schweiz sind Motor-Treffen in einigen Kantonen verboten, und deshalb weichen viele hierher aus, besonders mit Oldtimern“, sagt er. Manche Veranstaltungen liefen „wie Rennen“ ab. Er fordert längere Kontrollen: „Wenn solche Treffen stattfinden, dann nach klaren Regeln – und Kontrollen dürfen nicht nach einer Viertelstunde enden, nachdem zwanzig Strafzettel verteilt und drei Führerscheine eingezogen wurden.“

Die Grünen-Politikerin und Tourismusfachfrau Elide Mussner spricht von einem „besorgniserregenden Trend“. Für die Menschen, die dort leben und arbeiten, seien die Treffen wirtschaftlich und ökologisch problematisch. Man könne Strafen erhöhen, „aber viele starten um fünf Uhr morgens, dann werden die Pässe zu Rennstrecken“. Der Ertrag für die Täler sei gering, weil viele Teilnehmende „kommen und gehen, ohne sich aufzuhalten“. Mussner plädiert dafür, die Stiftung Dolomiti Unesco und weitere Institutionen einzubinden, um klare Regeln bis hin zu Verboten zu vereinbaren.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 28 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen