Arbeitsförderungsinstituts sieht Handlungsbedarf

AFI: “Lokale IRPEF-Zuschläge als Werkzeug der sozialen Gerechtigkeit”

Mittwoch, 07. April 2021 | 11:19 Uhr

Bozen – Die lokalen IRPEF-Zuschläge sind Einnahmequellen für die Gebietskörperschaften und stellen gleichzeitig ein Werkzeug für die Umverteilung der Einkommen dar. Die jüngsten Analysen des AFI | Arbeitsförderungsinstituts der Einkommenserklärungen der Südtiroler im Jahr 2019 haben ergeben, dass in der Provinz Bozen rund 90.000 Personen den regionalen IRPEF-Zuschlag entrichtet haben.

Insgesamt wurden mit dieser Steuer über 28 Mio. Euro eingehoben. Weitere vier Mio. Euro kommen vom IRPEF-Zuschlag der Gemeinden, der allerdings 2019 nur in neun von 116 Südtiroler Gemeinden erhoben wurden. „Auch wenn durch diese beiden Zuschläge keine große Summen bewegt werden, so können sie doch dazu dienen, ein inklusives Wirtschaftswachstum zu fördern und die soziale Kluft einzudämmen“, betont AFI-Direktor Stefan Perini.

91.989 Personen haben mit den Steuererklärungen 2019 den regionalen IRPEF-Zuschlag entrichtet. Dieser belief sich im Schnitt auf 306 Euro und ist somit der viertniedrigste italienweit. 2019 wurden durch diese Steuer insgesamt 28,2 Mio. Euro in die Landeskasse gespült – 2,4 Mio. Euro mehr als im Vorjahr.

Nur neun Gemeinden sehen den Gemeinde-IRPEF-Zuschlag vor

Nur neun Südtiroler Gemeinden hätten im Jahr 2019 einen Gemeinde-IRPEF-Zuschlag eingehoben, so das AFI. “Davon betroffen waren 55.397 Personen (das entspricht 12,9 Prozent der Südtiroler Steuerzahler), mit einem Gesamtaufkommen von 4,1 Mio. Euro. Jede Gemeinde kann frei über den Gemeinde-IRPEF-Zuschlag entscheiden, sowohl in Bezug auf den Steuersatz als auch auf die Steuerklassen und die Befreiungen. Sieben der neun Gemeinden, die den IPREF-Zuschlag erheben, sehen einen einheitlichen Hebesatz vor; zwei Gemeinden haben die Steuersätze nach Einkommen gestaffelt. Fünf Gemeinden haben für die niedrigsten Einkommensklassen eine Steuerbefreiung eingeführt. Die unterschiedliche Gestaltung des Gemeindezuschlages nach Einkommen und Steuerbefreiungen führt zu verschiedenen Typologien von Einhebungssystemen, die alle den Anspruch erheben, eine gerechtere Einkommensverteilung herbeizuführen.”

Das Steuersystem als Werkzeug für eine gerechtere Gesellschaft

“In Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, fällt die Entscheidung über den Einsatz öffentlicher Gelder nicht leicht: Können Ausgaben gekürzt werden, um über Steuersenkungen den Bürgerinnen mehr Kaufkraft zuzuführen? Viele fordern eine Reduzierung der Steuerlast durch Aufhebung des IRPEF-Zuschlags. In den letzten Jahren wurde in Südtirol versucht, das Steuersystem besser auszutarieren, um der ungleichen Einkommensverteilung entgegenzuwirken. Denn, auch in Südtirol ist die Gefahr der Armut konkret: 17,5 Prozent der Bevölkerung sind armutsgefährdet (ASTAT, 2021). Um gegenzusteuern wurde beschlossen, ab dem Steuerjahr 2020 die No-Tax-Area von 28.000 Euro auf 35.000 Euro anzuheben. Gleichzeitig wurde der Steuersatz für Einkommen über 75.000 Euro von 1,23 Prozent auf 1,73 Prozent, d.h. um einen halben Prozentpunkt, angehoben. Ziel ist es, durch eine höhere No-Tax-Area und eine stärkere Steuerprogression die aktuelle Konjunkturflaute zu durchtauchen, ohne die schwächsten Glieder der Gesellschaft zu treffen“, erklärt AFI-Forscher Matteo Antulov.

Stellungnahme von AFI-Präsident Dieter Mayr

“Steuer sind allgemein ein wichtiges Instrument für die Umverteilung von Einkommen und für die Herbeiführung von sozialer Gerechtigkeit. Deshalb will das AFI auch die jüngsten Entwicklungen der Steuerreform in Italien genau mitverfolgen.“

 

Von: luk

Bezirk: Bozen