Von: luk
Bozen – Die Daten des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung, die sich auf die drei Monate zwischen April und Juni 2023 beziehen, sind unmissverständlich: Im zweiten Quartal 2023 steigt die lohnabhängige Beschäftigung weiter an und bestätigt damit die Aufschwungsphase nach der Krise von 2020-2021. Diese Entwicklung findet Bestätigung in den Stimmungsindikatoren im Branchenspiegel des AFI-Barometers, allerdings mit einem negativen Aspekt: „Unsere Indikatoren zeigen, dass Südtirols Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in vier von sieben Wirtschaftssektoren optimistisch sind, was die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung angeht“, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini und fügt hinzu: „Aber ebenso spürbar ist bei den Lohnabhängigen die aktuelle und zukünftige Sorge, dass sie mit ihren Gehältern kaum über die Runden kommen, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten und alle zusätzlichen und/oder unerwarteten Ausgaben zu schultern“.
Die Hauptergebnisse der Sommerausgabe des AFI-Barometers wurden bereits am 20. Juli auf einer Pressekonferenz vorgestellt. In dieser Pressemitteilung stellt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut nun den Branchenspiegel vor. Anhand gezielter Fragen hebt das AFI regelmäßig die Stimmung unter den Arbeitnehmern in Südtirol ein, was Rückschlüsse auf die aktuelle Lage in den einzelnen Wirtschaftssektoren zulässt.
Die Beschäftigten im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft sind besonders optimistisch
Generell wird die allgemeine wirtschaftliche Situation Südtirols in vier von sieben Sektoren als günstig eingeschätzt, und in den verschiedenen Wirtschaftssektoren haben alle Frühindikatoren, welche die Beschäftigung betreffen, positives Vorzeichen. In Bezug auf die lohnabhängige Beschäftigung ist zu sagen, dass diese im zweiten Quartal 2023 in fast allen Wirtschaftssektoren zugenommen hat, mit der einzigen Ausnahme des Bausektors, wo es ein Nullwachstum gab.
Die Zahl der Personen, die in den Arbeitslosenlisten eingetragen sind, stieg mit durchschnittlich 16.732 eingetragenen Personen im zweiten Quartal 2023 um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der größte Anstieg betraf die Gruppe der Arbeitnehmer unter 25 Jahren (+6,5 Prozent).
Die Sorge, mit dem Lohn nicht über die Runden zu kommen, nimmt nochmals zu
Die Inflation verlangsamt sich, was bedeutet, dass die Preise zwar langsamer, aber immer noch ungewöhnlich stark steigen. Die Zinssätze sind infolge der Entscheidungen der Zentralbanken, über eine längere Zeit die Geldpolitik zu straffen, schrittweise angestiegen, was zu höheren Ausgaben für Kredite und Darlehen führt. In Abwesenheit signifikanter Lohnanpassungen bringt diese Entwicklung Südtirols Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Bedrängnis. Die Indikatoren für das zweiten Quartal 2023 zur wirtschaftlichen Lage der Arbeitnehmer und ihrer Familien belegen dies deutlich.
Im Baugewerbe sinkt der Indikator, welcher die Sparfähigkeit abbildet, -20 Indexpunkte, während der Handel und das Verarbeitende Gewerbe es auf -13 und -12 Punkte bringen. Doch nicht nur das Sparen ist nicht einfach, sondern auch mit dem Lohn über die Runden zu kommen gestaltet sich schwierig. Am stärksten in Bedrängnis sehen sich hier die lohnabhängig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe (Index: -15), die Beschäftigten in den Privaten Diensten (-14) und jene im Baugewerbe (-13). Das Gastgewerbe und der öffentliche Sektor weisen dagegen im Vergleich zu den Ergebnissen vor der Pandemie eine weniger schwierige, wenn auch weiterhin problematische Situation auf.