Tag der Landfrauen

“Bäuerinnen sind geerdet – man kann auf sie bauen”

Sonntag, 15. Oktober 2017 | 08:51 Uhr

Bozen – Die Vereinten Nationen haben den 15. Oktober zum Welttag der Landfrauen erklärt.  Das ist kaum ein Zufall. Denn es sind die Bäuerinnen, die die Welt ernähren. Sogar in den industrialisierten Ländern werden 30 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte von Landfrauen erzeugt.

Die internationale Bewegung der Bäuerinnen verleiht zum Landfrauenwelttag an Charakterköpfe unter den Bäuerinnen eine Auszeichnung. Weltweit erhalten 2017 zehn Bäuerinnen eine Auszeichnung. Die WWFS (Women’s world summit foundation) hat ihren Sitz in Genf und setzt sich für die Frauen- und Menschenrechte sowie für die Wertschätzung und die Sichtbarkeit der Frauen ein.

In Südtirol wurde in Vergangenheit bereits zwei Bäuerinnen diese Ehre zu teil – oder genauer gesagt, fielen diese beiden Frauen durch ihr jeweils besonderes Engagement auf. 2001 erhielt die Aldeiner Bäuerin Martina Lintner die Auszeichnung für die „Erhaltung des ländlichen Lebensentwurfs“. Und 2006 bekam die Ultner Bäuerin Waltraud Schwienbacher die Auszeichnung für ihre „explosive Kreativität“.

„In den eigenen Reihen Vorkämpferinnen zu haben, soll allen Bäuerinnen in Südtirol Mut machen“, sagt die SVP-Landtagsabgeordnete Maria Hochgruber Kuenzer, „und zwar den Mut, den Weg zu gehen, den sie als den richtigen sehen.“

Ein aktuelles Beispiel für einen mutigen Weg sieht die bäuerliche Abgeordnete in der Verbreitung von altem Saatgut, wie es beispielsweise die junge Bäuerin Sabine Schrott mit ihrer Gruppe „Sortengarten Südtirol“ praktiziert. Hochgruber Kuenzer: „Das Wissen von der Kraft der alten Sorten für die nachkommenden Generationen zu retten, ist ein vielversprechender Auftrag.“ Daher sollte das Saatgut nicht in Laboren gelagert, sondern in die Hände der Bäuerinnen gegeben werden, „Landfrauen sind die Hüterinnen des Saatgutes und des Wissens der älteren und alten Generationen.“

Der richtige Weg muss dabei nicht für alle der gleiche sein. Maria Hochgruber Kuenzer meint: „Es gibt unterschiedliche Ansätze, die auch nebeneinander Platz finden.“ Viele wählen den traditionellen bäuerlichen Anbau, andere haben ihn modernisiert oder spezialisiert. „Ich sehe, dass viele Südtiroler Bäuerinnen dem Mut von Martina Lintner und Waltraud Schwienbacher gefolgt sind“, sagt Maria Hochgruber Kuenzer.

Der Zeitpunkt für diese Ermutigung ist aktuell. Es gibt viele Gründe, warum Konsumenten und Konsumentinnen beim Einkauf von Lebensmitteln verunsichert sind: die große Auswahl, der Wettbewerb zwischen industrieller und traditionell-regionaler Produktion, die Pestiziddiskussion, Ernährungstrends bzw. -moden und ein höheres Bewusstsein für gesunde Ernährung.

Das Leben mit der Natur verhilft den Bäuerinnen zu einem klaren Blick. Sie sind es, die die Zeichen der Zeit erkennen und viele gehen ihren Weg geradeaus. Bäuerinnen seien geerdet. „Auf sie kann man bauen“, betont Maria Hochgruber Kuenzer.

SVP-Frauen: „Landfrauen sind tragende Säule für lebendige Dörfer“

Anlässlich des Internationalen Tages der Frauen in ländlichen Gebieten am heutigen Sonntag verweist die Frauenbewegung in der Südtiroler Volkspartei auf die Bedeutung der Frauen für die Peripherie. „Gerade in ländlichen Gebieten bringen sich Frauen aktiv in die Dorfgemeinschaft, in das Ehrenamt und in die Politik ein“, unterstreicht SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard. „Unsere Dörfer wären ohne dieses Engagement um ein Vielfaches ärmer“, so Gebhard, die einen Ausbau der Unterstützung für die Frauen auf dem Land fordert.

Der Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten am 15. Oktober rückt die Rolle der Frauen bei der Förderung der landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung, der Verbesserung der Ernährungssicherheit und der Bekämpfung der ländlichen Armut in den Mittelpunkt. Die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Stärkung regionaler Wirtschaftsunternehmen etwa durch genossenschaftlich organisierte Betriebe gehören dabei zu den Anliegen, auf die dieser Welttag aufmerksam macht.

Die SVP-Frauenbewegung unterstreicht anlässlich des UN-Welttages der Landfrauen die tragende Rolle der Frauen für die Familien, für die Unternehmen und für die Gesellschaft in der Peripherie. „Gerade in abwanderungsgefährdeten Gemeinden sind es die Frauen, die durch ihre Familienarbeit und ihr Engagement für die Dorfgemeinschaft dafür sorgen, dass unsere Dörfer vor allem untertags – wenn die Männer auswärts arbeiten – lebendige Orte bleiben und nicht zu Geisterdörfern werden“, erklärt die SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard. Daher gelte es, die Frauen in der Peripherie stärker zu unterstützen: durch wohnortnahe und flexible Arbeitsmöglichkeiten sowie durch den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Sommerbetreuungsmöglichkeiten.

 

„Nur wenn es uns gelingt, die immer besser ausgebildeten Frauen vor Ort zu fördern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Peripherie zu erleichtern und das Vereinsleben zu erhalten, bleiben unsere Dörfer für junge Frauen und ihre Familien ein attraktiver Lebensraum“, unterstreicht Gebhard. „So kann es uns langfristig gelingen, der Landflucht entgegenzuwirken.“

Von: mk

Bezirk: Bozen