Von: Ivd
Bozen – Längst nicht alle Lebensmittel, die erzeugt werden, landen auf den Tellern der Menschen: enorme Mengen landen Jahr für Jahr in der Tonne. Am Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung informiert die Verbraucherzentrale Südtirol über die globale Dimension der Verschwendung und über eigene Informations- und Bildungsangebote.
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Lebensmittelverschwendung (International Day of Awareness of Food Loss and Waste) am 29. September mangelt es weder an Fakten noch an klaren Worten. Dass weiterhin enorme Mengen an Lebensmitteln statt auf dem Teller in der Tonne landen, sei laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, ein Marktversagen, ein Versagen der Umweltpolitik und ein Versagen gegenüber all jenen Menschen, die weltweit von Hunger und chronischer Mangelernährung betroffen sind
Schätzungsweise 13 Prozent der globalen Lebensmittelproduktion gingen 2021 entlang der Lieferkette, genauer gesagt, nach der Ernte und vor dem Erreichen der Verkaufsregale, verloren (= Lebensmittelverluste, Quelle: FAO 2023).
Weitere geschätzte 1,05 Milliarden Tonnen Lebensmittel wurden in Haushalten, der Außer-Haus-Verpflegung und im Einzelhandel entsorgt (= Lebensmittelabfälle). Dies entsprach einem Anteil von 19 Prozent an den verfügbaren Lebensmitteln und einem Marktverlust von mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar. Für 60 Prozent dieser Lebensmittelabfälle sind Haushalte weltweit verantwortlich (Quelle: UNEP 2024).
Jeder elfte Mensch (783 Millionen Menschen) weltweit litt 2023 an Hunger. 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren litten unter Wachstums- und Entwicklungsstörungen aufgrund chronischer Unter- bzw. Mangelernährung (FAO et al. 2024).
Schätzungsweise acht bis zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen sind durch Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfälle verursacht (IPCC 2019).
All dies, obwohl die Internationale Gemeinschaft sich im Rahmen der UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) bereits 2015 dazu verpflichtet hat, bis 2030 die Lebensmittelabfälle (pro Person und Jahr) im Einzelhandel und in den Haushalten zu halbieren, die Lebensmittelverluste in den Lieferketten zu reduzieren sowie den Hunger zu beenden.
Zehn Jahre nach der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele mahnen die Vereinten Nationen größere und stärkere Bemühungen aller Beteiligten ein. Sowohl die Bürger und Bürgerinnen als auch alle anderen Akteure entlang der Lieferketten müssten dringend Maßnahmen ergreifen, die Politik müsse förderliche Rahmenbedingungen schaffen, um Verhaltensänderungen anzustoßen. Denn die Verringerung der Lebensmittelverluste und -abfälle sei eine der kostengünstigsten Möglichkeiten, um eine bessere globale Ernährungssicherheit zu erreichen, und die kostengünstigste und am besten umsetzbare Klimamaßnahme schlechthin. Auch der Verbrauch von Fläche, Wasser und Energie werde dadurch gesenkt.
„Im eigenen Haushalt lassen sich mit einfachen Maßnahmen Lebensmittelüberschüsse, die später entsorgt werden, vermeiden“, weiß Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). Die Verbraucherzentrale rät:
Lebensmittel bedarfsgerecht einkaufen
Werft einen Blick in Kühlschrank und Vorratsschrank und erstellt dann eine Einkaufsliste mit den Lebensmitteln, die ihr tatsächlich benötigen.
Bleibt nicht länger als notwendig im Supermarkt, haltet euch beim Einkauf an eure Einkaufsliste und vermeidet Impulskäufe.
Ignoriert Aktionsangebote – außer ihr benötigt das Produkt wirklich in der angebotenen Menge.
Lebensmittel optimal lagern
Räumt gekühlte, tiefgekühlte und verderbliche Lebensmittel sofort nach dem Einkauf in den Kühl- bzw. Gefrierschrank.
Produkte mit der kürzeren Haltbarkeit gehören im Kühlschrank und auch in der Speisekammer nach vorne, damit sie rascher verbraucht werden. Produkte mit der längeren Haltbarkeit werden weiter hinten eingeräumt.
Nach dem Öffnen gehören angebrochene Packungen und Konserven in den Kühlschrank.
Verpackungen, Behälter oder Abdeckungen schützen Lebensmittel vor dem Austrocknen, vor geschmacklichen Veränderungen, vor Feuchtigkeit und vor Schädlingen.
Habt ihr einmal zu viel eingekauft, könnt ihr die überschüssige Menge einfrieren.
Lebensmittel verwenden statt verschwenden
Konsumiert Lebensmittel mit einem Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“ – „da consumarsi entro“) immer vor Ablauf dieser Frist. Nach Ablauf der Frist sollten diese Lebensmittel nicht mehr gegessen bzw. getrunken werden.
Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum („mindestens haltbar bis“ – „da consumarsi preferibilmente entro“) sind in der Regel auch nach Ablauf der Frist noch genießbar, wenn sie ungeöffnet sind und korrekt gelagert wurden. Was gut aussieht, gut riecht und gut schmeckt, kann bedenkenlos gegessen werden.
Kocht nur so viel, wie tatsächlich gegessen wird, und serviert kleinere Portionen, damit auf den Tellern nichts übrig bleibt.
Habt ihr trotzdem einmal zu viel gekocht, könnt ihr die überschüssige Menge einfrieren.
Bewahrt Speisereste gekühlt auf und verbraucht sie innerhalb von wenigen Tagen.
Der beliebte Ratgeber „Mit Resten zum Besten – Rezepte und Tipps für weniger Lebensmittelabfälle“ der Verbraucherzentrale Südtirol zeigt, wie man aus überschüssigen und übrig gebliebenen Lebensmitteln und Speisen neue Gerichte zubereiten kann, und informiert über den bedarfsgerechten Einkauf und die optimale Lagerung von Lebensmitteln. Der Ratgeber ist am Hauptsitz und in den Außenstellen der VZS sowie an den Haltestellen des Verbrauchermobils kostenlos erhältlich.
Für Schulklassen und Jugendgruppen ab 13 Jahren bietet die VZS in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kompetenzzentrum für Ernährung ab sofort das interaktive Spiel „Mission Zero Waste: Zeitreise gegen die Lebensmittelverschwendung“ (in deutscher Sprache) an. Ähnlich einem Escape Room1, sind bei diesem mobilen „Escape Game“ in einem vorgegebenen Zeitrahmen Rätsel zu lösen, Hinweise zu finden und Aufgaben zu erledigen. Spielerisch erfahren die Jugendlichen Hintergründe, Lösungsansätze und wie sie selbst aktiv werden können, um die Menge der Lebensmittelabfälle zu verringern.
Aktuell sind 3 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen