Von: luk
Bozen – Im Laufe ihres Lebens erreichen die Südtiroler Steuerzahler im Alter von 60 bis 64 ihr höchstes Durchschnittseinkommen (im Schnitt 33.574 Euro brutto pro Jahr). Mit fortschreitendem Alter nimmt auch die Ungleichverteilung zu, wobei die stärksten Unterschiede zwischen 65 und 69 auftreten. Frauen bleiben in der Einkommensprogression im gesamten Lebenszyklus hinter den Männern zurück. „Bereits ab 30 öffnet sich die Schere im Durchschnittslohn zwischen Männern und Frauen, und nimmt bis zum Renteneintritt immer weiter zu“, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini. Bei den Selbstständigen steigen die Einkommen mit zunehmendem Alter im Schnitt stärker als bei den Arbeitnehmern – sie sind allerdings auch ungleicher verteilt.
In seinem heute (30.09.2021) erschienenen AFI-Zoom Nr. 61 analysiert das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Einkommensunterschiede, um den Zusammenhang zwischen Einkommensniveau und Lebensalter der Steuerzahler aufzuzeigen. Informationsgrundlage bilden die Steuererklärungen, die die Südtiroler im Jahr 2020 für das Steuerjahr 2019 eingereicht haben. Das AFI stellt die Analysen nach Altersklasse, Geschlecht und Steuerzahler-Typ aufgeschlüsselt bereit.
Höchstes Einkommen am Ende der beruflichen Laufbahn
2020 wurden in Südtirol exakt 438.477 Einkommenserklärungen abgegeben. Die erklärte Brutto-Einkommenssumme beläuft sich auf insgesamt 10,8 Mrd. Euro, was einem Durchschnittswert von 24.969 Euro brutto im Jahr pro Steuerzahler entspricht. Aus den Auswertungen erschließt sich, dass das höchste Durchschnittseinkommen in den letzten Berufsjahren – genau genommen in der Altersklasse von 60 bis 64 Jahren – erzielt wird (im Schnitt 33.574 Euro). Danach beginnt sich das Pro-Kopf-Einkommen der Südtiroler Steuerzahlenden wegen des Renteneintritts deutlich zu verringern.
Mit dem Alter nimmt die Ungleichverteilung zu
Der Gini-Index misst den Grad der Gleichverteilung: der Wert eins bezeichnet den Zustand der vollkommenen Ungleichverteilung, der Wert null hingegen jenen der perfekten Gleichverteilung. Die Analyse zeigt, dass der Index ab der Altersklasse von 30 bis 34 (Gini-Index: 0,377) mehr oder weniger kontinuierlich ansteigt und seinen Höchstwert in der Altersklasse von 65 bis 69 (Gini-Index: 0,467) erreicht. Mit fortschreitendem Alter und der differenzierten Entwicklung der Berufslaufbahnen nimmt somit auch die Ungleichheit zu. „Die Altersgruppe mit der höchsten gemessenen Ungleichverteilung ist jene der 65- bis 69-Jährigen, weil viele der Steuerzahler in diesem Alter bereits im Ruhestand sind, während andere noch weiterarbeiten“, erklärt AFI-Forscher Matteo Antulov. Der Renteneintritt hat eine ausgleichende Wirkung auf die Umverteilung, weshalb sich die Altersklassen nach dem Renteneintrittsalter auch durch eine gleichmäßigere Verteilung des Einkommens auszeichnen.
Frauen definitiv in der Einkommensentwicklung benachteiligt
Bei der Einkommensprogression sind Frauen im Vergleich zu Männern im gesamten Lebensverlauf benachteiligt. Die Schere öffnet sich bereits ab dem Alter von 30 und klafft immer weiter auseinander, bis sie in der Altersklasse von 65 bis 69 ihren Höhepunkt erreicht: Dort verdienen die Männer im Schnitt 15.800 Euro brutto mehr im Jahr als Frauen.
Arbeitnehmer: Mäßige Progression, geringe Ungleichverteilung
Bei den Arbeitnehmern steigen die Durchschnittseinkommen im Laufe des Lebens mäßig, aber stetig. Ab dem Alter von 55 nimmt die Gesamtzahl der Steuerzahler drastisch ab, das Durchschnittseinkommen steigt aber weiter. Offensichtlich bleiben einige Beschäftigte noch aus Arbeitseifer, auf persönlichen Gründen oder einfach nur finanziell bedingt im Erwerbsleben tätig.
Selbständige: Stärkere Progression, stärkere Ungleichverteilung
Die Selbständigen zeichnen sich im Vergleich zu den Arbeitnehmern durch eine stärkere Einkommensprogression in den jüngeren Altersklassen aus. Ab der Altersgruppe von 45 bis 49 folgt eine gewisse „Plateaubildung“. Die Ungleichverteilung der Einkommen ist bei den Selbstständigen über den gesamten Lebenszyklus höher als bei den Arbeitnehmern und tendenziell in den Jahren vor dem Renteneintritt am höchsten.