SEV reagiert auf die Vorschläge des Landesfischereiverbands

„Absurde Anschuldigungen und unrealistische Projekte“

Freitag, 03. Februar 2023 | 13:27 Uhr

Bozen – In einer Stellungnahme hat der Landesfischereiverband Südtirol auf Projektvorschläge für den lokalen Ausbau der Wasserkraft geantwortet, die der Südtiroler Energieverband SEV und die Handelskammer Bozen im November 2022 vorgestellt hatten, und eigene Maßnahmen für die weitere Potenzierung der Stromerzeugung aus Wasserkraft präsentiert. Der SEV nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Landesfischereiverband – endlich – konstruktive Vorschläge für den Ausbau der Wasserkraft vorlegt. Gleichzeitig verwahrt sich der Südtiroler Energieverband gegen die Unterstellung, „spekulative“ Gewinnmaximierungen zugunsten seiner Mitgliedsbetriebe auf Kosten der einheimischen Fließgewässer durchsetzen zu wollen.

„Der SEV vertritt keine internationalen Kapitalgesellschaften, sondern vor allem kleine lokale Energiegenossenschaften, die nicht profitorientiert arbeiten und deren Ziel es ist, erneuerbare Energie mit besonderer Rücksicht auf die betroffene Umwelt zu erzeugen“, sagt SEV-Direktor Rudi Rienzner. Daher habe sich der SEV immer dafür ausgesprochen, ökologisch wertvolle Gewässer unter Schutz zu stellen. Der SEV verlange aber auch, dass der Schutzstatus einiger Gewässer angesichts des globalen Klimawandels und ambitionierter Klimaschutzziele neu zu diskutieren ist. Rudi Rienzner: „Gewässerschutz und Klimaschutz sind öffentliche Interessen, die gegeneinander abzuwägen sind. Viele Beispiele in Südtirol zeigen, dass ein Miteinander möglich ist.“ Der Vorwurf, bei den jüngsten Projektvorschlägen von SEV und Handelskammer handele es sich lediglich um die „PR-Aktion einer Wasserkraftlobby“, sei deshalb „absurd“.

Die Aus- und Neubauprojekte des Landesfischereiverbands Südtirol sind laut den Analysen des SEV nur sehr schwer zu realisieren: Bei der „Weiterleitung des Schwalls vom Becken in Glurns bis Laas mit dem Bau eines Kraftwerks“ stehe der Aufwand in keinem Verhältnis zum betriebswirtschaftlichen Nutzen. Die – begrüßenswerte – Zusammenlegung der Kraftwerke Töll und Marling sei in der Vergangenheit immer an den komplexen verwaltungstechnischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen gescheitert.

„Die Weiterleitung des Ausbauwassers der Kraftwerke Lana, St. Anton und Waidbruck in neue Kraftwerke ist technisch kaum machbar und die Zusammenlegung von Wasserkraftwerken an der Rienz in Bruneck und in Niederdorf ist betriebswirtschaftlich nur wenig sinnvoll. Die Gesamtjahresproduktion der vom Fischereiverband vorgeschlagenen Projekte beträgt 0,17 Terawattstunden (TWh). In den vom SEV lancierten neuen Kraftwerksstandorten könnten 0,8 TWh Strom erzeugt werden. Dies würde die einheimische Stromproduktion aus Wasserkraft pro Jahr um 15 Prozent (!) erhöhen“, so der SEV.

 

Von: mk

Bezirk: Bozen