Abseits von Ballungszentren ist Komet Lemmon mit freiem Auge sichtbar

Komet “Lemmon” bald mit freiem Auge sichtbar

Montag, 13. Oktober 2025 | 08:05 Uhr

Von: apa

Nachdem vor ziemlich genau einem Jahr der Komet “C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas” mit guter Sichtbarkeit aufwartete, kündigt sich nun erneut ein heller Schweifstern an: Der erst Anfang dieses Jahres entdeckte Komet C/2025 A6 (Lemmon) ist ab Mitte Oktober mit einfachen Fernrohren als auffälliges Objekt, und bei geringer Lichtverschmutzung, also abseits von Ballungszentren, sogar schwach mit freiem Auge zu sehen, erklärte Kometenspezialist Michael Jäger gegenüber der APA.

Der Komet C/2025 A6 (Lemmon) wurde auf Bildern vom 3. Jänner dieses Jahres von der Mount Lemmon Survey (USA) entdeckt. Er nähert sich der Sonne auf einer extrem langperiodischen, elliptischen Bahn und erreicht am 8. November seinen sonnennächsten Punkt (Perihel) in einem Abstand von 79 Mio. Kilometer, dies entspricht der halben Distanz der Erde von der Sonne, so Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Den geringsten Abstand zur Erde hat er am 21. Oktober mit rund 90 Mio. Kilometer.

Helligkeitsausbruch im Sommer

“Lemmon” hatte im Sommer einen Helligkeitsausbruch. Dass er sich so gut entwickelt, sei “unerwartet, da dieser Komet in den ursprünglichen Prognosen viel schwächer eingeschätzt wurde. Es ist aber nicht zum ersten Mal, dass die Helligkeitsentwicklung eines langperiodischen Kometen sehr dynamisch verläuft”, betonte Jäger, Obmann des Astronomischen Zentrum Martinsberg (AZM) im Waldviertel (NÖ).

Der Komet hat Anfang Oktober die 6. Größenklasse – ein Maß für die scheinbare Helligkeit – erreicht und ist damit an der Grenze zur Freisichtigkeit – zumindest bei einem dunklen Himmel im Gebirge. “Aktuelle Helligkeitsschätzungen bei Mondlicht zeigen, dass der Aufwärtstrend anhält und wir in wenigen Tagen mit einem Objekt der 4. Größenklasse rechnen können”, so Jäger. Als beste Phase nennt er den Zeitraum zwischen 20. und 26. Oktober, wenn der Komet bei Ende der Abenddämmerung rund 20 Grad hoch am Himmel steht und dann 3. Größenklasse hell sein sollte.

Komet “Swan” nur mit Fernrohr sichtbar

Nach Einschätzung der Experten sollte diese Helligkeit genug sein, um den Kometen in einem guten Landhimmel mit geringer Lichtverschmutzung mit freiem Auge zu sehen, vernünftiger sei aber die Beobachtung mit einem guten Fernglas. Dem Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut (AAS) zufolge steht “Lemmon” unterhalb des Sternbilds Großer Wagen, abends ab 19.30 Uhr tief im Nordwesten oder noch besser, da höher über dem Horizont zwischen 4.00 und 5.00 Uhr Früh im Nordosten. Ende Oktober zieht der Komet dann durch das Sternbild Schlange im Westen. Nach dem 26. Oktober störe dann zunehmend das Mondlicht und der Komet sinke dann auch langsam Richtung Horizont. Nach dem 10. November endet für uns die Sichtbarkeit, so Jäger.

Der Oktober bietet sogar noch einen zweiten Kometen: C/2025 R2 (Swan) sei aber “eher etwas für Spezialisten”, so der AZM-Obmann. Der Komet ziehe bis Mitte Oktober tief am Abendhimmel durch die Sommermilchstraße und sei nur im Fernrohr sichtbar. Da er sich zunehmend von der Sonne entfernt, erscheine er immer diffuser.

Schmutzige Schneebälle

Kometen gelten als Überbleibsel der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Sie bestehen aus einer Mischung von Eis, Staub und Gestein und werden deshalb mit schmutzigen Schneebällen verglichen. Das Eis enthält dabei nicht nur gefrorenes Wasser, sondern unter anderem auch gefrorenes Kohlendioxid, Methan und Ammoniak. Viele Kometen bewegen sich auf stark ellipsenförmigen Bahnen durch das Sonnensystem: Sie tauchen aus den Randbezirken des Sonnensystems auf und kommen der Sonne sehr nahe, wobei sie antauen und der oft spektakuläre Schweif entsteht.

Durch das Antauen entsteht eine große Wolke aus Gas und Staub um den kleinen Kometenkern, die so genannte Koma. Der “Sonnenwind”, ein beständiger Teilchenstrom von der Sonne, bläst das aufgetaute Gas-Staub-Gemisch vom Kometen weg und formt dadurch den Schweif, der stets von der Sonne wegzeigt.

(S E R V I C E – WAA-Website zu “Lemmon”: https://www.waa.at/hotspots/kometen/c2025a6/; AAS-Website zu “Lemmon”: https://go.apa.at/vjZLpUDk; AZM: https://azm-sternwarte-orion.at/)

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen