Ein Rittner Kleinkind weiß, wie's geht

“Papi, das ist nicht gut für die Natur”

Donnerstag, 27. Dezember 2018 | 08:09 Uhr

Klobenstein – Eigentlich wollte die junge Rittner Familie am Christtag nur eine kleine Waldrunde drehen und mal kurz Luft schnappen. Empört über den ganzen Plastikmüll am Wegesrand fragte der kleine Benjamin seinen Vater: “Papi, wieso werfen die Leute all diesen Müll in den Wald?”. Darauf hatte  sein Vater aber auch keine Antwort parat. “Ich verstehe manche Leute auch nicht”, erwiderte er. Der Vierjährige wollte es nicht dabei bleiben lassen. “Wir sollten all den Müll aufsammeln, das ist nicht gut für die Natur!”

Gesagt getan: In gerade mal sieben Minuten füllte der Junge zwei kleine Säcke mit Müll. Zwischen Alu-Dosen, Plastikverpackungen verschiedener Snacks, allerlei Bonbonspapier, einer Kaminwurzen-Verpackung, Nylon-Taschen und leeren Plastikflaschen war alles dabei. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, würde ein Zyniker diesen banalen Vorfall kommentieren. Doch nur mit kleinen Idealisten wie Benjamin lebt die Hoffnung auf eine Welt, in der die Spezies Mensch vielleicht noch ein paar Jahrhunderte länger überleben kann. Denn: Mutter Erde ist es egal. Sie existierte Milliarden von Jahre vor dem Menschen und wird es noch Milliarden von Jahre nach ihm tun. Wem es noch nicht klar ist: Nicht der Planet muss von uns gerettet werden, sondern wir selbst.

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“Schlecht für die Natur.” Diese einfache Logik eines Kleinkindes haben wir abgestumpften, zynischen Erwachsenen verlernt. Das Jahr 2018 war das heißeste, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Gletscher schmelzen, Inseln verschwinden, Unwetterkatastrophen nehmen zu, Arten sterben, Ozeane ersticken im Plastikmüll – all die unangenehmen Fakten sind mittlerweile fast schon abgedroschen und jeder von uns sollte sie wie eine Leier aufzählen können. Trotzdem ändern die meisten Menschen nichts an ihrem Lebensstil. Warum? Die Konsequenzen des Klimawandels scheinen alle zu weit weg, zu abstrakt, zu lebensfern. Wird schon irgendwie werden. Niemand will aus seiner Wohlstandsroutine ausbrechen und auf Teile seines komfortablen Lebensstandards verzichten. Sprich: weniger Fleisch essen, mehr Öffis fahren, Stofftüten und Glasflaschen verwenden, offenes regionales Saisongemüse kaufen, Gebrauchtwaren vorziehen, usw. – die alte Leier.

Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, wenn unsere Kinder lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und mit anderen Händen anzufassen. Die so genannten “climate change natives” werden in eine Welt geboren werden, in welchem der Klimawandel omnipräsent ist. Hoffentlich lernen sie dadurch von selbst, mit dieser Realität richtig umzugehen, so wie ihre Vorgänger, die digital natives, es mit der digitalen Technologie vormachten. Auf die Erwachsenen können sie jedenfalls nicht zählen. Die haben sie längst schon im Stich gelassen.

Von: mho

Bezirk: Salten/Schlern