VZS ist nicht verwundert

Alperia: Neue Angebote nur für wenige interessant?

Dienstag, 10. Oktober 2017 | 14:57 Uhr

Bozen – Alperia schrieb gestern, dass nur 4.600 der über 180.000 Haushaltskunden in Südtirol die im Frühjahr vorgestellten neuen Tarife aktiviert haben. Der Tarif versprach viele Vorteile für jene, die von drei kW Leistung auf 4,5 kW Leistung wechselten. Gewechselt haben also knapp 2,55 Prozent der Kunden – mager. Manche waren verwundert über die schwache Begeisterung der Bevölkerung, die trotz rauschender Werbekampagne und diverser bekannter „Sponsoren“ den neuen Angeboten offensichtlich wenig abgewinnen konnte.

Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) hatte bereits im Frühjahr nachgerechnet und festgestellt, dass die neuen Tarife wohl nicht so vorteilhaft sind – insbesondere, wenn man die Kosten über einen Zeitraum von drei Jahren vergleicht: Das Angebot „Alperia Family Willkommensbonus“ gesteht den Kunden nämlich einen Bonus von 90,75 Euro zu, der aber zurückgezahlt werden muss, wenn man Alperia vor Ablauf von 36 Monaten verlässt.

Angebote unter der Lupe

Eine Standardfamilie mit einem Jahresverbrauch von 2.700 kWh zahlt in Bozen derzeit am geschützten Markt 522,73 Euro pro Jahr, mit einer Leistung von drei kW. Auf drei Jahre macht das 1.568,19 Euro. Mit dem Tarif Alperia Family Willkommensbonus zu 4,5 kW beträgt der Preis im ersten Jahr 458,46 Euro und auf drei Jahre 1.601,70 Euro (der Preis ändert sich in den Jahren). Dazu kommen die Kosten für die Erhöhung der Leistung, welche 128,15 Euro betragen dürften. Insgesamt ergeben sich bei einem Wechsel also Mehrkosten von 162 Euro in einem Zeitraum von drei Jahren.

„4,5 kW zum Preis von drei kW“? Wohl eher nicht, meint die Verbraucherzentrale. Aber damit nicht genug. „Wechselt dieselbe Familie zum Trientner Stromanbieter Dolomiti (immer mit Leistungserhöhung auf 4,5 kW), zahlt sie sie im Dreijahres-Zeitraum 145 Euro mehr als im geschützten Grundversorgungsdienst, und das ohne sich für drei Jahre zu binden“, erklärt die VZS.

Das Fazit der Konsumentenschützer

Wer auf der Suche nach einem günstigeren Stromtarif ist, sollte laut VZS die Angebote kritisch beleuchten und Werbeversprechen erstmal misstrauen. Die Frage „Ist das der beste Tarif für mich?“ kann der offizielle Vergleichsrechner „Trovaofferte“ der Aufsichtsbehörde für Strom und Gas (AEEGSI) beantworten, siehe www.autorita.energia.it. Bei den gewährten Nachlässen sollte man stets überprüfen, ob sie einmalig („una tantum“) oder fortwährend („permanenti“) gewährt werden, so die Verbraucherschützer.

Die neuen Angebote von Alperia seien vom Konzept her nicht wirklich einfach gestrickt: einmaliger Bonus im ersten Jahr (der bei vorzeitigem Aussteigen erstattet werden muss), über die Jahre sinkende Skonti auf die Energiekomponente (die Skonti tendieren, je nach Angebot, im dritten Jahr gegen Null), und preisreduzierte Leistungskomponente. „Es ist wenig verwunderlich, wenn die VerbraucherInnen ihre liebe Not damit haben, dies alles in konkrete Ziffern zu übertragen“, erklären die Verbraucherschützer. Die VZS hilft bei der persönlichen Berechnung des günstigsten Angebots.

Preisübersicht Strommarkt in Südtirol Oktober 2017

vzs

Mehrkosten oder Einsparung in drei Jahren bei Wechsel vom geschützten Grundversorgungsdienst mit drei kW zu …

Anmerkungen

1. Alperia: Bei Kündigung innerhalb von 36 Monaten müssen evtl. Boni rückerstattet werden

2. Willkommensbonus: Angebot gültig für Kunden des Grundversorgungsdienstes bei Alperia (d.h. „TUGG“)

3. Für Kunden im geschützten Grundversorgungsdienst bei anderen Anbietern gilt das Angebot ohne Bonus

4. Bei Wechsel zu 4,5 kW sind einmalig Kosten von 128,15 Euro an den Stromverteiler zu zahlen, welche die VZS in der Spalte der Kosten für drei Jahre eingerechnet hat.

Von: mk

Bezirk: Bozen