Am 19. April ist Banana-Day

Süße Früchte – krumme Machenschaften

Mittwoch, 19. April 2017 | 10:21 Uhr

Brixen – Die Banane ist das meistverzehrte Obst der Welt. Nach dem Apfel wird sie auch in Südtirol am zweitliebsten verspeist. Für den Welthandel ist die Frucht von zentraler Bedeutung: Nach Reis, Weizen und Milch ist sie das am viertstärksten gehandelte landwirtschaftliche Produkt. „Mehr – schneller – billiger“ lautet das Motto längst auch bei der Bananenproduktion ­­– mit den üblichen Folgen für Bauern und Arbeiter im Bananengeschäft. Der dritte Mittwoch im April ist internationaler Banana-Day. Zu diesem Anlass gibt die oew-Organisation für Eine solidarische Welt Auskunft über kuriose, süße und krumme Seiten der beliebten gelben Frucht.

Beim Bananenanbau ist Körperarbeit gefragt, denn der gesamte Prozess muss händisch abgewickelt werden. Wie bei vielen anderen Produkten, die in großen Mengen, in kurzer Zeit und möglichst billig angeboten werden,  zahlen meist die Produzentinnen und Produzenten am Ende der Wertschöpfungskette den wahren Preis. Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen im Globalen Süden sind prekär: Die Löhne reichen kaum zum Überleben, Sozialleistungen gibt es selten, Arbeitende sind oft schutzlos Pestiziden ausgesetzt, auch Kinderarbeit ist an der Tagesordnung.

Mit 81 Prozent aller exportierten Bananen dominiert Lateinamerika heute den Markt. Jede dritte Banane stammt aus Ecuador. Verspeist werden die exportierten Früchte vor allem in den USA und Europa: Je 4,5 Millionen Tonnen jährlich, etwa zwölf Kilogramm pro Einwohner. Dementsprechend niedrig ist der Preis.

„Bananen werden häufig schon im Eingangsbereich von Discountern angeboten und regelrecht verscherbelt“, erklärt Verena Gschnell, oew-Mitarbeiterin im Bereich Bewusster Konsum, „ihre niedrigen Preise dienen häufig nur dazu, Kunden in die Geschäfte zu locken. Auch wenn die Supermärkte fast nichts mehr auf diese Bananen verdienen, lohnt es sich für sie.“

Wie ist das möglich? Diesen und weiteren Fragen gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der oew-Organisation für Eine solidarische Welt bei regelmäßigen Schulbesuchen mit dem Bananenkoffer auf den Grund. Im Rahmen der oew-Bildungsangebote widmet sich der Koffer-Workshop den Missständen in der weltweiten Bananenproduktion und zeigt praktikable Alternativen auf.

Die Importfirma CTMaltromercato beliefert wöchentlich die 14 Südtiroler Weltläden und diverse andere Lebensmittelgeschäfte mit Bananen aus dem Fairen Handel. Im Jahr 2016 hat CTM alleine in Italien 8.500 Tonnen Bananen verkauft, davon 78 Prozent aus biologischem Anbau.

„Das Fair Trade-Siegel steht für ethisches Handeln, Nachhaltigkeit und Transparenz und bietet Konsumenten eine vertretbare Alternative“, sagt oew-Mitarbeiterin Gschnell, „weltweit festgelegte Kriterien garantieren Mindestlöhne, stabile Preise, feste Verträge, Genossenschaftsprämien, das Verbot von Kinderarbeit und die Förderung ökologischer Mindeststandards.“

Key Facts zur Banane: Warum ist die Banane krumm?

Anfangs bedecken die Blätter des Blütenstandes die kleinen heranwachsenden Früchte, wodurch diese nicht von der Sonne bestrahlt werden. Deshalb wachsen sie der Schwerkraft folgend nach unten. Sobald die Deckblätter abfallen, wird im Inneren der Bananenfrüchte ein Hormon aktiviert, das sie zum Licht wachsen lässt. Dadurch erhält die Banane ihre typische krumme Form.

Wer darf in den Export?

Für den Export in die USA müssen die Bananen einwandfrei und zwischen 2,7 und 3,8 Zentimeter dick sein. Bis nach Europa kommt die Frucht nur mit einem Durchmesser von maximal 3,7 Zentimeter. Die perfekte Länge für die erste Güteklasse beträgt 20 Zentimeter. Alle anderen müssen draußen bleiben: Im Hafen von Antwerpen fallen 170.000 Bananenkartons jährlich bei den Qualitätskontrollen durch.

Sortenvielfalt?

Weltweit werden nur zwei Bananensorten gezüchtet: Cavendish und Gros Michel. Über 100 Jahre lang beherrschten sie den Weltmarkt. Ein Bodenpilz-Befall sorgte für die Schließung hunderter Bananenfelder. Fieberhaft experimentierten die Konzerne mit alternativen Sorten und entschieden sich bald für Cavendish, die gegen den Pilz resistent ist. Bis heute ist sie die meistangebaute Banane. Eine neue Pilzkrankheit bedroht derzeit aber auch diese Sorte und in Asien und Afrika sind bereits viele Plantagen betroffen. Die Suche nach neuen resistenten Sorten blieb bisher erfolglos.

Grün oder Gelb?

Sobald die Bananen geschnitten werden,  sind sie noch nicht reif. Einmal geerntet, nehmen sie meist den Weg übers Meer und sind dafür etwa zwei Wochen lang unterwegs. Die Kühlung in den Schiffen, im Normalfall bei 13.2 Grad, stoppt die Reifung. In großen Kammern im Ankunftsland wird mithilfe von hochverdünntem Gas (Ethylen) der Reifungsprozess erneut angetrieben und die Früchte erhalten ihre typische gelbe Farbe.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal