Nicht alle sehen es rosig

AFI sagt: Südtirols Arbeitsmarkt erholt sich

Freitag, 30. Juli 2021 | 12:30 Uhr

Bozen – Südtirols Arbeitsmarkt erholt sich im zweiten Quartal des Jahres besonders stark und die Stimmung bei Südtirols Arbeitnehmern hebt ab. Der genauere Blick in die Branchenrealität deckt aber auch wunde Punkte auf: die verhaltene Stimmung bei den Arbeitnehmer/Innen aus der Landwirtschaft und dem Baugewerbe, die Sorge um die geringe Beschäftigungsstabilität im Gastgewerbe, die unzureichende Beschäftigungsfähigkeit öffentlich Bediensteter.

Auf den Tag genau vor zwei Wochen hat das Arbeitsförderungsinstitut die Hauptergebnisse des AFI-Barometers auf einer Pressekonferenz in Anwesenheit von Arbeits-Landesrat Philipp Achammer vorgestellt. Nun folgen die Detailergebnisse für jeden der sieben Wirtschaftsbereiche, die Gegenstand der Untersuchung sind. Der sogenannte Branchenspiegel gibt Aufschluss darüber, wie die persönliche Situation und die gesamtwirtschaftliche Lage von den Arbeitnehmern aus den verschiedenen Branchen eingestuft werden. Die telefonisch geführte Umfrage bei 500 Arbeitnehmer/Innen ist für Südtirols Realität repräsentativ. Durchgeführt wurden die Interviews zwischen 1. und 20. Juni 2021.

Das Quartal der Wiederbelebung

Zwischen April und Juni hat sich der Aufholprozess am Südtiroler Arbeitsmarkt beschleunigt. Im Juni war bereits wieder das Beschäftigungsniveau von „vor der Krise“ (2019) erreicht. Das zweite Quartal 2021 schließt mit einem Zuwachs an lohnabhängiger Beschäftigung von +4,6 Prozent zum Vorjahresquartal. Zurückzuführen ist dies nahezu ausschließlich auf die Zunahme von befristeten und Saisons-Arbeitsverträgen (+20,5 Prozent), die Zahl der Festanstellungen bewegt sich nur leicht (+0,7 Prozent). Zahlen, auf die das AFI einerseits mit Genugtuung, andererseits auch mit Sorge blickt, wie AFI-Präsident Dieter Mayr ausführt: „Positiv merken wir an, dass heute wieder sehr viele Personen zu einer – wenn auch befristeten – Anstellung gefunden haben. Wir wissen aber auch: Genau diese Leute würden ein weiteres Mal die Leidtragenden sein, falls es zu einem vierten Lockdown kommt“.

Die Gemeinsamkeiten: „Grundtendenz Verbesserung“

„Wir können zwar nicht behaupten, dass sich alle acht Stimmungsindikatoren in allen sieben Branchen verbessert haben. Für den allergrößten Teil ist das aber der Fall“, sagt Forscher Matteo Antulov – er koordiniert im Institut das AFI-Barometer. Besondere Ähnlichkeiten in den Sektoren zeigt der Kurvenverlauf für den wichtigsten aller Indikatoren, nämlich jenen, der die Erwartungen für die Wirtschaftsentwicklung in Südtirol abbildet. Die Tendenz am aktuellen Rand zeigt in allen Sektoren nach oben. Die Arbeitnehmer aus den Privaten Dienstleistungen sind die optimistischsten, die aus dem Baugewerbe halten sich eher zurück.

Die Unterschiede: Nicht alle sehen es rosig

Der genauere Blick in die Branchen macht auch die Unterschiede in den Wahrnehmungen deutlich:

·       Landwirtschaft und Baugewerbe sind derzeit die beiden einzigen Sektoren der Südtiroler Wirtschaft, bei denen das Vertrauensklima noch unter dem Niveau von vor zwölf Monaten liegt.

·       Im Handel werden die Schwierigkeiten, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, als erheblich eingestuft. Am schwierigsten bleibt der Jobwechsel nach eigenen Angaben für die öffentlich Bediensteten.

·       Im Hotel- und Gastgewerbe ist das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, von allen Branchen gefühlt am höchsten.

 

 

Von: luk

Bezirk: Bozen