Von: luk
Bozen – Am Samstag, 20. September 2025 lud die größte Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung, die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol), zu ihrem neunten Provinzialkongress ein: In der Messe Bozen kam es zur Neuwahl des Präsidenten, des Vereinsvorstandes und anderen Funktionären, welche sich unter den Augen von lokalen und externen Persönlichkeiten sowie der Vereinsmitgliedern austrug. Thomas Aichner wurde erneut zum Präsidenten gewählt, gefolgt von den Vizepräsidenten Sereno Sartor und Margherita Pichler.
Für die landesweit größte Interessensvertretung der 46.697 Südtiroler Zivilinvaliden fand diesen Samstag ein wichtiges Ereignis statt: Unter Abstimmung der Vereinsmitglieder wurde in der Messe Bozen über die Neuwahl des Präsidenten, der Vizepräsidenten und des Vorstandes, bestimmt. Gewählt wurden außerdem das neue Landeskomitee und die Delegierten für den Hauptsitz in Rom. Die Neuwahlen, welche sich im Rahmen eines Provinzialkongresses austrugen, fanden zum neunten Mal statt und stehen eng mit der traditionsreichen Vereinsgeschichte der ANMIC Südtirol in Verbindung: Vor über 50 Jahren wurde die Vereinigung – als eine Außenstellen der Nationalen ANMIC in Rom – auch hier in Südtirol gegründet: Damals noch mit wenigen Mitgliedern, ist sie heute mit mehr als 6.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung. Seitdem verteidigt die ANMIC Südtirol die Rechte dieser Menschen, welche mit einer angeborenen oder erworbenen Krankheit leben, erkämpft und etabliert neue Rechte in deren Sinne und setzt sich durch zahlreiche Tätigkeiten und Projekte für Betroffene und deren Familienangehörige ein.
Um diese Mission fortzuführen und damit die ANMIC Südtirol auch künftig als Interessensvertretung aktiv sein kann, wurde für die neue Amtsperiode 2025-2032 in der Messe Bozen abgestimmt: Thomas Aichner wurde in zweiter Folge zum Provinzialpräsidenten der Vereinigung gewählt, Sereno Sartor und Margherita Pichler sind Vizepräsidenten. Weitere Vorstandsmitglieder sind Thomas Andorfer (Bozen), Maurizio Dallepiatte (Brixen), Manuel Danay (Andrian), Daniela Flor (Eppan), Nicola Gambetti (Bozen), Frieda Hofer (Ahrntal), Paul Passler (Rasen Antholz), Alexander Planer (Eppan), Manfred Psenner (Ratschings) und Daniel Weger (Bozen).
Im Publikum fanden sich neben den Vereinsmitgliedern zahlreiche Gäste, wie unter anderem die Bozner Stadträtin für Sozialpolitik, Gesundheit und Sport, Patrizia Brillo sowie Barbara Avesani und Eugenio Bizzotto, welche in ihrer Funktion eng mit den Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Verbindung stehen: Als Direktorin des betrieblichen Dienstes für Rechtsmedizin leitet Avesani, die außerdem als Ärztin tätig ist, die Kommissionen für den Bescheid der Zivilinvalidität und Behinderung laut Gesetz 104/92. Eine ebenso wichtige Funktion nimmt Eugenio Bizzotto ein, Direktor der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung (ASWE). Die Agentur ist in Südtirol für die finanzielle Hilfeleistungen sowie deren Auszahlung wie Zivilinvalidenrente und Pflegegeld zuständig.
Neben der Anwesenheit lokaler Persönlichkeiten gab es außerdem Besuch aus Rom: Der Präsident der Nationalen ANMIC, Nazaro Pagano, repräsentiert die italienweit über 104 Außenstellen der ANMIC und betonte in seiner Willkommensrede, wie wichtig Inklusion und Zusammenhalt sind – auch zwischen den Generationen. Er erinnerte dabei, dass „benachteiligte Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden müssen, damit Inklusion zu einem konkreten und gemeinsamen Prinzip wird.“ Neben geschichtlichen Abrissen der ANMIC berichtete Pagano auch über die zahlreichen politischen Treffen, welche die ANMIC auf Staatsebene und mit den zuständigen Ministern durchführt. Ein grundlegendes Ziel ist hierbei die Erhöhung finanzieller Leistungen, damit Betroffene jene wirtschaftliche Sicherheit erhalten, die sie für eine chancenreiche Inklusion benötigen.
Auch Thomas Aichner, der bisherige und neue Präsident der ANMIC Südtirol, ergriff das Wort. Er unterstrich unter anderem die vielen Hürden, denen Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung tagtäglich ausgesetzt sind. „Das Amt des Präsidenten nehme ich mit großer Freude – und auch mit großer Verantwortung an. Es ist eine ernstzunehmende Aufgabe, im Sinne der mehr als 46.600 Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol zu handeln sowie Maßnahmen zu ergreifen und voranzutreiben, damit ihnen geholfen wird.“ Dabei hob Thomas Aichner klar hervor, „dass eine Anlaufstelle für diese Menschen und ihren Familienmitgliedern grundlegend ist: Damit ihnen im täglichen Leben geholfen wird, damit sie mit Hilfeleistungen finanziell, barrieretechnisch und moralisch unterstützt werden und nicht zuletzt damit sie sich im Moment ihrer körperlichen, psychischen oder seelischen Erkrankung – eine der verwundbarsten Lebenssituationen überhaupt – nicht allein gelassen fühlen.“
Neben den zahlreichen rechtlichen Errungenschaften auf Landesebene, den täglichen Informationsaustausch mit Betroffenen, den umgesetzten Integrationsprojekten sowie den erreichten Hilfsmaßnahmen der vorherigen Amtsperioden, gab Thomas Aichner auch Ausblick auf die bevorstehenden Jahre: „Wir werden nicht lockerlassen. Wir werden dort weitermachen, wo wir aufgehört haben und darüber hinaus!“. Der Präsident verdeutlichte dabei besonders drei Problematiken, welche gleichzeitig die Ziele der kommenden Jahre darstellen: „Wir brauchen Arbeit für jede und jeden, den Abbau von Barrieren und eine erhöhte finanzielle Entlastung für unsere Mitbürger mit Zivilinvalidität“, so Aichner weiter. „Es darf nicht sein, dass auf dem Arbeitsmarkt noch immer die Annahme herrscht, eine Person mit Zivilinvalidität könne nicht gut oder überhaupt nicht arbeiten. Hier braucht es eine intensivierte Sensibilisierungs-, Aufklärungs- und Interventionsarbeit. Ebenso müssen Barrieren reduziert werden – damit meine ich nicht nur architektonische Barrieren, also greifbare und sichtbare Hindernisse. Wir müssen uns verstärkt den unsichtbaren Barrieren widmen, die in ihren Auswirkungen nicht weniger gravierend für Betroffene sind: Soziale Barrieren wie Diskriminierungen, Vorurteile und Ungleichstellungen sowie institutionelle Barrieren, wie der erschwerte Zugang zu Ausbildungswegen, rücken hier in den Fokus. Aber auch darf es nicht sein, dass jene unter uns, denen es am schlechtesten geht, jeden Euro umdrehen müssen und teilweise nicht wissen, wie sie überteuerte Lebenserhaltungskosten und krankheitsbedingte Kosten stemmen sollen. Wir sind regelmäßig im Austausch mit den zuständigen Politikern, um Kostenersparnisse und Begünstigungen zu etablieren und werden diesen Weg auch weiterhin bestreiten.“ Abschließend unterstreicht Thomas Aichner die Bedeutung einer starken Gemeinschaft, denn „nur so kann die Politik davon überzeugt werden, neue und notwendige Gesetze zu schaffen und nur gemeinsam schaffen wir es, dass uns die Südtiroler Unternehmen, die Landesverwaltung, die Politiker und die Parteien ernst nehmen, uns zuhören und sich dann auch im Sinne der Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung entscheiden.“
Die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol) ist eine ehrenamtliche Organisation (EO) ohne Gewinnabsichten, die auf Staats- und Landesebene seit 1965 bzw. 1994 anerkannt ist. Als die einzige rechtliche und gesetzliche Vertretung der Zivilinvaliden und -versehrten vertritt die ANMIC Südtirol diese bei öffentlichen Ämtern sowie in privaten Betrieben, damit sie vollständig in den sozialen sowie beruflichen Alltag integriert werden. Mit mehr als 6.000 Mitgliedern ist die ANMIC Südtirol die größte Interessensvertretung für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol.
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