Von: mk
Bozen – Neun von zehn Unternehmen des Baugewerbes schätzen die Ertragslage im laufenden Jahr positiv ein, ebenso viele blicken mit verhaltenem Optimismus auf das Jahr 2026. Allerdings ist eine Verlangsamung der Investitionen zu verzeichnen. Dies geht aus der Herbstausgabe vom Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Geschäftsklima im Baugewerbe bleibt insgesamt positiv: 89 Prozent der Unternehmen geben an, mit der diesjährigen Ertragslage zufrieden zu sein. Was die Beschäftigung angeht, so gab es im Südtiroler Bausektor in den ersten neun Monaten 2025 durchschnittlich 18.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. 2,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Ertragslage im Baugewerbe – Rückblick 2016-2025 und Erwartungen für 2026
Zufrieden ist man vor allem im Tiefbau, wo die Kapazitätsauslastung weiterhin deutlich über 90 Prozent liegt – auch dank der Aufträge im Zusammenhang mit dem Nationalen Plan für Aufbau und Resilienz (PNRR). Die Ertragslage im Jahr 2025 wird von fast allen Tiefbauunternehmen als befriedigend und in fast einem Viertel der Fälle sogar als gut eingeschätzt. Auch im Hochbau bleibt die Auslastung der Produktionskapazität hoch. Das Geschäftsvolumen und die Investitionen sind auf dem Niveau des vergangenen Jahres geblieben und die Rentabilität ist für 87 Prozent der Unternehmen zufriedenstellend. Im Baunebengewerbe (Anlagenbau und Fertigstellung von Gebäuden) beklagen die Unternehmen hingegen einen Umsatzrückgang und einen starken Anstieg der Betriebskosten. Durch die Erhöhung der Preise konnten jedoch etwa neun von zehn Unternehmen dieser Branche eine zufriedenstellende Ertragslage erzielen.
Baugewerbe – Ertragslage nach Branchen
Etwa 90 Prozent der Unternehmen im Bausektor blicken auch auf das Jahr 2026 mit moderatem Optimismus. Einige Bedenken gibt es im Bereich Tiefbau, wo die Unternehmen befürchten, dass das Auslaufen des PNRR zu einem Rückgang der Aufträge und des Umsatzes führen wird. Optimistischer zeigen sich die Unternehmen im Baunebengewerbe. Diese gehen davon aus, dass die steigenden Betriebskosten durch die Anpassung der Verkaufspreise aufgefangen und somit angemessene Gewinnmargen aufrechterhalten werden können. Im Hochbau herrscht größere Ungewissheit: Das Geschäftsvolumen dürfte auf hohem Niveau bleiben, aber die Unternehmen beabsichtigen, ihre Investitionen zu reduzieren, und 15 Prozent von ihnen rechnen für das nächste Jahr mit einer unbefriedigenden Rentabilität.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, macht auf den Wohnungsmangel in Südtirol aufmerksam: „Einer der Gründe, der qualifizierte Arbeitskräfte davon abhält, nach Südtirol zu kommen, ist der Mangel an Wohnungen zu erschwinglichen Preisen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es ist sehr wichtig, dass derzeit ungenutzte Flächen, wie beispielsweise das Areal des Bahnhofs Bozen, so schnell wie möglich nutzbar gemacht werden, um dieses Problem zu lindern.“
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
„Für die Bauunternehmen ist die Zukunft mit Unsicherheit behaftet. Umso wichtiger ist es, dass die öffentliche Hand geplante Investitionen durchführt, gerade auch, um unser Land zukunftsfähig zu machen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zudem das Thema leistbares Wohnen. Hier kann und will die Bauwirtschaft ihren Beitrag leisten”, erklärt Christian Egartner, Präsident des Baukollegiums.
Rodolfo Gabrieli, Präsident CNA-SHV Bauwesen Südtirol, meint hingegen: „Der Sektor ist in guter Form, aber die Rentabilität für Kleinst- und Kleinunternehmen bleibt aufgrund der Rohstoffkosten und der Preiskonkurrenz seitens irregulärer Unternehmen gering. Eine wirksame Kontrolle der DURC-Konformität und der Punkteführerschein für Baustellen sowie neue, von der Regierung angekündigte Instrumente sind notwendig, um regelkonforme Unternehmen zu schützen.“
„Wir blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Während sich in vielen Bereichen eine leichte Erholung abzeichnet, bleibt der private Wohnbau weiterhin ein Sorgenkind: Hier ist ein deutlicher Rückgang spürbar. Leistbarer Wohnraum zählt in Südtirol zu den größten Herausforderungen – auch, weil er eng mit der Bindung qualifizierter Fachkräfte verknüpft ist“, fügt Fritz Ploner, Baugruppenobmann im lvh, hinzu.




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