Gourmet-Geheimtipp Biberratte

Teller statt Tonne: Diese Delikatesse wirft Italien einfach weg

Mittwoch, 14. Mai 2025 | 07:29 Uhr

Von: idr

Venedig – Venetien hat ein Problem: Die Nutria, auch bekannt als Biberratte, zerstört in der benachbarten Region die Flora und Fauna. Zum Schutz der heimischen Pflanzen- und Tierwelt hat die Regierung kürzlich eine Förderung von 1,5 Millionen Euro freigegeben, um der Überpopulation Herr zu werden. Was die Regionalregierung dabei nicht berücksichtigt hat: Die Nutria ist auch eine hervorragende Delikatesse und könnte sogar Geld einbringen.

Die aus Südamerika eingeschleppte Biberratte breitet sich rasant in Norditalien aus, unterhöhlt Dämme, frisst sich durch Felder und gefährdet die Biodiversität. Jetzt schlägt die Regionalregierung zurück. Für die Jahre 2025 bis 2027 stellt die Region Venetien 1,5 Millionen Euro bereit, um der Nutria-Population Herr zu werden. Drei Euro gibt es künftig für jedes erlegte Tier. Dazu kommen Rückvergütungen für Munition, Fahrten, Versicherung und Sicherheitsausrüstung.

Food Trend Biberratte?

Doch um in der Tonne zu landen, ist das Tier viel schmackhaft. Restaurants in Düsseldorf und Berlin bieten das Fleisch längst auf ihren Karten an. Dabei ist es besonders bei Gourmets beliebt, da das Fleisch hervorragende Eigenschaften hat. In Gulaschform, als Frikadelle oder Braten: Das Wildfleisch ist rot, zart und mager. In der DDR war Nutria-Fleisch sogar im Supermarkt erhältlich, in Südamerika ist es ohnehin fester Bestandteil der Küche.

Ernährungsphysiologisch überzeugt Nutria-Fleisch durch einen hohen Proteingehalt, einen niedrigen Cholesterinwert und einen hohen Anteil an gesunden ungesättigten Fettsäuren. Die Tiere leben in freier Wildbahn, ernähren sich rein pflanzlich und benötigen weder Stall noch Kraftfutter – ein echter Pluspunkt für Nachhaltigkeit und Tierwohl. Wer also Wildfleisch aus regionaler Jagd sucht, findet in der Nutria eine bislang unterschätzte, aber schmackhafte Option.

Teller statt Tonne

Experten fordern, das Fleisch systematisch zu nutzen, statt es wie bisher vorgesehen zu entsorgen oder als Fuchsköder zu verwenden. Was andernorts als Feinschmeckerkost gilt, könnte auch in Italien Schule machen. Voraussetzung: Jäger müssten geschult und die Regeln zur Fleischverwertung vereinheitlicht werden.

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